Pol Ice schrieb am 10.05.2021 19:14:
Dies als Cancel-Kultur zu bezeichnen, ist sowieso unsinnig, weil das nichts mit Kultur zu tun hat. Sondern mit der tief im Unbewussten erahnten Erkenntnis, dass es einfach keine andere Möglichkeit als Verbote und Verleumdungen gibt. Denn mit Logik, Sachwissen, Verstand hat die Cancel-Kultur nichts zu tun. Also muss mit anderen Mitteln gekämpft werden, um die Macht zu erhalten. Wie ich schon an anderer Stelle schrieb, es werden laufend Begrifflichkeiten verändert. Aus Flüchtlingen wurden Refugees, aus ihnen Geflüchtete. Aus Beziehungstaten werden Femizide. Und wehe dem, der nicht das pc-Wording benutzt! Ein falsches Wort über die Impfung und zack man wird zum Antisemiten. Das führt zum völligen Versiegen jeglichen Diskurses. Mir persönlich ist es mittlerweile schon zu blöd, irgendwie auf argumentativer Basis zu diskutieren, wenn kein Interesse am Zuhören, am Eingehen auf die Argumente vorhanden ist. Sondern einzig und allein das völlig an der Sache vorbeigehende Heruntermachen. Interessant immerhin, live bei der Radikalisierung dabei zu sein und wie sich langsam und sicher autoritäre, faschistische Strukturen entwickeln. Faschistisch in dem Sinne, dass nur noch das Autoritätsargument gilt und alle anderen regelrecht, auch beruflich fertiggemacht werden.
Das ist eine machtvolle Waffe, denn
- die Regeln, nach denen sanktioniert wird, sind weder schriftlich fixiert noch zeitlich konstant und dem Täter zum Zeitpunkt seiner Tat meist unbekannt
- Sanktionen erfolgen willkürlich und nicht vorhersehbar
- Selbst Schweigen kann als Äußerung gewertet werden
- Strafmaß ist stets die Exekution mit völliger Vernichtung der Existenz
Parallelen sind leicht zu erkennen:
- "La terreur" nach der französischen Revolution
- weniger die McCarthy-Ära in den USA
- vielleicht noch mit den Taliban in Afghanistan
Die Tendenzen gefallen einem nicht.