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671 Beiträge seit 31.03.2005

2: Wirtschaftwunder

Hallo,

> Das Wirtschaftswunder hat nur funktioniert weil die Leute annahmen
> daß der Staat für Alles Unkalkulierbare, besonders die Rente, sorgt.
> Was ich verdiene kann ich ausgeben. Kurbelt die Wirtschaft natürlich
> sehr an. Heute sparen Alle. QUIIETSCH...

Eben nicht. Während des Wirtschaftwunders, also ca. Mitte der 1950er
bis späte 1960er) waren die Sozialleistungen _deutlich_ geringer als
heute. Wie auch Steuern und Abgaben. Ein Facharbeiter mit Frau und
zwei Kindern zahlte damals de-Fakto keine Lohnsteuer. Und wer eine
Einkommenssteuererklärung abgeben musste, zu dem sagte man "Herr
Direktor".
Die Menschen gaben ihr Geld aus, weil sie wussten, das selbst falls
sie ihren Arbeitsplatz ("Jobs" gab es noch nicht) verlieren würden,
sie sofort einen Neuen haben würden.
Und sie gaben sich Mühe, mehr Geld zu verdienen, weil sie von dem
Mehrverdienst auch etwas in _ihrer_ Geldbörse ankam. 

Mit der Ausweitung der Sozialversicherungen auf alles und jedes in
den Siebzigern begann das Problem: Warum Mühe geben und mehr
arbeiten, wenn von 300 DM Mehrverdienst gerade mal 100 DM übrig
blieben?
Das und die daraus folgende Mentalität: "Ich zahle soviel ein, da
will ich auch wieder was 'rauskriegen" mit Spaßkuren und anderen
Auswüchsen, _das_ ist unser wahres Problem.

Wer soziale Wohltaten verteilen will, muss das notwendige Geld
erstmal anderen weg nehmen. Leider sind die "Anderen" eben nicht
Flick, Quandt oder Rockefeller sondern "Du und Ich".
Was die PDS mit 800 Euro Grundrente und anderen Wohltaten verspricht
klingt gut. Finanziert duch 50% Spitzensteuersatz. Klingt nicht
schlecht. Die da oben haben's ja. Was sie tunlichst nur ganz leise
sagen, ist dass dieser Spitzensteuersatz ab 60.000 Euro
_Brutto_-Jahreseinkommen gelten soll!
Schaut doch mal nach, wieviel ihr nach dem Steuerkonzept der PDS
zahlen werdet. Und überlegt euch dann, ob ihr das wollt.

Das mittlere monatliche Haushalts_netto_einkommen in der
Bundesrepulik liegt bei knappen 3000 Euro (Quelle: Armutsbericht der
Bundesregierung, Anfang 2005).
Multipliziert mit 12 Monaten und 1,666 für Steuern und Abgaben ergibt
das ein mittleres Jahres_brutto_ von knappen 60.000 Euro.

Im Klartext: eine massive Steuererhöhung für jedermann.

Die wirklich Reichen können dem ausweichen, aber die "Du und ich",
normale Angestellte ab Tarifgruppe 5, wir können das nicht. Wir
zahlen. _Massiv_ mehr. Und wofür?
Warum dann noch arbeiten gehen?
Jetzt bringt es mir noch mehr Geld ein, mich von meinem Chef
demütigen zu lassen statt von meinem Arbeitsagenturkundenbetreuer.
Aber dann?
Dann dürfte er Unterschied irgendwo bei einer Schachtel Zigaretten
pro Woche liegen. Die rauche ich dann einfach weniger.

Der Staat ginge ohnehin pleite, die 3-4 Jahre kriegte ich auch mit
ALG 1 und 2 über die Bühne. Und danach können wir ja wieder bei Null
anfangen, so wie 1945.

All diese hässlichen Wahrheiten werden mit dem K.O.-Argument von der
"Sozialen Gerechtigkeit" übertüncht.
Aber was ist schon "gerecht"? Das am meisten missbrauchte Wort der
Welt! In einigen Gegenden dieser Welt gilt es als gerecht, einem Dieb
die Hand abzuhacken. Wer findet _das_ hierzulande gerecht?

Also: die "soziale Gerechtigkeit" bisherigen Zuschnitts hat ihre
Grenzen längst überschritten und muss zurüchgefahren werden, um
diesen Staat längerfristig zu erhalten.
Das einzige um was es dabei gehen kann, ist den unvermeidlichen
Verlust an "Wohlstand auf Pump" in etwa _gleichmäßig_ (nicht
"gerecht") zu verteilen.

Dieses Prinzip der Gleichmäßigkeit kann bei denen, die nach mehr
Sozialtransfers rufen, beim besten Willen nicht erkennen.

Mfg
N.

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