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  • Frank(TM)

229 Beiträge seit 22.10.2000

Propaganda ist gut für Dich (Hab Vertrauen!)

Daniel Unruh schrieb am 10. September 2002 14:38

[ich schrieb]
> > Man benötigt Kriegspropaganda um das eigene Volk gegen den Gegner
> > zu motivieren, da aber laut Propaganda die Gegner hassenswerte,
> > lebensunwerte Bestien sind, kommt es zum Vernichtungskrieg. Alles
> > andere als die totale Auslöschung des Gegners, seiner Infrastruktur
> > und seiner Ideologie ist nicht mehr drin. (Sehr verkürzt dargestellt).

> Das deckt sich mit meinen Beobachtungen. Auf linken Sendern (inbes.
> ARD & ZDF) wird die Motivationsfrage gar nicht erst gestellt, aber
> auf Fox News zum Beispiel wird die Argumentation genau so geführt.

Ich kann über Fox News kein qualifiziertes Urteil abgebe, da ich
diesen Sender nicht empfangen kann. Aber ich habe noch im Hinterkopf,
daß einige-viele des TP-Forums diesen Sender als übelste
Propagandamaschine beschrieben.

> Seit Mitte des 20. Jahrhunderts kämpfen nicht mehr einzelne Herrscher
> mit ihren Armeen gegeneinander, sondern ganze Völker. Dadurch wird
> natürlich auch die  Zivilbevölkerung mit in Anspruch genommen
> (Heimatfront, Bombardierung von Infrastruktur etc..)

*Mööp* Ganz falsch. Zum Einen begann es schon zu Anfang des 20.
Jahrhunderts (ideologischer Konflikt zwischen der Demokratie USA und
den Monarchien Deutschland/Österreich-Ungarn im WK1), zum anderen
führen immer nur die Mächtigen Krieg miteinander. Die Idee eines
homogenen "Volkes" mit gemeinsamen Meta-Interessen, die durch die
regierende Elite vertreten werden (AKA Nationalismus) sollte
eigentlich seit dem WK1 nicht mehr ernstgenommen werden.
Der normale Iraker/Iraner/Palestinenser/sonstiger "axis of evil"-er
wird vermutlich die gleichen/ähnlichen Interessen wie ich haben:
genug Geld für sich und seine Familie verdienen, seine Familie, Leben
und Freizeit genießen und sich so weit wie möglich vom Staat
fernhalten.

> Randbemerkung: Der Begriff "Propaganda" wird seit vielen Jahrzehnten
> nicht mehr benutzt und ist in diesem Zusammenhang auch sehr
> irreführend.

*Der* ist echt gut, Respekt! Nein, "Propaganda" wird da sehr wohl als
Begriff benutzt und ist absolut nicht irreführend. Die regierende
Führung will mir was vom "Kampf der Völker/Kulturen" erzählen und
erwartet, daß ich für die in den Krieg ziehe gegen genauso arme
Schweine wie mich auf der Gegenseite? 

> Wir haben es vielmehr mit einer öffentlichen Diskussion
> zwischen den Führern dieser Welt und dem Volk, bzw. den Gesetzgebern
> zu tun. Daß hier gelegentlich auch Überzeugungsarbeit geleistet
> werden muß, versteht sich von selbst.

Es ist keine öffentliche Diskussion. Das old boys' network legt die
Ziele fest und die Untertanenklasse hat zu applaudieren und sich als
Kanonenfutter zur Verfügung zu stellen. Da die Untertanenklasse aber
unterbewußt weiß, daß das nicht zu ihrem Nutzen ist, muß sie
natürlich durch Überzeugungsarbeit/Propaganda zu ihrem "Glück"
überredet werden.

[ich schrieb]
> > Militärische Siege bringen nichts, wenn die Politik sie nicht
> > langfristig sichern kann. Das ganze Porzellan, das Dabbeljuh und sein
> > Dunstkreis auf der Erde zerschlagen, kann auch die Überlegenheit der
> > USAF nicht mehr retten.

> Wenn die USA jetzt nicht handeln, werden sie innerhalb der nächsten
> Jahrzehnte in die Bedeutungslosigkeit absinken und ganz andere Kräfte
> werden das Weltgeschehen bestimmen - islamischer Fundamentalismus zum
> Beispiel.

Die USA werden auf jeden Fall irgendwann in die Bedeutungslosigkeit
absinken, denn kein Imperium hatte bisher in der Geschichte Bestand. 
Zudem denke ich nicht, daß der islamische Fundamentalismus eine
Chance hätte "das Weltgeschehen zu bestimmen" (Nietzsche?), dazu sind
die zu unproduktiv. Da solltest Du Dein Augenmerk eher auf
China/Südostasien richten.

> Es ist nicht so, als ob die USA die Wahl hätten. Es gibt keine
> Alternative.

Auch ein Klassiker. Von Chomsky schön als "Illusion der
Alternativen/keiner Alternativen" beschrieben. Es gibt immer
Alternativen, allein die Propagandisten wollen uns einreden es gäbe
nur einige oder wenige.

[Daniel Unruh schrieb]
> > > Man darf nicht vergessen, daß 79% der 19 Selbstmord-Attentäter vom
> > > 11.09.01 (einer lebt noch) aus [Saudi-Arabien] stammen und sie alle
> > > Anhänger des Wahabismus waren/sind, der dort Staatsreligion ist.

[ich schrieb]
> > Womit man wieder bei der Moral wäre. Hätte man mal diese Bande nicht
> > in den vergangenen Jahrzehnten toleriert/aktiv gefördert.

> Das ist ein noch stärkeres Argument für eine Intervention. Es steht
> außer Frage, daß die USA mit der Unterstützung von Saddam Hussein,
> Bin Ladin, den Taliban und anderen Verrückten etliche Fehler gemacht
> haben. Doch es ist ihnen hoch anzurechnen, daß sie anschließend die
> Sauerei auch wieder wegräumen.

Wieder eine Propaganda-Pirouette, die Chomsky schön in "Anleitung zum
Unglücklichsein" beschrieb: die Illusion, "mehr desselben" würde das
Problem lösen. Wenn Gebete Dein Problem nicht lösen, hast Du nicht
genug gebetet. Wenn CIA, unrechtmäßige Polit-Interventionen und
Etablierung von Regimen vor Ort nicht geholfen haben, dann waren die
Maßnahmen nur nicht ausreichend genug.
Keine Erkenntnis, daß die Methoden an sich falsch sind. Statt dessen
nur "mehr desselben". Bestimmt wird dadurch alles gut.

> Gerade die Verantwortung, die aus der Unterstützung der jetzigen
> Terroristen in der Vergangenheit erwächst, gebietet es doch, daß die
> USA jetzt militärisch hart durchgreifen.

Fast richtig. Lass mich mal umformulieren:
"Gerade die Verantwortung, die aus der Unterstützung der jetzigen
Terroristen in der Vergangenheit erwächst, gebietet es doch, daß die
Bevölkerung der USA jetzt hart gegen die Regierung durchgreift."

Ansonsten liest es sich so, als ob die Leute, die dort den Teufel
beschworen haben, jetzt mit Beelzebub dort aufräumen sollten.

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