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  • unbekannter Benutzer

113 Beiträge seit 22.03.2014

Das ist das Ergebnis einer guten Sache: Der individuellen Freiheit

Die individuelle Freiheit erlaubt es den mordernen westlichen
Menschen, alles was sie wünschen dann und so zu konsumieren, wie sie
es wollen.

Nach der Pflichtschule zwingt niemand die Menschen mehr zum lernen
oder zum lesen oder sonstigem Verarbeiten von Inhalten, die sie nicht
interessieren, die sie nicht wollen.

Ich halte diese Medien für ganz hervorragend - nicht für mich, aber
doch für die meisten anderen - ich ertrage diesen Kram zwar nicht,
und schaue meistens nur ein bisschen Werbung an im Fernsehen, vor
Respekt und Interesse an den neuen, erfolgreichen Techniken der
Beeinflussung.
Es ist ganz hervorragend - egal ob Bild oder RTL - es trifft den
Geschmack der Konsumenten. Kein Medium zwingt sich ja auf - im
Gegenteil, die Medien müssen sich und Inhalte so darbieten, daß sie
die meisten Konsumenten haben.

Ein Bekannter war mal entsetzt, daß ich z.B. die Bild für recht gut
hielt - es kam zu einem kleinen Mißverständnis, denn ich lese ja
nicht die Bild, sondern erfreue mich nur an ihrer Effektivität und
der Wirkung auf ihre Konsumenten - ich finde modernes Hundefutter ja
auch toll, die Kerlchen bekommen glänzendes Fell und gedeihen
anscheinend prächtig - dennoch würde es mir ja nie einfallen, selbst
eine Dose Hundefutter zu verzehren. Aber für Hunde ist es
nachweislich gedeihliches Futter, auch wenn es nur aus Abfällen,
Wasser und Rohasche besteht.

Wir sind so frei wie nie, und haben preiswerte oder meistens sogar
kostenlose Zugangsmöglichkeit und Konsummöglichkeit in Bezug auf
quasi ALLE Medieninhalte - noch dazu dank Smartphon und PC und Tablet
eigentlich überall, sogar an der Haltestelle, auf der Toilette oder
im Keller. Für jeden Menschen ist fast das gesamte Wissen der
Menschheit ein paar Klicks oder Touches entfernt.

Bibliotheken gab es schon immer - aber nun hat quasi jeder alle
Bibliotheken in der eigenen Tasche überall dabei.

Die meisten Menschen interessieren sich NICHT, aber auch GARNICHT für
diese Inhalte - es sei denn, man zwingt sie ihnen auf, wie in Schule
oder Studium.
Die meisten Menschen hassen die Schule, erleben lernen als
schmerzhaft, was es, neurologisch ja auch ist, biologische Systeme
müssen gereizt werden, um sich anzupassen (Schmerz, Unwohlsein,
Unbequemlichkeit) - egal ob man abnehmen will, Muskeln aufbauen oder
Vokabeln lernen oder Mathematik begreifen will - man muß gegen den
Körper und seine Trägheit kämpfen, neue Strukturen schaffen - Knochen
werden stärker durch Belastung, Verbiegen; mehr Muskeln bilden sich,
indem man die bestehenden Überlastet (tut weh); neues Wissen und
Begreifen erfordert Konzentration und Disziplin (ist mühsam) - nur
benutzte, überlastete Strukturen werden in biologischen Systemen, wie
wir es sind, stärker - Knochen muß belastet werden, sonst baut er ab;
Muskeln müssen benutzt werden, überlastet (Mikrofaserrisse) werden,
sonst werden sie nicht stärker oder degenerieren;
belastete, beschädigte  Haut wird dicker und schwieliger; nur häufig
genutzte und "gestriezte" Nervenbahnen ordnen sich neu, Neuronen
feuern schneller, Synapsen bilden sich (=Lernen).

Die Menschen sind heute frei, und die große Mehrzahl hat entschieden,
daß sie all dies nicht will - sie fressen sich lieber genüsslich
fett, saufen sich dumm, und konsumieren ganz genau diese
Medieninhalte, die sie ganz persönlich wollen - und dies ist eben
genau das, was dann in Fernsehen und Kino und Spielen angeboten wird.

Heute leben wir hier in einem utopischen Schlaraffenland - alle sind
überernährt, warm, sauber und medizinisch versorgt, selbst wenn man
selbst gar nichts konstruktiv beiträgt.

Vulgär-naive Menschenbilder sagten voraus, daß unter diesen Umständen
die Menschen zu Übermenschen, sogenannten Sowjetmenschen, gedeihen
würden:

"Vierzig Jahre später greift Leo Trotzki diese Gedanken auf. Seine
Apotheose des neuen Menschen im Sowjetkommunismus erinnert an
Rousseaus guten Menschen im Naturzustand: »Der Mensch wird
unvergleichlich viel stärker, klüger und feiner, sein Körper wird
harmonischer und seine Stimme wird musikalischer werden. Die Formen
des Alltagslebens werden eine dynamische Theatralik annehmen.« All
dies wird erreicht durch mehr Gleichheit, indem Eigentum und
Eigennutz abgeschafft werden und das traditionelle Familienleben
umgebaut wird."*
*Friedrich Engels: Der Ursprung der Familie, des Privateigentums und
des Staates, unveränderter Nachdruck der vierten Auflage von 1891,
Leipzig 2013, S. 60 f.

"Anlehnung an die kommunistische Propaganda der frühen Sowjetunion

Reibungspunkt für Sinowjew dürfte die kommunistische Propaganda der
frühen Sowjetunion gewesen sein, zu der sein Homo Sovieticus im
krassen Gegensatz steht. Deren neuer Mensch oder Sowjetmensch sollte
eine Art „Übermensch“ werden: Wenn die „Ausbeuterordnung“ abgeschafft
ist, wird in einer sozialistischen Gesellschaft ein „neuer Mensch“
aufwachsen, frei von Lüge, Betrug, Grausamkeit, Diebstahl, Faulheit,
Trunksucht. 1916 prophezeite der revolutionäre Dichter Majakowski:
„Und er, der Freie, nach dem ich schreie, der Mensch, er kommt, ich
bürge dafür.“"
http://de.wikipedia.org/wiki/Homo_sovieticus

Nun, das Ergebnis der Freiheit ist empirisch ein anderes. Die
Menschen gehen nur ihren Trieben nach
(Fressen,Saufen,Ficken,Faulheit(instinktives biologisches
Energiesparen) und darüberhinaus wollen sie nur Unterhaltung - und,
dank der Marktwirtschaft, bekommen sie exakt diese, die sie wünschen
- und daher kann man von dem, was gedruckt und gesendet wird, auf die
Qualitäten der großen Masse der Menschen schließen, die sich dies
anschauen.

Jedwede Veränderung dieser Situation läuft auf Unfreiheit hinaus,
denn man müßte die Menschen, wie Schüler, zu etwas zwingen, daß sie
eben genau nicht wollen, zu vermeiden suchen, als unangenehm und
störend empfinden - wer DSDS will, dem muß Goethe oder Mathematik
oder Schopenhauer aufgezwungen werden:

Man kann die Menschen nicht in Freiheit leben lassen, und sie
gleichzeitig zu etwas machen, was sie nicht sind und nicht wollen,
denn das setzt externen Zwang, bei manchen heute Faschismus genannt,
vorraus.

All das trifft natürlich nicht auf alle Menschen zu; einige sind
ehrgeizig, diszipliniert, intelligent und haben auch "Geschmack".
Die meisten davon bleiben schlank, werden muskulös, erlangen Macht
und werden vermögend.
Dies erzeugt Neid bei den Menschen, die nicht so sind, weil sie statt
einem guten Buch und Brokkoli und Tee lieber DSDS, Wurscht und Bier
konsumieren.

Sartre: "You are nothing else but what you live. ... A man is no more
than a series of undertakings [and] the sum of the organization that
constitutes these undertakings."

Schon die alten Griechen wußten: "You are what you repeatedly do."

Der Mensch unterliegt noch immer, und wohl noch für sehr lange Zeit
oder für immer, den Gesetzen der Evolution, dem Darwinismus.
Und, ja, deshalb ist auch Sozialdarwinismus real und eine gute Sache
- alles andere wäre eine dekadente Krüppelzucht.

Man kann nicht erwarten, daß sich die Realität so verhält, wie man es
gerne hätte, und das trifft auch auf das Menschenbild zu.
Erst kommt die empirisch findbare Realität, dann baut man daraus ein
Modell, eine Theorie der Wirklichkeit.
Macht man es umgekehrt, betreibt man Ideologie bzw. Religion.

Der moderne Mensch ist frei, sich richtiges "Essen" oder
"Hundefutter" zu erwählen - und die meisten wollen eben das
Hundefutter.


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