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Avatar von crumar
  • crumar

mehr als 1000 Beiträge seit 08.03.2007

Sorry, dieser Beitrag ist mir zu unpolitisch und ahistorisch

Zunächst einmal sollte klar sein, dass sich bestimmte Beziehungskonstellationen in Deutschland nach dem zweiten Weltkrieg analog zur Teilung Deutschland in die BRD und die DDR herausgebildet haben.
Die BRD hat dabei ein konservatives Gegenmodell als Systemalternative entwickelt und die Auswirkungen lassen sich beweisbar noch heute aufzeigen in bspw. (aber nicht erschöpfend):

- in der generellen Erwerbsneigung von Frauen (insbesondere nach der Geburt von Kindern),
- der Vorliebe für Teilzeitarbeit,
- dem "Gender Pay Gap" (der größtenteils verlogen ist).

Bei Jugendlichen selbst in jetzigen Shell-Studien
- in der Frage, ob der Mann Alleinernährer der Familie sein soll,
- in der Präferenz von partnerschaftlichen Rollenmodellen.

In ALLEN Fällen sind (selbst junge) Frauen der BRD mit einer konservativeren Mentalität ausgestattet als die der ehemaligen DDR. Entgegen der Ansicht des Autors wählten sie nicht "ungefähr so wie die Männer", sondern die Präferenz der Frauen in der BRD für die CDU und die der Männer für die SPD lässt sich bis in die 1970er Jahre aufzeigen.

Welche komischen Kapriolen das schlug und schlägt, konnte man bereits in einer Umfrage der Zeitschrift Marie Claire von 2003 feststellen.
- 70 Prozent der Frauen im Alter von 14 bis 29 fanden, dass Männer in der Lage sein müssten, eine Frau zu ernähren.
- Zugleich waren 66 Prozent der Ansicht, dass Männer ihre Karriere zugunsten der Familie hinten anstellen sollten.
Ja, Frauen können zwei sich widersprechende Anforderungen stellen und der Meinung sein, in beiden Fällen Recht zu haben. ;)

Dass via Ehe in der BRD ein privilegiertes Lebensmodell geschaffen worden ist, durch das Frauen ohne Erwerbstätigkeit dennoch Zugriff auf das Sozialversicherungssystem geschaffen worden ist:
- qua Ehe in Krankenkasse "mitversichert",
- Witwenbezug auf eine Rente, die in einem Umlagesystem gar nicht angespart werden kann)
ist Bestandteil der Systemalternative.
Die über das Steuersystem (splitting) subventioniert und insbesondere über die Steuerklasse 1 finanziert worden ist, die bei der Einführung beim Namen, nämlich "Junggesellensteuer" genannt wurde.

Wenn man nun noch berücksichtigt, das Sozialversicherungssystem wird überwiegend durch Erwerbstätigkeit finanziert, diese wurde überwiegend von Männern geleistet, dann ist das beklagenswerte Schicksal der Frauen der BRD, "in Abhängigkeit gehalten" worden zu sein ein teurer Spaß für Männer gewesen und ist es immer noch.

Wenn man aber ganz, ganz viel Geld in die Hand nehmen muss, um einen "entgegenstehenden Willen" zu brechen, dann nennt man das Korruption und nicht Zwang.
In der Frage der "Akteure und Profiteure" ist meine Sicht auf "die materielle Basis" der feministischen Sicht diametral entgegengesetzt.

Der Autor: "Deshalb galt bzw. gilt der Mann als Oberhaupt in Ehe und bürgerlicher Familie, der angeblichen Heimat der Geschlechter."
Oh weh. Das kann a. nur für die BRD gegolten haben und selbst dagegen führt b. der Autor Gunnar Kunz an:

"Erst 1959 wurde das männliche Oberhaupt in der Familie und die Hausfrauenehe abgeschafft, heißt es, bis 1958 galt das Letztentscheidungsrecht des Ehemanns in strittigen Fragen, und der Ehemann verwaltete das Vermögen seiner Frau. Stimmt. Die Versorgungspflicht des Mannes hingegen, der per Gesetz seine Familie – auch eine reiche Frau – zu ernähren hatte, blieb bis 1977 in Kraft, ohne dass eine Feministin darin eine Ungerechtigkeit gesehen hätte."

Nächstes feministisches Ammenmärchen, das von ihm zerpflückt wird:
"Vor 1962 durften Frauen kein eigenes Bankkonto führen, wird kolportiert. Was den falschen Eindruck erweckt, Männer hätten im Gegensatz dazu über ein Konto verfügt. Tatsächlich wurden bis 1957 Löhne und Gehälter grundsätzlich bar ausgezahlt, Arbeiterfrauen warteten am Werktor, um die Lohntüten ihrer Männer in Empfang zu nehmen und das Lebensnotwendige einzukaufen. Erst ab 1957 wurde nach und nach auf Überweisung der Löhne umgestellt. Im Übrigen stellte der Spiegel 1975 fest: „Nur noch 4 Prozent der Männer sind alleinige Kontoinhaber; in jeder zweiten Ehe wird über Geldausgaben gemeinsam entschieden, in jeder dritten allein von der Frau [!] und nur in jeder vierten allein vom Ernährer“.
https://alternativlos-aquarium.blogspot.com/2020/03/kleine-geschichte-des-familienrechts-in.html

Übrigens ist er auch Autor des "Schwarzbuchs Feminismus" - exzellentes Werk mit 7000 Quellenangaben.
Macht aber schlechte Laune, wenn man den Umfang von Fälschungen, Propaganda und Halbwahrheiten der letzten Jahrzehnte nachvollziehen kann.
Trotzdem uneingeschränkt empfehlenswert!

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