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mehr als 1000 Beiträge seit 12.05.2005

Re: Das ist das Ergebnis einer guten Sache: Der individuellen Freiheit

B.Yttrium schrieb am 16. August 2014 14:40

> Die individuelle Freiheit erlaubt es den mordernen westlichen
> Menschen, alles was sie wünschen dann und so zu konsumieren, wie sie
> es wollen.

> Nach der Pflichtschule zwingt niemand die Menschen mehr zum lernen
> oder zum lesen oder sonstigem Verarbeiten von Inhalten, die sie nicht
> interessieren, die sie nicht wollen.

Ja, der "göttliche Funke", die natürliche Wissbegier und Neugier,
Kreativität, Vorstellungskraft und Abstraktionsvermögen wurde bei
einer Mehrheit in sog. "Schulen" erfolgreich abgetötet. Anders ist
die weitgehende Ignoranz gegenüber klassischen Kulturgütern
angesichts der bahnbrechenden Zugriffsmöglichkeit kaum zu erklären.
"Wissen" wird nur noch als schnöde Methodensammlung zum persönlichen
Fortkommen im System begriffen. Im Zweifel sinnlose, nur temporär für
Wirtschaftsanforderungen (!) nutzbare Lehre, die vor allem eines
nicht lehrt: Selbst-Bewusstsein, sondern tatsächlich eher hündische
Unterwürfigkeit im Denken, stupides Bullemielernen wird belohnt,
honoriert.

Oder waren die Lehrer der Lehrer schon so uninspiriert (Spirit ->
Geist..), dass sie selbst kaum einen Begriff davon haben, was es zu
vermitteln gilt?
vgl.
"Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben
der Flamme"

Oder spielt Machtpolitik eine Rolle, eben nur Halbintelligente
heranzubilden, die gerade nicht zuviel Interesse an den größeren
Zusammenhängen entwickeln, nicht die Denkanstösse kritischer Geister
erfahren, warum ein politisches Bewusstsein Pflicht ist?

vgl.
"die Schule ist das mächtigste Mittel der Knechtung..." aus
http://de.wikipedia.org/wiki/Wilhelm_Liebknecht#Zitat_.E2.80.9EWissen
_ist_Macht.E2.80.9C

> Ich halte diese Medien für ganz hervorragend - nicht für mich, aber
> doch für die meisten anderen - ich ertrage diesen Kram zwar nicht,
> und schaue meistens nur ein bisschen Werbung an im Fernsehen, vor
> Respekt und Interesse an den neuen, erfolgreichen Techniken der
> Beeinflussung.

Respekt für die Totalverblödung Deiner Umwelt? Oder geht Dir die so
am A**** vorbei, dass Du Dich Deiner Schadenfreude nicht einmal mehr
schämst? Ein Lob darauf zu singen, dass die Aufklärung - die mit
heutiger Technik tatsächlich die Rezepte zur Veränderung beinhaltet -
mithin der Humanismus so erfolgreich bekämpft wird? Na danke, ich
halte das für reine Misanthropie. Die Vorstellung zu entwickeln, dass
sich auch einmal ein Anderer genau in der Art über das Ausnutzen
Deiner Unwissenheit kringelig lacht, scheint Dir als grundlegende,
soziale Kompetenz nicht vermittelt worden zu sein (s.o.)

Gegen den Gestank des kulturellen Schweinestalls, der aus diesem
"Credo" folgt und zunehmend in alle anderen Lebensbereiche dringt,
wirst Du Dir nicht ewig die Nase zuhalten können.

> ... ich finde modernes Hundefutter ja
> auch toll, die Kerlchen bekommen glänzendes Fell und gedeihen
> anscheinend prächtig - dennoch würde es mir ja nie einfallen, selbst
> eine Dose Hundefutter zu verzehren. Aber für Hunde ist es
> nachweislich gedeihliches Futter, auch wenn es nur aus Abfällen,
> Wasser und Rohasche besteht.

Haha, lustiger Zynismus. Nur für menschliche Kategorien etwas
kurzsichtig, dass eine weitere Absenkung des Allgemeinwissens Folgen
haben kann, die uns ausnahmslos alle zu Hunden machen..

> Wir sind so frei wie nie, 

Wenn man so ignorant ist wie nie.. Nur die übliche, kognitive
Dissonanz oder hört man auf den oberen Decks der Titanic noch nicht,
dass der Rumpf bereits am Zerbersten ist..? Wenn der Staat Banken und
Lobbys dient, Millionen (!) Arbeitsplätze subventioniert, ABM
erfindet, irrationale Heilsversprechen predigt, unliebsame Kritiker
oder "Systemverweigerer" unter Druck setzt, Medien beeinflusst,
Korruption scheinbar eher begrüßt als bekämpft, planwirtschaftlich
nach Gusto und "Systemrelevanz" eingreift usw. usf. etc. pp. ist das
"System" kein System mehr, sondern die Perversion einer
Gesellschaftsordnung im 21. Jh. (!), schöngefärbt von den Fratzen des
kollektiven Größenwahns, der Realitätsflucht der Geldeliten. Die
Information, dass dieses System nicht viel mehr als organisierte
Kriminalität ist, soll schon im Internet kursieren.. Aber das ganze
Gezeter kennt man ja von der letzten Revolution durch
Kommunikationstechnik, vom Buchdruck, der mit den Gedanken der
Aufklärung das Herrschaftswissen ebenso "etwas" zugunsten der
Allgemeinheit verschob.. 

> und haben preiswerte oder meistens sogar
> kostenlose Zugangsmöglichkeit und Konsummöglichkeit in Bezug auf
> quasi ALLE Medieninhalte - noch dazu dank Smartphon und PC und Tablet
> eigentlich überall, sogar an der Haltestelle, auf der Toilette oder
> im Keller. Für jeden Menschen ist fast das gesamte Wissen der
> Menschheit ein paar Klicks oder Touches entfernt.

Das kann so stehen bleiben.

> Die Menschen sind heute frei, und die große Mehrzahl hat entschieden,
> daß sie all dies nicht will - sie fressen sich lieber genüsslich
> fett, saufen sich dumm, und konsumieren ganz genau diese
> Medieninhalte, die sie ganz persönlich wollen - und dies ist eben
> genau das, was dann in Fernsehen und Kino und Spielen angeboten wird.

Vielleicht wurde den Menschen beigebracht, nach Müll zu verlangen?
Pure, hedonistische Zerstreuung zu leben, weil es alles schon so
"frei" und "sicher" sei..? Die narzisstische Selbstverwirklichung,
die Überhöhung des Egos, der selbstsüchtige, darwinistische Kampf um
Ruhm, Geld und Macht als Lebensinhalt, Sinnstiftung? Würde man keine
Gesellschaft, sondern einen Käfig zur Menschenhaltung im Sinn haben,
wäre das ein "Fortschritt" im Sinne des Wegwerfkonsums als auch einer
wehrlosen, weil entsolidarisierten Bevölkerung..

Es gab durchaus die Idee, dass die ÖR-Medien einen Bildungsauftrag
haben, staats- wie wirtschaftsfern für die Aufklärung und UNABHÄNGIGE
Meinungsbildung der Bevölkerung zu sorgen. Aber letztlich war der
Faschismus nicht so schlimm, als dass man das Konzept weiterverfolgt
hätte. Ja, Sarkasmus wo er hingehört.


> Heute leben wir hier in einem utopischen Schlaraffenland - alle sind
> überernährt, warm, sauber und medizinisch versorgt, selbst wenn man
> selbst gar nichts konstruktiv beiträgt.

Du kennst Dich aus..


> Nun, das Ergebnis der Freiheit ist empirisch ein anderes. Die
> Menschen gehen nur ihren Trieben nach
> (Fressen,Saufen,Ficken,Faulheit(instinktives biologisches
> Energiesparen) und darüberhinaus wollen sie nur Unterhaltung - und,
> dank der Marktwirtschaft, bekommen sie exakt diese, die sie wünschen
> - und daher kann man von dem, was gedruckt und gesendet wird, auf die
> Qualitäten der großen Masse der Menschen schließen, die sich dies
> anschauen.

Sein-Sollen-Fehlschluss! Wenn man Menschen beobachtet, die aufgrund
von Systemzwängen zu Ratten, Haien, Haifischen, Schlangen, Schafen
und ähnlichem Getier mutieren mussten und noch müssen - survival of
the fittest - kann man natürlich zum Schluss gelangen, dass er
schlechter Natur sei. Er hat zwar nie die Gelegenheit zur Entwicklung
erhalten, aber es gibt ja Menschen, die sich in tierischen Habitaten
weiterhin wohl zu fühlen scheinen und daher DIESE ZUSTÄNDE als
bereits ausgeschöpftes Potential des Humanismus deuten möchten.
Ignorance is bliss! 

> Jedwede Veränderung dieser Situation läuft auf Unfreiheit hinaus,
> denn man müßte die Menschen, wie Schüler, zu etwas zwingen, daß sie
> eben genau nicht wollen, zu vermeiden suchen, als unangenehm und
> störend empfinden - wer DSDS will, dem muß Goethe oder Mathematik
> oder Schopenhauer aufgezwungen werden:

> Man kann die Menschen nicht in Freiheit leben lassen, und sie
> gleichzeitig zu etwas machen, was sie nicht sind und nicht wollen,
> denn das setzt externen Zwang, bei manchen heute Faschismus genannt,
> vorraus.
> All das trifft natürlich nicht auf alle Menschen zu; einige sind
> ehrgeizig, diszipliniert, intelligent und haben auch "Geschmack".
> Die meisten davon bleiben schlank, werden muskulös, erlangen Macht
> und werden vermögend.

Oh, das waren dann die Übermenschen, richtig?

> Dies erzeugt Neid bei den Menschen, die nicht so sind, weil sie statt
> einem guten Buch und Brokkoli und Tee lieber DSDS, Wurscht und Bier
> konsumieren.

Ah, die Untermenschen als Projektionsfläche, wie gehabt.

> Sartre: "You are nothing else but what you live. ... A man is no more
> than a series of undertakings [and] the sum of the organization that
> constitutes these undertakings."

> Schon die alten Griechen wußten: "You are what you repeatedly do."

Und englisch sprachen sie auch schon!

> Der Mensch unterliegt noch immer, und wohl noch für sehr lange Zeit
> oder für immer, den Gesetzen der Evolution, dem Darwinismus.
> Und, ja, deshalb ist auch Sozialdarwinismus real und eine gute Sache
> - alles andere wäre eine dekadente Krüppelzucht.

Sozialdarwinismus ist das Gegenteil von Humanismus - die Weigerung,
menschlich zu werden. Das Menschenbild so zu deuten (!), dass er
unveränderbar schlecht (empirisch bewiesen.. s.o.) und auf
Destruktivität und Eigennutz geeicht bleibt. Dass er nicht mehr als
ein intelligenteres Tier ist, das auch keine anderen,
förderungswürdigen Fähigkeiten als andere Primaten aufweist. Er ist
für den Kampf um Macht und Besitz geboren, mehr Sinn lässt sich aus
der gesamten Kulturgeschichte nicht ableiten.. Vielleicht sind es
eher verkrüppelte Seelen und Emotionen, die eine so schmale
Weltsicht, tatsächlich das Niedere im Menschen zur Maxime machen
wollen? 

> Man kann nicht erwarten, daß sich die Realität so verhält, wie man es
> gerne hätte, und das trifft auch auf das Menschenbild zu.
> Erst kommt die empirisch findbare Realität, dann baut man daraus ein
> Modell, eine Theorie der Wirklichkeit.
> Macht man es umgekehrt, betreibt man Ideologie bzw. Religion.

> Der moderne Mensch ist frei, sich richtiges "Essen" oder
> "Hundefutter" zu erwählen - und die meisten wollen eben das
> Hundefutter.


Ja, der einwandfreie Gehorsam durch "gute Erziehung" hat Generationen
hervorragend deutscher Schäferhunde hervorgebracht. ;)


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