auf_der_hut schrieb am 08.06.2024 10:54:
Verstehe ich jetzt nicht ganz.
War die Nachkriegsordnung denn nun gut oder schlecht?
Die Nachkriegsordnung war so lange gut, wie die Prinzipien von Helsinki auch eingehalten wurden. Das bedeutete die Anerkenntnis souveräner Staaten, einschließlich ihrer Staatsgrenzen, bei gleichzeitiger Berücksichtigung der Interessen aller Beteiligten.
Die Nato glaubte damals im Hochgefühl des Sieges gegen den Ostblock, diese Regeln nicht mehr befolgen zu müssen. Ist ja nicht so, dass nicht damals bereits vor den fatalen Folgen der gewaltsamen Grenzverschiebung Serbiens und potenziellen Nachahmern gewarnt wurde.
Also war die Abtrennung des Kosovo nun ein Ausdruck des Selbstbestimmungsrechtes der Kosovaren oder Landraub gegenüber den Serben? Und wenn es denn letzteres war (was ja schon durchklingt), warum sollte die Separation dann auf der Krim plötzlich gerechtfertigt sein?
Eine Separation der Krim ist genauso oder eben genauso nicht gerechtfertigt wie die Separation des Kosovo.
Wobei die Krim ja nie unabhängig, sondern russisch wurde.
Das stimmt so nicht, auch die Krim erklärte sich zunächst formal unabhängig und schloss sich erst anschließend als unabhängige Krim an Russland an.
Ändert an der völkerrechtlichen Position allerdings nichts.
Und die Serben faktisch einen Teil des Kosovo behalten durften. Und das "Mischungsverhältis" zwischen den Ethnien etwa 60:40 und nicht 90:10 war. Und es vorher schon viele Jahre zivilen Widerstand gegen die serbische Unterdrückung gegeben hatte.
Dafür dass die Serben vorher in Bosnien vorher einen Völkermord begangen hatten, um ihre Ansprüche durchzusetzen (und im Kosovo kurz davor waren den nächsten folgen zu lassen), sind sie gar nicht mal so schlecht weggekommen., finde ich.
Sie übernehmen hier Behauptungen ("Hufeisenplan"), die so nie bewiesen wurden.
Und beschäfigen Sie sich mal mit den Ursprüngen der UCK und mit den Anfängen des Konfliktes, wer da eigentlich wen überfallen hat.
Im Endeffekt sind nahezu alle albanischen Kosovaren nach dem Krieg wieder auf ihre Bauernhöfe zurückgekehrt, die Serben mehrheitlich blieben vertrieben.
Aber die Regierungsbeteiligung und die Entscheidung im Jugoslawienkrieg war sicherlich ein Wendepunkt für die Grünen. Es war ein Schritt weg von der Gesinnungsethik, die vor allem auf die moralische Richtigkeit des eigenen Handelns in den Vordergrund stellte, hin zu einer Verantwortungsethik, die sich mehr sie praktischen Folgen dieses Handelns interessierte. Das Richtige tun und das Richtige bewirken ist eben oft nicht das gleiche. Diese Vertreibung aus dem Paradies der Selbstgewissheit nehmen viele den Grünen anscheinend heute noch als Verrat übel. Ich würde eher von Entwicklung sprechen.
Ja was sind die Grünen überhaupt? Eine linke Partei? Deren stärkster Landesverband waren die BW Grünen. Links war und ist da gar nix. Das ist grüner Konservatismus und genau der Teil, der nicht gesinnungsethisch unterwegs ist.
Der Rest ist nach wie vor ideologisch unterwegs.