Vorausgeschickt: Ich gehöre zu den eher Organisationsunwilligen
dieser Republik, hauptsächlich, weil ich mich nicht gerne
vereinnahmen lasse. Aus diesem Grund leiste ich mir auch den Luxus
der Distanziertheit zu den großen politischen Strömungen im Land.
Während der Artikel zum Bürgerkonvent mich lediglich ob seiner
Kurzsichtigkeit und rein oberflächlichen Struktur verwundert, sind
die meisten Beiträge im Forum einfach nur noch ermüdend.
Grundsätzlich ist jede Form von Transparenz auch und gerade im
Vereinswesen zu begrüßen und eine „Bewegung“, die sich verstärkter
Transparenz gerade hinsichtlich ihrer Finanzquellen verweigert, darf
sich zu Recht auf Misstrauen gefasst machen. Die Art und Weise, wie
hier im Forum auf die bekannt gewordenen Namen reagiert wird, lässt
aber schon fast wieder Verständnis für die Zurückhaltung des
Bürgerkonvents aufkommen.
Man mag von Miegel halten, was man will: ihn auf Grund der Tatsache
abzulehnen, dass er als Politikberater tätig war, ist derart absurd,
dass ich mich ernsthaft fragen muss, ob außer mir auch noch andere
Erwachsene die Inhalte von Telepolis konsumieren, bzw. sich am Forum
beteiligen. In jedem anderen Land der Welt gilt es als
Qualifikationsmerkmal, wenn jemand in verantwortlicher Position tätig
war und sich anschließend, wie gemeinnützig auch immer, engagiert.
Ich kann den kleinen Schreihälsen nur regelmäßige Lektüre von
Presseerzeugnissen ans Herz legen, dann werden sie feststellen, dass
Politikberatung von wissenschaftlicher Seite in diesem Land (wie auch
im Rest der demokratischen Welt) essentieller Bestandteil der
Meinungsbildung ist und es verfassungsgemäß auch sein soll. Ferner
wird man auf diese Weise in Kürze gewahr, dass alle Parteien sich von
der (weitgehend) gleichen Klasse Wissenschaftlern beraten lässt.
Spätestens seit Rürup (der im Übrigen schon als er die Blüm´sche
Rentenreform konzipierte langjähriges SPD-Mitglied war) muss das doch
auch ins Bewusstsein nur mäßig Informierter getreten sein. Grüne und
CDU greifen auf die gleichen Experten im Bereich Umwelt zurück wie
FDP und SPD im Bereich Wirtschaft, Rente oder Gesundheit. Und das ist
auch in Ordnung so, weil einen guten Wissenschaftler auszeichnet,
dass er jenseits irgendwelcher ideologischer Barrieren zu beraten
imstande ist. Wir leben längst in einer Welt, in der Antworten auf
Sachfragen nicht mehr ideologisch gegeben werden können, die
sogenannten „Reformbemühungen“ seit den frühen 70er Jahren bis heute
unter wechselnden politischen Vorzeichen sind dafür wohl Beweis
genug.
Wer die mangelnden Inhalte einer gerade Mal drei Monate existierenden
Bewegung beklagt, die sich gerade die Meinungsbildung mittels Diskurs
und Beteiligung der Bürger zum Ziel gesetzt hat, argumentiert an der
Sache vorbei. Die Inhalte können logischerweise erst entwickelt
werden und müssten mit der Bewegung wachsen, so das Konzept denn
aufginge.
In diesem Zusammenhang seien kurz die Berichte aus den ersten zwei
Jahren von Attac erwähnt, einer Bewegung, die mehrere Jahre brauchte
um irgendeine Position jenseits von „aber ich bin doch dagegen“ zu
Formulieren und die dann, als sie endlich zu inhaltlichen Positionen
gefunden hatte, vehement von denjenigen, auf die sie sich berief
kritisiert wurde (siehe Tobin) und fast gleichzeitig aufhörte zu
wachsen, weil sich die Interessen von Agrarsubventionisten,
Antikapitalisten und Verfechtern des freien Handels einfach nicht
unter einen Hut bringen ließen.
Um noch mal auf den Finanzierungsaspekt zurückzukommen: Transparenz
sollte sein, keine Frage. Zudem ist aber zu beachten, gerade
angesichts der sich in den vergangenen Jahren immer wieder
gegründeten und nach kürzester Zeit wieder eingeschlafenen
Initiativen, die im großen und ganzen das gleiche wollten, wie der
Bürgerkonvent es anscheinend will, dass in einer Mediengesellschaft
zur Mobilisierung einer Bewegung aus der Mitte der Gesellschaft
heraus (also desjenigen Teils der Bevölkerung, der gezwungen, bereit
und in der Lage ist, sein täglich Brot durch Arbeit zu verdienen und
der in der Regel und im Durchschnitt auch gerne darüber hinaus ein
wenig für seine Leistung belohnt werden möchte, folglich nicht den
ganzen Tag Zeit hat für Ehrenamtliches) eine Initialgröße
erforderlich ist, die nur über massive Medienpräsenz erreicht werden
kann, bis so etwas zum Selbstläufer wird.
Bleibt also abzuwarten, was aus dieser Vereinigung wird und in welche
Richtung sie sich (natürlich, und da ist jedes Abstreiten von
Ambitionen Heuchelei) politisch entwickeln wird. Obwohl ich die dann
dort vermutlich vertretenen Ansichten kaum teilen werde, betrachte
ich es als demokratisch notwendig, dass die Masse der Bevölkerung,
die für sich ja immer den „gesunden Menschenverstand“ reklamiert,
wieder eine politische Stimme bekommt. Die im Bundestag vertretenen
Parteien sind jedenfalls längst nicht mehr deren Repräsentanten.
Abschließend sei noch kurz empfohlen, Fremdwörter vor Gebrauch
nachzuschlagen, und zwar im entsprechenden Fachlexikon, nicht in den
Broschüren zur Argumentationshilfe von irgendwelchen
Lobbyvereinigungen. Es ist auch für einen Laien ein gutes Gefühl,
wenn Experten sich mal nicht vor Lachen die Bäuche halten, sobald man
zum Beispiel eine Vokabel wie „neoliberal“ verwendet.
Beste Grüße und viel Erfolg beim Entidiologiseren
Subatomar
dieser Republik, hauptsächlich, weil ich mich nicht gerne
vereinnahmen lasse. Aus diesem Grund leiste ich mir auch den Luxus
der Distanziertheit zu den großen politischen Strömungen im Land.
Während der Artikel zum Bürgerkonvent mich lediglich ob seiner
Kurzsichtigkeit und rein oberflächlichen Struktur verwundert, sind
die meisten Beiträge im Forum einfach nur noch ermüdend.
Grundsätzlich ist jede Form von Transparenz auch und gerade im
Vereinswesen zu begrüßen und eine „Bewegung“, die sich verstärkter
Transparenz gerade hinsichtlich ihrer Finanzquellen verweigert, darf
sich zu Recht auf Misstrauen gefasst machen. Die Art und Weise, wie
hier im Forum auf die bekannt gewordenen Namen reagiert wird, lässt
aber schon fast wieder Verständnis für die Zurückhaltung des
Bürgerkonvents aufkommen.
Man mag von Miegel halten, was man will: ihn auf Grund der Tatsache
abzulehnen, dass er als Politikberater tätig war, ist derart absurd,
dass ich mich ernsthaft fragen muss, ob außer mir auch noch andere
Erwachsene die Inhalte von Telepolis konsumieren, bzw. sich am Forum
beteiligen. In jedem anderen Land der Welt gilt es als
Qualifikationsmerkmal, wenn jemand in verantwortlicher Position tätig
war und sich anschließend, wie gemeinnützig auch immer, engagiert.
Ich kann den kleinen Schreihälsen nur regelmäßige Lektüre von
Presseerzeugnissen ans Herz legen, dann werden sie feststellen, dass
Politikberatung von wissenschaftlicher Seite in diesem Land (wie auch
im Rest der demokratischen Welt) essentieller Bestandteil der
Meinungsbildung ist und es verfassungsgemäß auch sein soll. Ferner
wird man auf diese Weise in Kürze gewahr, dass alle Parteien sich von
der (weitgehend) gleichen Klasse Wissenschaftlern beraten lässt.
Spätestens seit Rürup (der im Übrigen schon als er die Blüm´sche
Rentenreform konzipierte langjähriges SPD-Mitglied war) muss das doch
auch ins Bewusstsein nur mäßig Informierter getreten sein. Grüne und
CDU greifen auf die gleichen Experten im Bereich Umwelt zurück wie
FDP und SPD im Bereich Wirtschaft, Rente oder Gesundheit. Und das ist
auch in Ordnung so, weil einen guten Wissenschaftler auszeichnet,
dass er jenseits irgendwelcher ideologischer Barrieren zu beraten
imstande ist. Wir leben längst in einer Welt, in der Antworten auf
Sachfragen nicht mehr ideologisch gegeben werden können, die
sogenannten „Reformbemühungen“ seit den frühen 70er Jahren bis heute
unter wechselnden politischen Vorzeichen sind dafür wohl Beweis
genug.
Wer die mangelnden Inhalte einer gerade Mal drei Monate existierenden
Bewegung beklagt, die sich gerade die Meinungsbildung mittels Diskurs
und Beteiligung der Bürger zum Ziel gesetzt hat, argumentiert an der
Sache vorbei. Die Inhalte können logischerweise erst entwickelt
werden und müssten mit der Bewegung wachsen, so das Konzept denn
aufginge.
In diesem Zusammenhang seien kurz die Berichte aus den ersten zwei
Jahren von Attac erwähnt, einer Bewegung, die mehrere Jahre brauchte
um irgendeine Position jenseits von „aber ich bin doch dagegen“ zu
Formulieren und die dann, als sie endlich zu inhaltlichen Positionen
gefunden hatte, vehement von denjenigen, auf die sie sich berief
kritisiert wurde (siehe Tobin) und fast gleichzeitig aufhörte zu
wachsen, weil sich die Interessen von Agrarsubventionisten,
Antikapitalisten und Verfechtern des freien Handels einfach nicht
unter einen Hut bringen ließen.
Um noch mal auf den Finanzierungsaspekt zurückzukommen: Transparenz
sollte sein, keine Frage. Zudem ist aber zu beachten, gerade
angesichts der sich in den vergangenen Jahren immer wieder
gegründeten und nach kürzester Zeit wieder eingeschlafenen
Initiativen, die im großen und ganzen das gleiche wollten, wie der
Bürgerkonvent es anscheinend will, dass in einer Mediengesellschaft
zur Mobilisierung einer Bewegung aus der Mitte der Gesellschaft
heraus (also desjenigen Teils der Bevölkerung, der gezwungen, bereit
und in der Lage ist, sein täglich Brot durch Arbeit zu verdienen und
der in der Regel und im Durchschnitt auch gerne darüber hinaus ein
wenig für seine Leistung belohnt werden möchte, folglich nicht den
ganzen Tag Zeit hat für Ehrenamtliches) eine Initialgröße
erforderlich ist, die nur über massive Medienpräsenz erreicht werden
kann, bis so etwas zum Selbstläufer wird.
Bleibt also abzuwarten, was aus dieser Vereinigung wird und in welche
Richtung sie sich (natürlich, und da ist jedes Abstreiten von
Ambitionen Heuchelei) politisch entwickeln wird. Obwohl ich die dann
dort vermutlich vertretenen Ansichten kaum teilen werde, betrachte
ich es als demokratisch notwendig, dass die Masse der Bevölkerung,
die für sich ja immer den „gesunden Menschenverstand“ reklamiert,
wieder eine politische Stimme bekommt. Die im Bundestag vertretenen
Parteien sind jedenfalls längst nicht mehr deren Repräsentanten.
Abschließend sei noch kurz empfohlen, Fremdwörter vor Gebrauch
nachzuschlagen, und zwar im entsprechenden Fachlexikon, nicht in den
Broschüren zur Argumentationshilfe von irgendwelchen
Lobbyvereinigungen. Es ist auch für einen Laien ein gutes Gefühl,
wenn Experten sich mal nicht vor Lachen die Bäuche halten, sobald man
zum Beispiel eine Vokabel wie „neoliberal“ verwendet.
Beste Grüße und viel Erfolg beim Entidiologiseren
Subatomar