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  • deedl

680 Beiträge seit 16.05.2014

Intelligenz ist keine Frage des Schulabschlusses ...

Eine lebendige Debattenkultur lebt vom inhaltsbasierten Disput, davon, dass Argumente ausgetauscht und gehört werden, dass man aus Synthese und Antithese eine Synthese schafft. Ideologen verweigern diesen Disput. Sie sehen sich als Hüter der Wahrheit und verdammen alle Ketzer, die von dieser Wahrheit abweichen. Dieser Artikel zeugt sehr schön, wie das funktioniert.

Zunächst wird eine These aufgestellt, was als Diskurseinstieg erst einmal in Ordnung ist:

Daher ist es an der Zeit, die AfD als das zu bezeichnen, was sie ist: eine rechtsradikale Partei.

Nun ist die AfD zweifellos rechts, ist sie aber rechtsradikal? Letztendlich funktioniert eine Demokratie nur dann, wenn alle Parteien
1. GG-konforme Positionen vertreten und
2. die Positionen der anderen GG-konformen Parteien als legitime Meinung anerkennen.

Die Positionen der AfD lassen sich leicht anhand des Wahlprogrammes ermitteln. Gäbe es einen Parteikonsens, der nicht mit dem GG vereinbar ist, so würde man ihn dort finden und könnte so die These der Radikalität beweisen.

Was macht aber unser Autor? Statt seine These zu beweisen, verweigert er den inhaltlichen Diskurs, indem er jede abweichende Meinung der Dummheit bezichtigt:

Es wird der Fehler gemacht, anzunehmen, es gäbe in allen gesellschaftlichen Kreisen ein auf Fakten basierendes oder instinktiv richtig eingeordnetes Bewusstsein für die eigene Position und folglich eine durchdachte politische Haltung

Man unterstellt demjenigen, der eine andere Meinung hat, dass er dumm wäre und erspart sich so die aufwendige inhaltliche Auseinandersetzung. Dabei werden zwei wichtige Dinge vergessen:
1. Intelligenz beweist man nicht, indem man arrogant mit seiner Diplomurkunde herumwedelt, sondern indem man in der Lage ist, inhaltlich konstruktiv zu einer Debatte beizutragen
2. wer die inhaltliche Ebene verweigert und den Diskurs ins Unsachliche zieht, indem er abweichende Meinungen der Dummheit bezichtigt, trägt Mitschuld an der eskalierenden Polarisierung

Es ist doch nicht verwunderlich, dass die etablierten Parteien das Vertrauen der Wähler verspielen, indem sie einerseits als Hüter der moralischen Überlegenheit auftreten und andererseits selbst die Debatte unter die Gürtellinie verlagern.

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