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  • manduki

244 Beiträge seit 03.01.2004

Moralfrage

Der Moralbegriff ist für Philosophen natürlich ein wichtiger Aspekt ihrer Arbeit. Die Moral beschreibt für mich die Werte, auf die sich eine Gesellschaft einigt, um ein friedliches Zusammenleben zu ermöglichen. Werte sind auch kulturell geprägt, also nicht überall identisch. Die Stellung der Frau ist beispielsweise regional sehr verschieden - mancherorts ist sogar explizite Gewalt gegen Frauen erlaubt. Sind unsere Werte daher falsch, weil sie nicht global gelebt werden?

Wie ich den Autor verstehe, sollen wir Abstriche von unseren Werten machen, um ein friedliches Zusammenleben der Kulturen zu ermöglichen. Wenn wir andere Werte respektieren, können wir demnach einen Ausgleich finden. Aber was ist, wenn die anderen Werte diametral verschieden zu unseren sind? Wie sieht in solchen Fällen ein Kompromiss aus? Darf man seine Frau nur jeden zweiten Tag schlagen? Sind staatliche Korruption und willkürliche Gewalt auf einem gewissen Level in Ordnung?

Die Werte des russischen Diktators unterscheiden sich von unseren Werten meist diametral. Er setzt auf Unterdrückung und Angst, wo wir Freiheit wollen. Er setzt auf Gewalt und Eskalation, wo wir Ausgleich suchen. Er akzeptiert weder das Völkerrecht noch die Grenzen souveräner Staaten. Dass auch westliche Regierungen in der Vergangenheit schwere Fehler begangen haben, macht Putins Schuld nicht geringer: Andere Völker dürfen nicht gegen ihren Willen unterjocht werden - weder in Südamerika oder Nahost, noch in Osteuropa oder Fernost!

Für mich ist es selbstverständlich, einem demokratischen Staat zu helfen, der vom gewalttätigen Nachbar geschluckt werden will. Das Ignorieren eines Angriffskrieges macht die Welt nicht friedlicher - im Gegenteil!

Mit seiner provokanten Einlassung, die Grünen wollen Krieg, während die Russen den friedlichen Interessenausgleich mit der NATO suchen, bedient der Autor ganz klar russische Narrative. Die Grünen haben den Krieg weder angefangen noch provoziert. Die Grünen waren gerade mal 10 Wochen in der Regierung, als Putin die Ukraine überfallen hat - trotz der Russland-affinen Politik der vorherigen Merkel-Regierung. Mit seiner Feindschaft zu den Grünen macht sich der Autor mit den Populisten von links und rechts gemein. Er zeigt, dass ihm die Werte von Diktatoren im Zweifel näher liegen als die einer demokratischen Gesellschaft.

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