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  • Ulrich Sommer

mehr als 1000 Beiträge seit 15.07.2010

Waldorf-Bewegung - die große Gefahr?

Ich habe Steiner auch nicht gelesen und bin kein Fan von ihm.
Aber was ist dran an der Gefährdung durch die anthroposophische
Bewegung, speziell in Bezug auf Waldorfschulen?

Waldorfschulen verweigern sich mit Sicherheit der PISA-Hysterie, und
dem uniformen staatlichen Schulmodell, welches Kindern einheitliches
und nachprüfbares Wissen eintrichtern will. Siehe auch:
http://www.heise.de/tp/artikel/40/40010/1.html
http://www.heise.de/tp/artikel/39/39307/1.html
und viele weitere Artikel
Wenn man diese Entwicklungen als staatlichen Entwicklungsauftrag
betrachet, hat Frau Wagner wohl recht, wenn sie behauptet,
Waldorfschulen würden bei genauerem Hinsehen nicht dem öffentlichen
Bildungsauftrag entsprechen.
Das wäre dann aber wohl eher ein Qualitätsmerkmal.
Gerade das Versagen der Bildungspolitik vor dem Hintergrund des durch
PISA erzeugten Drucks ist ein Hauptgrund für den hohen Zulauf auf
Waldorfkindergärten und Schulen. Das Beispiel demotivierter und
überforderter Lehrer und Schüler ist immer präsenter und der
Leidensdruck enorm. Wer sich Waldorf oder Montessori oder eine andere
Privatschule mit gutem Ruf leisten kann, zieht ab.
Wer den Waldorfschulen wirklich schaden will, kümmert sich um eine
Kindgerechte Bildungspolitik, die starke, gebildete und kritische
Menschen heranwachsen lässt, und keine verängstigten Ja-Sager.

Die Geschwindigkeit des vermittelten konventionellen Stoffs ist am
Anfang auf der Waldorfschule etwas geringer. Im Vordergrund steht das
Erleben und viel praktische Erfahrung.
Am Ende schaffen mindestens genau so viele Waldorfschüler das Abi
oder jeden anderen Abschluss nach den selben staatlichen Kriterien.
Die meisten Absolventen reden gut über die Vergangenheit und sind
dankbar, dort gewesen zu sein. Es gibt auch keine Hinweise darauf,
dass die Waldorfausbildung einen schlechten Start für das Leben
bedeuten würde.

So viel also zum "Verfehlen" des staatlichen Bidldungsauftrages.
Was hat Frau Wagner sonst zu sagen?

Die Waldorfbewegung sei eine Bewegung? Ja ist das etwas gefährliches?
Muss man die Deutschen vor so etwas schützen? Ich selber bin Teil von
mehreren "Bewegungen" wie beispielsweise der Friedensbewegung oder
der Umweltbewegung.
Ja sicher ist die Waldorfbewegung eine solche. Ich bin kein echter
Anhänger. Aber die Werte, die sie nach meinem Wissen vertreten, sind
keine schlechten.
Rassismus wird man auf Waldorfschulen definitiv nicht begegnen.
Und Esoterik wird auf den Waldorfschulen auch nicht gelebt. In den
Kindergärten werden Märchen und Fabeln gespielt und bearbeitet. Wer
das Als Esoterik betrachten mag - von mir aus. Das hat aber nichts
mit Aberglauben zutun, sondern mit einer kindgerechten, die Phantasie
anregenden Kinderwelt. 

Dass Waldorfschulen bereits wegen Impfverweigerung geschlossen werden
mussten würde ich beispielsweise mit der öffentlichen Hysterie bei
Masern in Verbindung bringen. Früher bekam jedes Kind Masern und
heute steht die Welt Kopf, wenn in München ganze 20 Masernfälle
(genaue Zehl ist mir nicht mehr in Erinnerung) bekannt werden.
Jawohl, es gibt in der Waldorfszene Impfkritiker. Das wird von den
Lehrern meineswissens nicht verbreitet, entspricht aber durchaus dem
Denken der Anthroposophie. Die meisten Anhänger sehen Impfung nicht
generell als ungut an und erkennen die großen Erfolge des Impfwesens
für die Gesundheit an. Aber sie diskutieren eben auch Fälle von
Impfschäden, welche von offizieller Seite der Pharmaindustrie kausal
geleugnet werden. Von daher konzentrieren sich die Anthroposophen
eher auf die wirklich wichtigen Impfungen. Das kann man auch anders
sehen. Wer es aber komplett als Spinnerei abtut und jede
diesbezügliche Meinung von Vornherein abwürgen will, der deckt im
Umkehrzug die Pharmaindustrie und verhindert kritische Aufklärung
über deren Auswüchse.

Den Vogel schießt Frau Wagner ab, wenn sie moniert, Weleda würde
seinen Patienten Blei verabreichen: der "bleihaltige" Wirkstoff
"Plumbum mellitum Trit. D12" ist, wie der Name sagt, hoch potentiert.
Da ist chemisch gesehen kein Blei drinnen. Sonst hieße es nicht
"D12".
Homöopathie wird in den Schulen nebenbei nicht angewendet oder
gelehrt. Weleda ist eine eigenständige Firma.

Das Kennzeichen "Demeter" steht seit der Urzeiten der "Bio-Bewegung"
für höchste Qualität und strengste Nachhaltigkeit. Man mag über die
anthroposophischen Methoden schmunzeln. Aber die Produkte sind
erstklassig. Ohne Demeter wäre Bio vermutlich nicht so stark
geworden. Und es wird niemand unter Druck gesetzt (außer bei
Einhaltung der Kriterien). Aber auch Demeter ist in
Waldorfkindergärten und Schulen organisatorisch nicht präsent. Es
kann allerdings passieren, dass vermehrt Bio-Lebensmittel angeboten
werden (nach meiner Erfahrung unabhängig vom Label). Wer Demeter
meidet, um eine "Bewegung" zu stoppen, der sollte sich auch lieber
gegen Scientology oder die Zeugen Jehovas einsetzen. Da gibt es
Gruppenzwang und psychische Gefangenschaft. Das gibt es in der
Anthroposophie definitiv nicht.

Ja und das war es dann an Kritik. Schlagende Sachargumente konnte ich
nicht finden. Es sei Frau Wagner vergönnt, die Anthroposophen komisch
oder unsympathisch zu finden. Aber eine Gefahr geht von ihnen nicht
aus. Ich habe noch nie mitbekommen, dass sie bezüglich der
Zugehörigkeit Druck ausgeübt hätten, wie Sekten. Mir bekannte
Homöopathische Ärzte sind bezüglich ihrer Verantwortung für den
Patienten sehr empfindlich und verweisen bei ihren Fach-Grenzen rasch
an fachspezifische Schulmediziner. Ich konnte hingegen aber bei
Menschen, die sich homöopathisch behandelt haben häufig Erfolge
erleben. Und wenn es nur ein Plazebo-Erfolg gewesen wäre (was ich
nicht glaube). Das Resultat spricht für sich.

Leben und Leben lassen! Ich bin kein Anthroposoph, nicht einmal ein
echter Fan. Aber ich kann nichts erkennen, was sie zu einer Gefahr
machen würde, keine Umgangsarten, die die Freiheit der Menschen
einengen oder sie gefährden würden. Ich habe aber bei Anthroposophen
viel Herzlichkeit, Lebendigkeit, Respekt vor anderen und der Umewlt
und mit Fröhlichkeit erlebt. Es ist mit Sicherheit kein Nachteil für
junge Menschen, durch Anthroposophen in das Leben geführt zu werden.

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