Wann werden die Menschen endlich begreifen, daß Verschiedenartigkeit
keine Bedrohung ist? Wann werden sie aufhören, sich selbst und andere
in Schubladen einzuteilen, immer "Wir" und "die Anderen"? Menschen
sind nun einmal unterschiedlich, sie denken unterschiedlich, handeln
unterschiedlich, sehen unterschiedlich aus, haben unterschiedliche
Veranlagungen, und sie entwickeln unterschiedliche Kulturen und
Sprachen. Solange Menschen jedoch ihren Stolz nicht aus sich selbst
beziehen, sondern aus ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppe, ist ihr
Stolz ein fragiles Etwas, und alles, was anders ist, ist direkt eine
Bedrohung der eigenen Identität.
Erst, wenn die Menschen wirklich selbstbewußt sind, wenn sie Stolz
auf sich selbst sind, als Individuum, und die Schablonen, an denen
sie sich orientieren, als nichts weiter ansehen als das, was sie
sind, nämlich zufällige Ansammlungen von gesellschaftlichen Codes,
die prinzipiell austauschbar sind, erst dann wird wahre Freiheit und
wahrer Frieden möglich. Ich glaube, was ich glaube, aber wer sagt
denn, daß ich mich nicht irre? Meine Götter sind nicht die Götter der
anderen, und jeder soll seine eigenen finden. Ich verlange ja auch
nicht, daß die ganze Welt Deutsch spricht oder daß alle Menschen im
Winter schwarze Rollkragenpullover tragen, nur weil ich das tue. Ich
verlange nicht, daß alle sich die Haare lang wachsen lassen (obwohl
es schon ein schöner Anblick wäre), bloß weil ich Langhaarfetischist
bin. Ich verlange nicht, daß Anzüge und Krawatten verboten werden,
bloß weil ich diese Kleidungsstücke hasse.
Ich bin ich, und niemand wird mich dazu kriegen, daß ich anders bin,
außer mit unmenschlicher Brutalität. Da ich deutlich anders bin als
die Masse der Bevölkerung, macht mir die zunehmende Intoleranz
gegenüber Außenseitern, wie sie sich in den letzten vier Jahren
breitgemacht hat, Angst. Ich weiß aber, daß ich mich nicht von der
Angst gefangennehmen lassen darf, denn diese Angst ist ein Teil des
Zwanges - die Angst dient dazu, Menschen gefügig zu machen, bringt
sie dazu, ihre Individualität aufzugeben und sich der Masse
anzupassen, um bloß nicht aufzufallen. Wenn man bereits Teil der
Masse ist, gut angepaßter Teil einer großen, einigermaßen homogenen
Gruppe, dann erkennt man gar nicht mehr, daß diese Angst eigentlich
nur die Angst davor ist, seinen Rückhalt in der Masse zu verlieren,
nicht mehr dazuzugehören, und am Ende vogelfrei und zum Abschuß
freigegeben zu sein, und weil man es nicht erkennt, sucht man sich
eine Projektionsfläche für seine Angst, und das ist natürlich eine
andere Gruppe von Menschen, wobei egal ist, ob diese Gruppe wirklich
existiert oder nur ein Phantasiegebilde ist. Aus Angst werden Haß und
Gewalt gegenüber den Anderen.
Es gibt nun unterschiedliche Möglichkeiten, auf welche Art eine
Gruppe von Menschen Angst und Haß erzeugen kann, auf welche Art sie
bedrohlich für den zerbrechlichen Stolz wirken kann, den sich der
Mensch, der sich nicht traut, ein Individuum zu sein, von seiner
Gruppe borgt: Diese Gruppe kann radikal anders erscheinen, aus
Individuen bestehen, die völlig anders aussehen, sich völlig anders
verhalten, deren kulturelle Codes unverständlich erscheinen. Sie kann
aber auch, was oft noch bedrohlicher erscheint, auf den ersten Blick
genauso aussehen wie die eigene Gruppe, nur in einigen kleinen
Details abweichen, einige sehr unauffällige Codes besitzen, die man
leicht übersieht - und gerade in solchen Fällen ist der Weg frei für
die absurdesten Verschwörungstheorien.
Ich sage nur: Habt Mut, stolz auf euch selbst zu sein, stolz darauf,
_wer_ ihr seid, und legt den falschen Stolz ab, redet euch nicht ein,
stolz darauf zu sein, _was_ ihr seid.
keine Bedrohung ist? Wann werden sie aufhören, sich selbst und andere
in Schubladen einzuteilen, immer "Wir" und "die Anderen"? Menschen
sind nun einmal unterschiedlich, sie denken unterschiedlich, handeln
unterschiedlich, sehen unterschiedlich aus, haben unterschiedliche
Veranlagungen, und sie entwickeln unterschiedliche Kulturen und
Sprachen. Solange Menschen jedoch ihren Stolz nicht aus sich selbst
beziehen, sondern aus ihrer Zugehörigkeit zu einer Gruppe, ist ihr
Stolz ein fragiles Etwas, und alles, was anders ist, ist direkt eine
Bedrohung der eigenen Identität.
Erst, wenn die Menschen wirklich selbstbewußt sind, wenn sie Stolz
auf sich selbst sind, als Individuum, und die Schablonen, an denen
sie sich orientieren, als nichts weiter ansehen als das, was sie
sind, nämlich zufällige Ansammlungen von gesellschaftlichen Codes,
die prinzipiell austauschbar sind, erst dann wird wahre Freiheit und
wahrer Frieden möglich. Ich glaube, was ich glaube, aber wer sagt
denn, daß ich mich nicht irre? Meine Götter sind nicht die Götter der
anderen, und jeder soll seine eigenen finden. Ich verlange ja auch
nicht, daß die ganze Welt Deutsch spricht oder daß alle Menschen im
Winter schwarze Rollkragenpullover tragen, nur weil ich das tue. Ich
verlange nicht, daß alle sich die Haare lang wachsen lassen (obwohl
es schon ein schöner Anblick wäre), bloß weil ich Langhaarfetischist
bin. Ich verlange nicht, daß Anzüge und Krawatten verboten werden,
bloß weil ich diese Kleidungsstücke hasse.
Ich bin ich, und niemand wird mich dazu kriegen, daß ich anders bin,
außer mit unmenschlicher Brutalität. Da ich deutlich anders bin als
die Masse der Bevölkerung, macht mir die zunehmende Intoleranz
gegenüber Außenseitern, wie sie sich in den letzten vier Jahren
breitgemacht hat, Angst. Ich weiß aber, daß ich mich nicht von der
Angst gefangennehmen lassen darf, denn diese Angst ist ein Teil des
Zwanges - die Angst dient dazu, Menschen gefügig zu machen, bringt
sie dazu, ihre Individualität aufzugeben und sich der Masse
anzupassen, um bloß nicht aufzufallen. Wenn man bereits Teil der
Masse ist, gut angepaßter Teil einer großen, einigermaßen homogenen
Gruppe, dann erkennt man gar nicht mehr, daß diese Angst eigentlich
nur die Angst davor ist, seinen Rückhalt in der Masse zu verlieren,
nicht mehr dazuzugehören, und am Ende vogelfrei und zum Abschuß
freigegeben zu sein, und weil man es nicht erkennt, sucht man sich
eine Projektionsfläche für seine Angst, und das ist natürlich eine
andere Gruppe von Menschen, wobei egal ist, ob diese Gruppe wirklich
existiert oder nur ein Phantasiegebilde ist. Aus Angst werden Haß und
Gewalt gegenüber den Anderen.
Es gibt nun unterschiedliche Möglichkeiten, auf welche Art eine
Gruppe von Menschen Angst und Haß erzeugen kann, auf welche Art sie
bedrohlich für den zerbrechlichen Stolz wirken kann, den sich der
Mensch, der sich nicht traut, ein Individuum zu sein, von seiner
Gruppe borgt: Diese Gruppe kann radikal anders erscheinen, aus
Individuen bestehen, die völlig anders aussehen, sich völlig anders
verhalten, deren kulturelle Codes unverständlich erscheinen. Sie kann
aber auch, was oft noch bedrohlicher erscheint, auf den ersten Blick
genauso aussehen wie die eigene Gruppe, nur in einigen kleinen
Details abweichen, einige sehr unauffällige Codes besitzen, die man
leicht übersieht - und gerade in solchen Fällen ist der Weg frei für
die absurdesten Verschwörungstheorien.
Ich sage nur: Habt Mut, stolz auf euch selbst zu sein, stolz darauf,
_wer_ ihr seid, und legt den falschen Stolz ab, redet euch nicht ein,
stolz darauf zu sein, _was_ ihr seid.