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288 Beiträge seit 16.03.2000

Rücksichtnahme vs. Verbote

Kernelpatch schrieb am 6. Dezember 2003 12:32

> Skynet 666 schrieb am 6. Dezember 2003 2:12
>
> Die Gesellschaft macht im Privatbereich doch sehr viele Vorschriften:
> Z.B. ist es äußerst unerwünscht, dass Du im Beisein von anderen
> onanierst. Auch wenn Du Dich gerade danach fühlst, dies unbedingt tun
> zu wollen, wird man es gesellschaftlich überhaupt nicht akzeptieren.
> Dabei machst Du, im Gegensatz zu den Zigaretten, für gewöhnlich nur
> Dich selbst dreckig.

Nicht ganz richtig, denn jeder, der das Bedürfnis hat, kann sich
Gleichgesinnte suchen und mit ihnen gesellig onanieren; kein Gesetz
hindert ihn daran. In der allgemeinen Öffentlichkeit muss man aber
Rücksicht auf jene Leute nehmen, die so einen Anblick als anstößig
empfinden. Man wird auch keine erigierten Penisse, die in offene
Muschis stoßen, auf Großplakate an der Straße kleben. Im Bereich
eingeschränkter Öffentlichkeit, wo damit zu rechnen ist, muss es aber
legal sein (Puffs, Sexshops, Erotikmessen), und da kann man(n) dann
auch schon in bestimmten Bereichen öffentlich masturbieren. Mit der
Gesellschaft, wenn sie es denn erfährt, sieht das schon anders aus,
da kann die Tratschsucht und die Hatz nach Normabweichungen schon
Folgen haben (wie auch für Leute, die Swingerclubs besuchen oder von
sich Pornos machen lassen). Das ist auch ansatzweise
gesellschaftlicher Totalitarismus, allerdings noch nicht so, wie von
CIB beschrieben, wo solche Hatz zur Bürgerpflicht erklärt wird.

> Wenn Du Spaß an Rauchen hast, am Kiffen oder am Pornos und
> Horrorfilme sehen, dann mach es doch, aber bitte in Deinen eigenen
> vier Wänden, ohne gesellschaftlichen Kontakt. Es wird dann sicherlich
> niemanden stören.

Nun sind Cannabis und viele Horrorfilme aber verboten, und da ist
auch unser Staat totalitär, weil diese Dinge üblicherweise im
Privatbereich oder von einer eingegrenzten, interessierten
Öffentlichkeit konsumiert werden. Nun sollte wirklich niemand auf dem
Bahnsteig oder in der Disco Tüten rauchen, aber im Privatbereich geht
sowas den Staat nichts an!

> Was ist aber mit den ganzen Rauchern, die ständig überall in der
> Öffentlichkeit oder am Arbeitsplatz oder auch, wenn sie bei anderen
> zu Besuch sind, quarzen müssen?
> Warum wird man dumm angepöbelt, wenn man einen Raucher am Bahnhof auf
> die gelb eingezeichneten Rechtecke verweist, in denen geraucht werden
> darf. Antworten wie z.B. "Hast Du sonst noch Probleme?", "Jaja",
> "Verpiss Dich!", "Wer bist Du eigentlich, dass Du mir Vorschriften
> machen willst?" oder ein ironisches "Ja, richtig!" sind dabei
> durchaus üblich. Solche Antworten kann man sich als Raucher aber nur
> deshalb herausnehmen, weil der gesellschaftliche Widerstand gegen das
> Rauchen kaum vorhanden ist, bzw. eine große gesellschaftliche
> Akzeptanz für das Rauchen besteht.

Das ist dann mangelnde Rücksichtnahme, die auch verfolgt werden soll.
Wobei ich es auf einem offenen Bahnsteig nicht unbedingt als so
schlimm erlebe, aber wenn es dann doch mal stört, hat man immer das
Problem.

> Der typische Kettenraucher, der das Rauchen so nötig hat, dass er
> nicht einmal am Arbeitsplatz für 9 Stunden von der Zigarette lassen
> kann, muss seine Arbeit ständig unterbrechen, um seinen
> Nikotinspiegel wieder anzuheben. Dass man als Chef auf diese
> unsinnigen Unterbrechungen gerne verzichten möchte, kann ich durchaus
> nachvollziehen; man kann nichtmal 2 Stunden am Stück etwas
> besprechen, ohne dass der Raucher entweder zwischendurch "mal 5
> Minuten Pause" braucht oder zum Ende der Besprechung sowas von
> unkonzentriert ist, dass die "mal 5 Minuten Pause" weniger geschadet
> hätten.

Dann muss der Raucher das eben lernen, und er kann sich auf die Dauer
auch dran gewöhnen. Jemandem wegen Rauchens aber den Job zu
verweigern oder zu kündigen, ist jedoch grob unangemessen.

> Wenn man als Nichtraucher mal in eine Kneipe, Restaurant oder gar
> Disco gehen will, kann man anschließend seine Kleidung komplett
> waschen, da die Raucher ihren Rauch nicht bei sich behalten können,
> sondern dieser sich in der Kleidung und den Haaren festsetzt.
> Ein Rauchverbot an solchen öffentlich zugänglichen Orten und eine
> gesellschaftliche Ächtung des Rauchens würden die Lebensqualität des
> Nichtrauchers (der in der Überzahl ist!) deutlich anheben.

Das Problem mit der verrauchten Kleidung nach der Disco kenne ich.
Aber es ist schon ein Problem, wenn die Raucher dann ganz verzichten
müssen. Deswegen halte ich abgetrennte Raucher- und
Nichtraucherbereiche für sinnvoll; in ersteren kann, wer will, sich
auch Tüten rauchen oder Ecstasy einwerfen.

Ein wirkliches Problem ist, dass Nichtraucher bei so einer Trennung
dann bisweilen auch gesellschaftlich abgeschnitten werden.

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