"Die" KI ersetzt uns. Die KI sieht den Menschen als Bedrohung. Die KI übernimmt die Macht. Die KI fühlt sich bedroht. Die KI ist intelligenter. Die KI beschließt. Die KI betreut die Menschen. Die KI ist gleichgültig gegenüber Leid. Die KI stellt zur Verfügung. Die KI regiert die Gesellschaft. Die KI ist allwissend und bestraft. Die KI ist Beschützer-Gott.
"Die" KI sieht, übernimmt Macht, beschließt, betreut, regiert, bestraft.
Wer aber genau ist "Die KI"?
Wo auf der Welt, in welchen Forschungseinrichtungen, welchen Universitäten, welchen Start-Ups, existieren solche KIs? Oder zumindest die Grundzüge von KIs mit diesen Qualitäten?
Alles vollständige Phantasie. Reine Sci-Fi, die nicht einmal auf zeitlicher Extrapolation bestehender Algorithmen beruht, sondern sich selbst denkende, sehende, entscheidende, herrschende KIs aus der Luft herbeidenkt. Sowas ist doch nicht einmal im Ansatz vorhanden. Und möglicherweise wird sowas niemals existieren, weil - ohnehin schwer definierbare - Intelligenz nicht-algorithmisch ist? Vielleicht benötigt Intelligenz sogar einen physischen Leib, der mit seiner Umwelt agiert (Embodiment-Theorie)?
Ist ja zulässig, ein wenig herumzufabulieren. Das aber über zig Szenarien auszubreiten ist - jedenfalls für mich - relativ langweilig. Das ist keine Zukunftsmusik. Nichts, was vielleicht irgendwann mal so kommen wird. Das, was wir heute sehen, sind nicht die Anfänge von Superintelligenzen. Das, was wir heute sehen, ist erstaunlich, aber nicht intelligent.
Es ist kein Mord, einen Midjourney-Server herunterzufahren.
Will nichts unterstellen, aber oft wissen die Leute, die wüste Spekulationen über die Weltherrschaft der KIs anstellen, gar nicht so genau, wie heute KIs intern konstruiert sind. Die Erkenntnis, dass es sich vielleicht nur um etwas ähnliches wie ein statistisches Modell handeln könnte, würde vielleicht Ernüchterung bringen.
Ich habe in den 80er Jahren während des ersten KI-Hypes Informatik u.a. im Fachbereich KI studiert. Das macht mich nicht zum Experten heutiger KI-Systeme, bin da inhaltlich etwas raus, aber die damalige Euphorie ähnelte der heutigen erstaunlich. Ok. Im Schach gewinnen sie heute. Sprachübersetzung ist deutlich besser geworden. Größter Unterschied zu damals sind die heute zur Verfügung stehenden riesigen Datenmengen. Damals gab es das Internet noch nicht. Aber qualitativ handelt es sich heute um mit damals vergleichbare Systeme. Die Algorithmen unterscheiden sich teilweise, es gibt neue Ansätze, aber einen qualitativen Durchbruch zur Autonomie, zum Verstehen, zum Konzept-von-der-Welt-haben, sehe ich nicht.
Da kommt noch ein dritter Artikel-Teil? Friedliche Mensch-Maschine-Koexistenz? Das postuliert eigenständige KI-Existenz. Wird spannend, zu erfahren, wie sich "die" KI aus der Umklammerung des gnadenlosen Aus-Schalters an der Steckerleiste befreien konnte.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (28.08.2024 15:05).