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  • Gingromo

419 Beiträge seit 18.01.2016

Re: Politik kann man nicht gegen die Leute machen

kkeane schrieb am 12.06.2021 20:40:

Natuerlich brauchen wir mehr erneuerbare Energien. Natuerlich muessen wir vom Verbrenner-Auto weg. Ich stimme dem Artikel voll zu. Theoretisch. Nur leben wir in der realen Welt, wo die Politik viele verschiedene Notwendigkeiten in den Ausgleich bringen muss.

Das geht nicht mit der Kopf-durch-die-Wand Methode und ohne andere Gegebenheiten zu vernachlaessigen.

Windanlagen darf man nun mal nicht einfach neben laendliche Wohnhaeuser stellen.

Aber ganze Dörfer für Braunkohle wegbaggern ist kein Problem? Ewigkeitskosten von 200Mio pro Jahr, damit das Ruhrgebiet nicht in giftigem Wasser absäuft sind kein Problem? Und auch den Leuten in der Nähe der GAU-Atomkraftwerke (oder auch der Asse) wären vielleicht doch ein paar landschaftsverschandelnde Windkraftwerke lieber gewesen?

Auch nicht, wenn sich die Stadtbewohner darueber aufregen.

Klar, in der Stadt hat man mit Windkraftanlagen eher selten Probleme. Dafür aber mit den Staus und dem Gestank der Autos, die die Leute mit den Windkraftanlagenproblemen jeden Tag in die Stadt tragen. Auch vielen Städtern wären ein paar Windkraftwerke lieber, als noch ein Parkplatz und noch breitere Straßen.

Klar kann man das ein paar Mal mit Zwangsmassnahmen machen. Aber dann vergiftet man das Klima so, dass die Windanlagen zur neuen Kernkraft werden, mit jahrzehntelangen Verzoegerungen und Verteuerungen durch Klagewellen, Buergerinitiativen etc.

Besser, man arbeitet *mit* den Leuten statt gegen sie. Verzichtet auf solche Windfarmen nahe Wohnhaeusern, und installiert stattdessen mehr Solar.

Ja, aber genau das schlagen die Grünen vor, bekommen aber meist mit Strohmannargumenten regelmäßig genau das Gegenteil vorgeworfen, von Leuten die eben lieber gar nichts machen wollen.
Wenn man die Leute mit genug Geld dazu bringen kann, ihre Häuser wegbaggern zu lassen, wieso sollte man sie damit nicht "überzeugen" können, Windräder aufstellen zu lassen? Man muss es aber auch wollen.

Genauso bei der Abschaffung des Verbrenners. Erst muss man dafuer eine praktikable Alternative anbieten. Eine, die auch fuer Lieschen Mueller in der Plattenbausiedlung ohne Lademoeglichkeit praktikabel ist.

Die meisten Leute sind ja prinzipiell durchaus fuer die Klima-Problematik offen und auch bereit, Opfer dazu zu bringen. Solange die nicht unverhaeltnismaessig und ungerecht verteilt sind.

"unverhältnismäßig":
Ist nicht so leicht festzulegen, wann man da etwas unverhältnismäßig nennen sollte. Die Westküste der USA bereitet sich gerade auf eine 50°-Hitzewelle mit evtl. vielen Toten vor. Das ändert die eigene Sichtweise auf "unverhältnismäßig" vermutlich etwas.
"ungerecht":
Schauen wir mal die Gerechtigkeitsvorschläge:
Grüne und CDU wollen momentan beide CO2-Preis anheben, Grüne nur leicht mehr.
CDU-Vorschlag für "sozialen" Ausgleich:
Pendlerpauschale anheben. Profiteure: Eher Einkommensstarke im Speckgürtel mit Eigenheim aber weitem Arbeitsweg.
Grünen-Vorschlag:
Pro-Kopf-Energiegeld. Profiteuere: Eher Einkommensschwache, oder der Teil der Mittelschicht, der unter hohen Stadtmieten leidet.
Und jetzt raten wir mal, wer wem vorwirft unsozial zu sein.

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