Für jemanden wie mich, der sich dezidiert als links bezeichnen würde, ist es schwer zu ertragen, wenn die CDU als "nach links gerückt" tituliert wird. Ich glaube es wird Zeit, die Diskussion über das politische Koordinatensystem auch hier zu führen. Neben "links" und "rechts" im üblichen Sinne (bezogen auf Sozial-/Wirtschaftspolitik, also Umverteilung) sollte man noch die Gegensätze Liberalismus/Konservatismus, bzw. Autoritarismus mitdenken. Denn in Sachen Wohlfahrtsstaat ist die CDU sicher nicht nach links gerückt. Auch die Position der CDU zur Schuldenbremse, zur Verstaatlichung von Schlüsselunternehmen der Infrastruktur oder zum besten Weg zur Energiewende haben sich aus meiner Sicht eher nach Rechts bewegt.
Partiell anders mag man das sehen in Bereichen des Autoritarismus, wenn man sich die Positionen etwa zur gleichgeschlechtlichen Ehe anschaut, oder allgemein zur Zuwanderung (jedenfalls bis vor ein paar Jahren. Jetzt rennt die gesamte deutsche Politik der AfD hinterher). Dort mag es eine Liberalisierung der CDU gegeben haben.
Jedenfalls meine ich, dass man unter Beachtung dieses erweiterten Systems eher verstehen kann, wieso ein Teil der Bevölkerung meint, die Politik sei nach links gewandert, während ein anderer Teil (z.B. ich :-) genau das Gegenteil behauptet.