Ansicht umschalten
Avatar von Irwisch
  • Irwisch

mehr als 1000 Beiträge seit 22.03.2005

Der ungebildete Unterprivilegierte

In einigen Punkten ist aus meiner Sicht dem Soziologen Eribon zuzustimmen: Rechtswähler sind in der Regel weitgehend ungebildete Unterprivilegierte, die gerade wegen ihrer mangelhaften Bildung, insbesondere was geschichtliches und politisches Hintergrundwissen betrifft, z.B. auch mal links wählen können, ohne genau zu wissen oder wissen zu wollen, was eine linke Position genau bedeutet oder bedeuten kann, ebensowenig, wie ihnen die Implikationen des Faschismus gegenwärtig sind. Im Grunde besteht sogar ein Großteil der Bevölkerung aus Mitläufern, deren Überzeugungen nicht wirklich aus eigener Kraft in ihnen herangereift sind, sondern eher von außen übergestülpt wurden, auch wenn das betroffene Individuum glauben mag, sich diese Überzeugungen selbst angeeignet zu haben. TV-Glotzen und unkritisches BILD- bzw. Mainstream-Lesen, um es einmal überspitzt auszudrücken, stellt aber nicht wirklich eine eigene Anstrengung dar, sondern bedeutet im Grunde nichts anderes, als sich weitgehend kritiklos erziehen, schulen, briefen zu lassen – sich sozusagen eine Meinung, die passend erscheint, überzustreifen, um nicht ganz ohne dazustehen.

Wenn dann eine rechtspopulistische Partei systematisch und gezielt diese Menschen an ihren Vorurteilen packt, ist es kaum verwunderlich, daß solche Gruppen dann zu den Rechten abwandert, denn sie waren zuvor nicht wirklich links oder rechts gewesen, sondern "haben" vielmehr, wie Eribon treffend beschreibt, eine vom jeweiligen Parteidiskurs eingefangene und geformte Meinung – also quasi ein Hinwenden zu jener Partei, die am besten die Gefühlslage des im Diffusen befangenen ungebildeten Unterprivilegierten trifft.

Die Angst vor Konkurrenz durch Flüchtlinge und Migranten, grob gesagt durch irgendwie Fremde, die einem den Arbeitsplatz streitig machen, unterstützt verständlicherweise die Bauernfängerei der Rechtspopulisten. Ungebildet und arm zu sein muß zwar nicht zwangsläufig in Rassismus münden, tut es aber für gewöhnlich, wenn das Erleben der eigenen Hilflosigkeit ohne Hintergrundwissen dem geringsten Widerstand folgt und daher am einfachsten und zuerst zur Suche nach Schuldigen führt. Diese vermeintlich Schuldigen macht man gewöhnlich dort aus, wo sie einem direkt vor die Nase geführt werden, ganz besonders, wenn es sich um Menschen handelt, deren Situation noch ein wenig prekärer erscheint als die eigene.

Daß Rassismus und Rechtsextremismus genau dort, wo der Anteil an Ausländern am niedrigsten ist, nämlich in Ostdeutschland, am höchsten ausfallen, hängt in der Tat eng mit fehlenden Erfahrungen im Umgang mit Ausländern zusammen: Man kann seine Vorurteile gegenüber einem Menschen oder einer bestimmten Gruppe am besten im Erfahrungs- und Erlebensaustausch mit diesem Menschen oder dieser Gruppe auflösen, wenn man nämlich erkennt: der andere ist auch nicht viel anders als ich selber, der hat dieselben Probleme, Ängste und Wünsche wie ich.

An einem Punkt muß ich dem werten Soziologen aber deutlich widersprechen: Wir, Deutschland, ist ebenso wenig souverän wie viele andere Staaten, in denen die USA Militärstützpunkte unterhalten. Aus meinem nun beinahe ein Jahr andauerndem Studium der Geschichte der US-Interventionen und des US-Geheimdienstes CIA kann ich mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit sagen, daß die USA mittels CIA maßgeblich mitbestimmt, welche politische Richtung Deutschland einschlägt. Allein schon durch die US-orientierten Massenmedien – zentrale Multiplikatoren wie Joffe und Kleber werden regelmäßig in US-Atlantik-Vereinen gebrieft, wie man dem Buch Meinungsmacht von Uwe Krüger entnehmen kann – wird die Bevölkerung massiv in die gewünchte Richtung manipuliert. Die deutschen Politiker werden von der NSA überwacht und mit Sicherheit bei Bedarf auch erpreßt, wie das von der CIA seit Jahrzehnten gehandhabt wird. Diese Einschätzung hat absolut nichts mit Verschwörungstheorien oder Paranoia zu tun, sondern basiert auf seriöser Literatur über diese Zusammenhänge – Literatur, die ich nicht müde werde zu erwähnen und zu empfehlen.

*von der Forenadministration entfernt*

Das Posting wurde von einem Administrator editiert (09.11.2016 14:08).

Bewerten
- +
Ansicht umschalten