Es ist natürlich einfach, eine Offensive für "gescheitert" zu erklären, wenn man nur Quellen wie das russische Verteidigungsministerium nutzt.
Sieht man sich die Offensive mal objektiv an, kann man entdecken, dass die Betrachtung der Front und der Minenfelder, die der Autor betreibt, nur wenige Prozent des Geschehens wiedergibt.
Die russische Armee greift Wohngebiete in den Städten an, um die ukrainische Flugabwehr in Gebieten weit außerhalb der Kampfzonen zu binden. Außerdem hofft sie, dadurch die Moral der Bevölkerung brechen zu können. Das ist eine Strategie, die oft probiert wurde, aber noch nie funktioniert hat.
Die Ukraine greift Nachschublinien und Depots mit Abstandswaffen an, die 30 Jahre moderner sind als alles, was Russland in den sowjetischen Depots findet. Das führt einerseits dazu, dass der Nachschub für die russischen Truppen stockt und sie das deutlich merken. Andererseits führt es zu Auseinandersetzungen innerhalb der russischen Führung.
Wer die wirklich wichtigen Fragen komplett ausspart, ist sicherlich nicht an einer Analyse der Situation interessiert, sondern nur an der Weitergabe der Durchhalteparolen. Die sind aber für die russische Bevölkerung bestimmt.
Und wenn man dann noch die Behauptung einer »NATO-Osterweiterung« liest, die es nie gab, weiß man natürlich, wo der Autor abschreibt. Er sollte sich die Pressekonferenz von Putin 2007 ansehen. Damals gab es zwar keine NATO-Osterweiterung, aber den Beitritt mehrerer osteuropäischer Länder. Und was hat Putin einen Tag später öffentlich gesagt? Eben!