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  • Porcupine17

mehr als 1000 Beiträge seit 14.07.2012

Re: Bismark hat die richtigen Antworten auf die Herausforderungen ...

Arutha schrieb am 02.01.2023 16:12:

Großbritannien hat die Politik das die Royal Navy immer so stark seien sollte wie die nächsten beiden Flotten

Die Briten sahen die deutsche Flotte als offensiv gegen Großbritannien gerichtet und da hatten sie recht:

Warte mal... eine 2/3 Flotte ist offensive, weil ...? England nicht 2 Starke Gegner gleichzeitig fertig machen konnte?

Nein, aber da die Briten sich nicht darauf verlassen wollten das ihre Gegner nur einzeln Krieg gegen sie führten wollten sie eine Flotte haben die für diesen Fall gerüstet war. Deshalb erregte die französische-russische Allianz (Anfang der 1890 die beiden nächstgrößeren Flotten) auch höchste Aufmerksamkeit und führte zum Vorfühlen einer Allianz GB-Deutschland.

Jedenfalls war der "two-power-standard" öffentliche Politik. Jedes Land das eine der beiden größten Flotten der Welt hatte musste daher wissen das für jedes neue Schiff das es baute auch Großbritannien eines bauen würde. Der deutsche Plan der 2/3 Stärke bedeutete daher automatisch ein Wettrüsten, theoretisch bis zu dem Moment in dem die drittgrößte Flotte der Welt nur noch halb so groß war wie die deutsche und beide Seiten damit ihre Ziele erfüllt hatten. Nur war es unrealistisch das die anderen Seemächte einfach nichts bauen würden...

Das taten sie natürlich nicht und das führte zu einer Rüstungsschraube bei der England natürlich gewinnen musste weil es sich auf seine Flotte konzentrieren konnte, während Deutschland als Landmacht auch auf seine Armee achten musste.

Eine Rüstungsschraube die England nur gewinnen konnte?
England waren die einzigen die diese maritime Rüstung so betrieben haben.. durch starke Medienkampangen beeinflusst haben sie gewaltige Summen investiert, nur weil jemand 2/3 ihrer Stärke anstreben wollte.. Das ist so selbstverständlich?

Ja, mit einem Blick auf die Geographie ist es das. Die Briten hatten ein Empire zu beschützen und brauchten Kriegsschiffe überall während Deutschland das nicht brauchte. Und hier ist das Problem mit den "nur" 2/3 der britischen Flotte: wenn die deutsche Flotte vollständig in der Nordsee konzentriert ist (und wo sollte sie sonst sein?) wie viele Kriegsschiffe müssen dann die Briten in der Nordsee haben? Mindestens 2/3 Drittel ihrer Flotte für Parität, also einen fairen Kampf. Aber niemand will fair kämpfen wenn es um das eigene Schicksal geht, die Briten wollen eine Überlegenheit also sind wir bei eher 75% der Royal Navy in der Nordsee. Was bleibt dann für den Rest des Empire falls jemand gleichzeitig woanders Ärger macht? Nicht viel...

Das war übrigens der Grund warum Australien Anfang des 20. Jahrhunderts seine eigene Flotte haben wollte mit letztem Wort wo sie eingesetzt wurde, nur für den Fall des Falles dass das Empire entscheiden sollte nicht genügend Ressourcen für alles zu haben und lieber das ferne Australien zu opfern. Und das war genau das Szenario das 1941/42 eintrat: die japanische Flotte, mit nominell 2/3 der Stärke der britischen Flotte, griff Singapur an und die Royal Navy konnte nichts tun weil große Teile der Flotte durch die italienische Flotte (nominell 1/3 der Royal Navy) und die kleine Kriegsmarine gebunden waren. Der Rest reichte nicht für eine Konfrontation, also musste man am Ende sogar den Indischen Ozean räumen.

Dazu kam das diese "defensive Flotte" für die ihr zugedachte Aufgabe eine Blockade zu komplett ungeeignet war wenn die Briten den Deutschen nicht den Gefallen taten diese direkt vor ihrer Haustür durchzuführen. Für das was sie erreichen konnte, die Sicherung der Ostsee, hätte auch eine erheblich kleinere Flotte gereicht.

Ich sehe das anders. Gerade die Hungerblockaden von 1919 (nach dem Krieg)haben doch gezeigt wie wichtig eine große Flotte ist.
England konnte (und hat) Deutschland bei Bedarf ausgehungert... selbst als der Krieg vorbei war.

Die Blockade zeigte aber eben auch wie nutzlos die deutsche Flotte dagegen war. Die Blockade fand weit außerhalb ihrer Reichweite im britischen Kanal, zwischen Shetland und Bergen sowie der GIUK-Gap statt - da hätte eine auch gleich starke (oder sogar stärkere) Flotte nichts tun können.

Eine 2/3 Flotte ist nach den damaligen Entscheidungsschlachtdoktrinen nicht zu gebrauchen, sie aber als Bedrohung anzusehen ist lächerlich.
Sie taugt aber durchaus als "Fleet in being." also dazu, dem Gegner im Kriegsfall wenigstens hohe Kosten zuzumuten.
..und ich glaube da war sie sehr erfolgreich. England hat dadurch seine Weltmachtstellung ebenfalls verloren

Ganz Europa verlor seine Vormachtstellung in der Welt weil es unersetzbare Ressourcen in einem Weltkrieg verheizte. Die eigentlichen Gewinner waren nur diejenigen welche sich mehr oder weniger lange raushielten, primär die USA und Japan.

Das Posting wurde vom Benutzer editiert (02.01.2023 18:33).

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