Mit H4 und der Bedarfsgemeinschaft in die Geschlechtergerechtigkeit?

Da entscheiden sich zwei Menschen zusammen zu leben, und bewusst nicht zu heiraten, aus vielerlei Gründen. Einer davon könnte ja sein, das man zwar gerne Couch, Küche und Bett teilt, aber nicht das Einkommen - weil man womöglich gegen Partriarchalische Strukturen ist, und jeder sein eigenes Einkommen und damit Selbstständigkeit behält.

Und dann wird einer davon länger als ein Jahr arbeitslos, und Zack, "verheiratet" der Staat in Form des Jobcenters die zwei als Bedarfsgemeinschaft. Als viele Paare, die bewusst nicht geheiratet haben, das übergriffig fanden und sich deswegen zur Wohngemeinschaft erklärten, entwickelte das Jobcenter eine TaskForce, die Hausbesuche machte und Indizien für eine doch Paar ähnliche Wohngemeinschaft suchten: Zahnbürsten im Bad in einem, statt zwei Bechern, Einzel- oder Doppelbetten (die Nutzung eines Schlafsofas als 2. Bett ist suspekt), die Aufteilung des Kühlschrankinhalts, etc. Mein älterer Bruder und seine damalige Lebensgefährtin sind deswegen auseinander gezogen, weil sie zwar gerne mit ihm Zeit verbracht hat, aber nicht für sein Einkommen verantwortlich sein wollte. Die heute hohe Anzahl von Single-Haushalten ist auch ein Stück auf diese Veränderung zurück zu führen. Selbst wenn zwei Jungs in ner WG zusammen wohnen, sind sie bis heute verdächtigt als schwules Pärchen, wenn einige der o.g. Kriterien zutreffen.

Ist die H4-Gesetzgebung ein Teil des Kampfes gegen das Patriarchat, oder genau das Gegenteil? Hilft es dem Staat und der Gesellschaft als Ganzes, wenn immer mehr Menschen u.a. wegen solcher Gesetze in Single-Wohnungen leben?

Mir fällt dazu ein, das Ganze ist mehr als die Summe ihrer Einzelteile, aber das Ganze in möglichst viele Einzelteile zu zerlegen, ist kein Fortschritt. Es ist doch absurd, wenn zwei Menschen bewusst nicht heiraten und damit der klassischen Versorger-Ehe ein Nein erteilen, das der ach so progressive, gegen das Patriarchat kämpfende Staat sie wieder in eine solche Rolle zwingt.