davidb schrieb am 19. Februar 2010 11:01
> Es gibt heutzutage den Zwang des Individualismus. Jeder muss etwas
> ganz besonderes sein aber alle versuchen auf die selbe Art besonders
> zu sein. Das ist paradox aber es entspricht der Wahrheit.
Sehr gut auf den Punkt gebracht. Für mich wirkte das schon seit den
90ern paradox. Dieser Zwang in jeder Masse zu sein, jeden Event
mitzunehmen und immer bereit zu sein auf Kommando zu jubeln. Fand das
teilweise schon beängstigend, diese Love-Parade mäßige Gute Laune
demonstrieren. Tatsächlich hält sich jeder einzelne dabei für
individuell, obgleich dann alle auf die gleichen Reize mit der
gleichen Art reagieren. Das ist wohl durch Fernsehen angelerntes
Verhalten das jede Distanz verschwinden lässt. Könnte man positiv
finden, wie damals bei den Hippies. Allerdings entsteht kein
wirklicher innerer Zusammenhalt, sondern eher ein schwarmhaftes
Verhalten. Will das nicht abqualifizieren. Aber unheimlich ist es
manchmal doch...
> Eine
> traurige Wahrheit ist das. Zehntausende Kandidaten bei Castingshows
> sind nur ein wager Anhaltspunkt aber ein gutes Beispiel. Jeder
> versucht allen anderen zu beweisen wie toll er doch ist und viele
> blamieren sich dabei total und verlieren dabei in wahrheit ihren
> gesamten Charakter. Wer sein Selbstbild zum Großteil von der Meinung
> Anderer abhängig macht ist psychisch einfach nicht gesund.
>
Aber das ist doch die konstituierende Basis bürgerlicher
Gesellschaft. Jeder beobachtet jeden und überprüft die Angepasstheit.
Derjenige, der alle Regeln einhält und allen Normen entspricht hat
dann im Ansehenswettbewerb gewonnen. Das ist schon seit dem
Biedermeier so...
In den 70ern haben viele alternative Psychologen (Laing, Cooper)
versucht diesen Problemkomplex zu systematisieren (nicht das
Individuum ist krank, sondern die gesellschaftlichen Umstände). Ist
dann aber von der konventionellen Psychatrie wieder verdrängt worden.
Nicht zuletzt deshalb, weil es so schwer ist geistige Gesundheit in
einer kranken Gesellschaft zu definieren...
> Es gibt heutzutage den Zwang des Individualismus. Jeder muss etwas
> ganz besonderes sein aber alle versuchen auf die selbe Art besonders
> zu sein. Das ist paradox aber es entspricht der Wahrheit.
Sehr gut auf den Punkt gebracht. Für mich wirkte das schon seit den
90ern paradox. Dieser Zwang in jeder Masse zu sein, jeden Event
mitzunehmen und immer bereit zu sein auf Kommando zu jubeln. Fand das
teilweise schon beängstigend, diese Love-Parade mäßige Gute Laune
demonstrieren. Tatsächlich hält sich jeder einzelne dabei für
individuell, obgleich dann alle auf die gleichen Reize mit der
gleichen Art reagieren. Das ist wohl durch Fernsehen angelerntes
Verhalten das jede Distanz verschwinden lässt. Könnte man positiv
finden, wie damals bei den Hippies. Allerdings entsteht kein
wirklicher innerer Zusammenhalt, sondern eher ein schwarmhaftes
Verhalten. Will das nicht abqualifizieren. Aber unheimlich ist es
manchmal doch...
> Eine
> traurige Wahrheit ist das. Zehntausende Kandidaten bei Castingshows
> sind nur ein wager Anhaltspunkt aber ein gutes Beispiel. Jeder
> versucht allen anderen zu beweisen wie toll er doch ist und viele
> blamieren sich dabei total und verlieren dabei in wahrheit ihren
> gesamten Charakter. Wer sein Selbstbild zum Großteil von der Meinung
> Anderer abhängig macht ist psychisch einfach nicht gesund.
>
Aber das ist doch die konstituierende Basis bürgerlicher
Gesellschaft. Jeder beobachtet jeden und überprüft die Angepasstheit.
Derjenige, der alle Regeln einhält und allen Normen entspricht hat
dann im Ansehenswettbewerb gewonnen. Das ist schon seit dem
Biedermeier so...
In den 70ern haben viele alternative Psychologen (Laing, Cooper)
versucht diesen Problemkomplex zu systematisieren (nicht das
Individuum ist krank, sondern die gesellschaftlichen Umstände). Ist
dann aber von der konventionellen Psychatrie wieder verdrängt worden.
Nicht zuletzt deshalb, weil es so schwer ist geistige Gesundheit in
einer kranken Gesellschaft zu definieren...