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  • mermar

mehr als 1000 Beiträge seit 23.12.2018

Neue Blutuntersuchungen

Es gibt ja mittlerweile schon eine Reihe von Untersuchungen zu Antikoerpern.

Insbesondere waren mir drei bekannt:

i) Der Fall Castiglione d'Adda wo man gefunden hat dass 70% der Blutspender Antikoerper hatten

ii) Der Fall St Ulrich/Groeden wo man bei 50% Antikoerper gefunden hat

iii) Das Streeck-Dorf irgendwo bei Aachen mit konservativ eingeschaetzt 15% (gemessen 20%) Antikoerper.

Zumindest St.Ulrich und der Streeck wurden kritisiert wegen der Zuverlaessigkeit der Tests (angeblich zu sensibel; zu wahrscheinlich dass sie auch bei den Antikoerpern fuer weniger gefaehrliche Antikoerper anschlagen). Ob das auch auf Castiglione zutrifft weiss ich nicht.

Mittlerweile hab ich von ein paar weiteren gelesen.

i) In Boston hat das groesste Krankenhaus in einem schwerer betroffenen Stadtteil einen Stand aufgemacht und Passanten gefragt ob sie sich testen lassen wuerden. Von 200 hat man so das Blut gekriegt. Ein Drittel hatte Antikoerper.

Keine Ahnung wie gut der Test da war. Auch schwer einzuschaetzen wie da die Selektion laeuft. Lassen sich Leute die vermuten betroffen gewesen zu sein eher testen?

ii) Auch in Boston hat man 397 Leute in einem homeless shelter getestet. Aber nicht auf Antikoerper sondern nur mit dem ueblichen Test fuer eine gegenwaertige Infektion. 146 hatten den Virus in dem Moment (irgendwas zwischen 35% und 40%). Noch interessanter: Nicht eine einzige dieser 146 Personen zeigte irgendein Symptom.

Das finde ich den krassesten Fall. Sicher homeless shelter ist schon eine besondere Selektion. Aber fast 40% aktuell Infizierte und moeglicherweise nochmal ein paar Prozent schon Geheilte und trotzdem kein einziger mit Symptomen!! Und das obwohl die ja gesundheitlich nicht so gut drauf sein sollten.

iii) In Schweden haben sie Versuche mit einem neuen Test gemacht der nie false positives geben soll aber dafuer zwischen 20% und 30% false negatives. Bei einer Stichprobe von 100 Blutproben von Blutspendern hat man 11% mit Antikoerper gefunden (also wohl so maximal 15% wenn man die false negatives miteinbezieht).

Das sample ist da schon sehr klein. Und es stand nicht dabei wann genau das Blut abgenommen wurde und wer genau die Blutspender sind. Der Artikel auf svt stammt von vorgestern. Waer interessant zu wissen ob man schon vor Ostern mit den Analysen angefangen hat (stammt das Blut also aus der Zeit) oder ob das letzte Woche war.

Wenn die 10%-15% stimmen und wenn das erst vor ein paar Tagen so gewesen ist, dann faend ich das wenig. Und es wuerde bedeuten dass der Virus sich in Schweden sehr langsam ausbreitet. Daraus koennte man eigentlich nur schliessen dass man sofort auf die Schwedenstrategie umschalten muesste. Eine Ueberforderung des Gesundheitssystems waer dann mit ganz wenigen social distancing Massnahmen zu verhindern.

Die gleiche Schlussfolgerung gilt wenn die Durchseuchung weit hoeher liegt. Auch in dem Fall waer Schweden sehr erfolgreich gewesen.

iv) In Kalifornien haben zwei Teams Antikoerpertests gemacht. In der bay area die Stanford Univ und im Sueden die UCSD (oder war es die USC?) Beide kommen zu der Einschaetzung dass es in Kalifornien nur so zwischen 2.5% und 4.5% Leute mit Antikoerpern gibt.

v) In Robbio (Italien, Provinz Pavia) hat man wohl angefangen alle 6000 Einwohner zu testen. Von den ersten 900 waren anscheinend etwas ueber 11% betroffen.

Das scheint niedrig. Wenn man in den Istat Daten nachschaut wieviele Leute in der Gemeinde gestorben sind dann findet man dass vom 01.01. bis zum 04.04. nicht mehr Leute gestorben sind als sonst auch. 2020 waren es 29; 2015 waren es 30 und 2016 28; 2017 26. Also die scheinen nicht zu den staerker betroffenen Gebieten gehoert zu haben. Die 11% duerften also in den schlimmer betroffenen Gebieten der Provinzen Bergamo und Brescia weit uebertroffen werden. Auf jeden Fall scheinen 11% Infektionen keine Spur in der Todesstatistik zu hinterlassen.

Das wirft natuerlich etwas die Frage nach der Zuverlaessigkeit der Tests auf. Auf jeden Fall waer das schockierend wenn das stimmen wuerde. Die Todesstatistiken von Bergamo koennen dann ja nur noch mit 100% Durchseuchung, massenhaft falscher Behandlung der Patienten oder durch extreme Unterschiede in den Vorerkrankungen erklaert werden. Oder aber Robbio ist eines dieser Doerfer wo vor kurzem ein grosses Wohnbaugebiet die Altersstruktur massiv geaendert hat oder das sein Altersheim gemeinsam mit der Nachbarsgemeinde auf deren Territorium betreibt.

Wir werden es schon bald wissen. Denn diese Tests sind auf Iniziative des Buergermeisters durchgefuehrt worden und mehrere andere Doerfer sind gefolgt. Da duerfte in den naechsten beiden Wochen richtig viel Info rauskommen die man dann vergleichen kann mit den Todeszahlen.

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