... Ausführungen an. Dennoch stellt sich die Frage: Wie könnte man es besser machen?
Oder mal ganz zu schweigen von "besser" -- was wären die Alternativen? Konkret. Wie könnte man es anders machen? Und zwar "anders", so dass es auch funktioniert.
Der Schwenk von der Wachstumswirtschaft hin zur Verwaltungswirtschaft ab Mitte der 1950er Jahre hat den Niedergang der Sowjetunion eingeleitet. Es war nicht so sehr das von dir angeführte "Fehlen der Voraussetzungen für Sozialismus", sondern die unter diesen Bedingungen vollzogene strategische Neuausrichtung unter Chruschtschow: Weg vom weiteren Entwickeln der Produktivkräfte hin zur Konzentration auf Spitzentechnologie.
Hier habe ich das ein wenig angerissen: https://www.heise.de/forum/p-34988996/
Aus den Fehlern der Sowjets haben die Chinesen ihre Lehren gezogen. So war das zuvor erwähnte Spätwerk von Stalin "Ökonomische Probleme des Sozialismus in der UdSSR" eine Schlüsselschrift für die Ausarbeitung der theoretischen Grundlagen für die Reformen unter Deng Xiaoping.
Wir haben hundert Jahre Erfahrung mit sozialistischer Praxis. Es gibt keinen Grund, noch immer im 19. Jahrhundert bei Marx zu hängen, statt Xi Jinping zu lesen:
https://translate.google.com/translate?hl=en&sl=auto&tl=en&u=http%3A%2F%2Fwww.qstheory.cn%2Fdukan%2Fqs%2F2019-03%2F31%2Fc_1124302776.htm
Oder wenigstens Stalin:
http://ciml.250x.com/archive/stalin/german/band15/oekonomische_probleme_des_sozialismus_in_der_udssr_28_september_1952.html
Materialist ist mein zweiter Name. Es ist beaufsichtigter Kapitalismus. Und nach Marx drückt sich Kapitalismus durch Privateigentum, Lohnarbeit, Konkurrenz, Entfremdung und Ausbeutung aus. Und insbesondere durch den Ausschluss der Produzenten von der Verfügung über die Produktionsmittel und die sozialen Strukturen.
Du hast eingangs beschrieben, wie die Kommandohöhen der Wirtschaft nach wie vor in staatlicher Hand sind. Die heißen ja mit gutem Grund "Kommandohöhen".
Wenn mir Leute kommen (nicht solche wie du, sondern theoretisch weniger geschulte) und sagen "Ach, China ist kapitalistisch." dann antworte ich immer "Ja dann lass uns doch unseren Kapitalismus genauso organisieren: Fünfjahrespläne machen, Banken und Infrastruktur verstaatlichen, etc pp..."
Insbesondere mit offen als "Kapitalisten" auftretenden Leuten diskutiere ich so.
Adam Smith unterschied drei Arten von Einkommen: Lohn, Profit und Rente. Also, nicht Rente im Sinne von Alterssicherung, sondern im klassischen Sinn, Bodenrente etc.
Und der meiste heute anfallende "Profit" ist eigentlich gar nicht Profit, sondern eben Rente. "Kompensationszahlungen" für die Tatsache, dass jemand "Eigentümer" ist... Gerade die Kommandohöhen der Wirtschaft sind klassische "Rentenschleudern". Yey! Voll die "Meritokratie" und "freie Marktwirtschaft". Selbst klassichen Liberalen stößt das extrem auf.
Der Diskurs ist heute wieder wesentlich offener als noch vor 10-15 Jahren, und ich finde, China zeigt durchaus, das es anders geht, und zwar in einem Sinne, der eine deutliche Mehrheit der Menschheit nicht nur erreicht, sondern auch überzeugt.
Und das verdient deutlich mehr Solidarität seitens uns, hiesiger Sozialisten & Kommunisten.
Und die finanziellen Mittel zum Gegenhalten hat es (das Kapital) inzwischen.
Hat es immer gehabt! Das Kapital war bisher immer in den westlichen Ländern konzentriert und hat zugleich die ganze Welt durchdrungen. Es ist der Würgegriff des westlichen Kapitals, der allen sozialistischen Ländern das Leben schwer gemacht hat. Mit Sanktionen, die in der Regel katastrophale Auswirkungen und Millionen von Hungertoten zur Folge hatten, und oft genug mit grausamen blutigen Kriegen.
Die Sowjetunion hat es eine relativ lange Zeit lang geschafft, dem zu widerstehen, Kuba ist ein weiteres beeindruckendes Beispiel, und China hat die Spielregeln quasi an sich gerissen und ist dabei, die Konzentration des Kapitals im Westen aufzubrechen.
Die KPCh begibt sich mit der immer weiter fortschreitenden Privatisierung in äußerst gefährliches Fahrwasser.
"Wenn du Angst vor Wölfen hast, geh nicht in den Wald." Wenn man vorwärts kommen will, dann kann man nicht nur in seichtem Wasser fahren. Man muss riskieren, und dabei aber darauf achten, dass man das Ruder fest in der Hand hält.
Und genau das macht China. Nichts anderes. Und das außerordentlich erfolgreich.
Die Verwaltungswirtschaft nach sowjetischem Vorbild hat den netten Nebeneffekt gehabt, dass die Manager Eigentümer werden wollten. Und für diesen Wunsch letztlich den ganzen Laden kaputt geschlagen haben... Auch daraus hat China gelernt. Es lässt diese Leute gleich Eigentümer sein, und das aber in stark reglementierten Bahnen.
Denn diese Leute sind nicht im gleichen Sinne Eigentümer wie hierzulande! Sie sind auch keinesfalls mit den postsowjetischen Oligarchen zu vergleichen. Vielleicht wäre es besser, von "Besitzern" zu sprechen oder so, denn letzten Endes gehört aller Grund und Boden dem Staat -- was jedem in China lokalisiertem "Eigentum" klare Grenzen setzt.
Generell stellt sich doch die Frage: Wie stellt man sicher, dass Verwalter Verwalter bleiben, ohne korrumpierende Eigeninteressen im Dienste der Gesellschaft stehend?
Da hast du etwas falsch verstanden. Die ausreichende Entwicklung der Produktivkräfte muss im Kapitalismus erfolgen. Erst dann hat der Sozialismus eine begründete Chance. Ich sehe im Fehlen dieser Voraussetzung die wesentliche Ursache für das Scheitern des Sozialismus in der Sowjetunion und ihrer Satellitenstaaten. Marx warnte selbst vor zu "frühen" Revolutionen, Lenin meinte jedoch, jede Chance ergreifen zu müssen und ein quasi feudales Rußland direkt in den Sozialismus zu überführen. An diesem Fehlschluß haben sich leider auch die Chinesen orientiert.
Ich denke ehrlich, du solltest dich neu mit der Geschichte der Sowjetunion beschäftigen. Da ist in den letzten 30 Jahren enorm viel an neuer Information zutage gekommen, die deutlich macht, wie sehr von Mythen durchtränkt unser "Kenntnisstand" doch ist...
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Edit: Huawei ist nicht einfach ein Privatunternehmen, sondern eine Genossenschaft.
Ich müsste jetzt nachgucken, was die anderen von dir genannten Unternehmen betrifft, aber das Genossenschaftswesen ist die (soweit ich weiß) dominierende privatwirtschaftliche Unternehmensform in China. Zumindest bei chinesischen Unternehmen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (21.10.2019 14:49).