manduki schrieb am 07.06.2024 11:23:
Wie ich den Autor verstehe, sollen wir Abstriche von unseren Werten machen, um ein friedliches Zusammenleben der Kulturen zu ermöglichen. Wenn wir andere Werte respektieren, können wir demnach einen Ausgleich finden.
Du merkst schon, dass Du dir hier in 2 Sätzen selbst widersprichst, oder?
Wenn jemand die Werte der anderen Seite respektiert, dann muss er von seinen eigenen Werten zunächst einmal überhaupt keine Abstriche machen.
Und wenn man seine eigenen Werte nicht zwanghaft auf die andere Seite projezieren will, dann kann man auch immer einen Ausgleich finden. Nur wenn man den Anspruch vertritt im Besitz der einzigen Wahrheit zu sein, ist ein Interessenausgleich nicht möglich, weil man dann einer polarisierende "wir, die Guten" und "die, die Bösen" Mentalität fröhnt.
Die Werte des russischen Diktators unterscheiden sich von unseren Werten meist diametral. Er setzt auf Unterdrückung und Angst, wo wir Freiheit wollen. Er setzt auf Gewalt und Eskalation, wo wir Ausgleich suchen. Er akzeptiert weder das Völkerrecht noch die Grenzen souveräner Staaten.
Die UN Charta und das Völkerrecht schreiben keinerlei Staats- oder Regierungsform für ihre Mitglieder vor. Eine Akzeptanz des Völkerrechts und der Grenzen souveräner Staaten bedeutet also auch, dass demokratische Staaten keinerlei Bestrebungen unternehmen andere Staaten zu demokratisieren.
Deine Einschätzung, dass es sich beim russischen Präsidenten Putin um einen Diktator handelt, muss nicht unbedingt von der russischen Bevölkerung geteilt werden. Alleine die russische Bevölkerung hat das Recht zu entscheiden, welche Staats- und Regierungsform sie bereit ist zu akzeptieren.
Wenn du also sagst "Präsident Putin ist ein Diktor, also müssen wir mit allen Mitteln die Demokratie in Russland stärken", dann erhebst Du einen Unfehlbarkeitsanspruch, schwingst dich zum Richter auf was Demokratie ist und was nicht und wirst gleichzeitig zum Vollstrecker deiner Ansichten - auch gegen den Willen der anderen Seite. Für deine Überzeugung bist Du also bereit die fundamentalen Prinzipien und Werte der UN Charta und des Völkerrechts zu brechen, um einen "Regimechange" herbei zu führen und dies sowohl mit geheimdienstlicher, subversiver oder auch mit militärischer Gewalt.
Das aber spottet allen fundamentalen demokratischen Prinzipien.