Die Grünen waren bei ihrer Gründung 1980 eine sehr heterogene Partei. Die Mitglieder kamen im wesentlichen aus Umweltinitiativen, der Friedensbewegung, der Frauenbewegung und sozialen Initiativen, die sich seit den 1970er Jahren gebildet haben. Dabei waren die Grundwerte der einzelnen politisch Aktiven sehr unterschiedlich - die gemeinsame Klammer der Partei bildete im wesentlichen die Ökologie.
Doch Mitte der 2000er Jahre haben Bündnis 90/Grünen ihre Werte sukzessive geändert. In Sachen Wirtschaft und Ökologie wurde der Green New Deal - eine kapitalismuskonforme Variante des Umweltschutzes - zur Leitlinie erklärt. Gesellschaftspolitisch wurden nun Wokeness und Genderthemen besonders betont. Dabei wurde die ursprüngliche grüne Meinungsvielfalt weitgehend aufgegeben und eine innerparteiliche Geschlossenheit hergestellt, die zum Teil mit einem autoritären Politikstil erreicht wurde.
Die moralisierenden gesellschaftspolitischen Vorstellungen zur Wokeness wurden auf die Außenpolitik übertragen und müssen nach Vorstellung der heutigen Grünen auch mit militärischen Mitteln verteidigt werden.
Eine erneute Wandlung der Grünen mit Grundwerten, die an die 1990er Jahre anknüpfen, halte ich für möglich. Hier sehe ich die Wähler gefordert. Denn bei dauerhaft schlechten Wahlergebnissen wird die Partei ihre Politik anders ausrichten müssen.