Der Artikel wirkt streckenweise wie ein Werbebuch eines Militärliferanten. Doch wenn sich eines gezeigt hat, dann dass die Überlegenheit von Waffensystemen in diesem Krieg des öfteren nicht der entscheidende Punkt waren.
Die Minenfelder sind tatsächlich das, was die ukrainische Offensive gestoppt hat und seit dem läuft die Offensive doch viel langsamer und "behutsamer". Was darunter zu verstehen ist: Mehr Artillerie-Einsatz, wo ganze Dörfer in Schutt und Asche gelegt werden um eigene Soldaten zu schonen (fast wörtlich von pro-ukrainischer Quelle).
Eine reine Betrachtung auf diesen Frontabschnitt verlockt tatsächlich zu der Annahme, die Ukrainer würden hier einen Phyrrus-Sieg erringen. Und die einzige Erklärungsmöglichkeit wäre das massive Aufopfern ukrainischer Soldaten.
Was der Artikel jedoch verschweigt sind die taktischen Erfolge, die die Ukraine insbesondere in den letzten Wochen verbuchen konnte:
- ein erster "Brückenkopf" wurde bei Cherson geschlagen und gehalten
- durch die Zerstörung und/oder Beschädigung von 3 Brücken gibt es nur noch zwei intakte Verbindungen der Krim zum ukrainischen Festland - beide Richtung Cherson
- ein zweiter "Brückenkopf" wurde ebenfalls bei Cherson geschlagen, ukrainische Truppen sitzen dort 2km von der Landstraße entfernt, die Cherson mit dem umkämpften Frontabschnitt verbindet
- es wurde ein großes Truppenlandungsschiff der russischen Armee durch ukrainische maritime Drohnen ausgeschaltet sowie ein von einem Konvoy bewachten Tanker. Damit demonstriert die ukrainische Armee, dass Truppentransporte per Schiff keine gute Idee sind für die russische Armee.
- wiederholt wurde die Krim-Brücke getroffen
Was das für den weiter oben genannten Frontabschnitt bedeutet ist, dass der Nachschub nicht mehr aus der Krim wie gewohnt fließen kann. Mindestens große Umwege müssen in Kauf genommen werden, durch den zweiten Brückenkopf können auch über weite Strecke nur noch kleine Landwege und Feldwege genutzt werden. Das schränkt die Logistik der russischen Streitkräfte enorm ein und erinnert in seiner Gesamtsituation bald an Cherson. Dort haben auch pro-russische Kräfte bis zum bitteren Ende behauptet, die ukrainische Armee würde sich aufreiben, während auch hier die Nachschubwege der russischen Streitkräfte derart unterminiert wurden, dass ihnen nichts weiteres übrig blieb als den Rückzug anzutreten.
Für die Krim bedeutet dies, dass die Landverbindungen zu Russland äußerst fragil sind und ein weiterer Erfolg der Ukrainer bei Cherson diese gänzlich kappen könnte. Die Lieferung von die Krimbrücke bedrohenden Langstreckenraketen drohen daher die Krim zu isolieren und deren Nachschub müsste dann wohl oder übel per Schiff erfolgen - was alles andere als ungefährlich ist.
Die ukrainische Offensive wird wohl noch länger andauern wie es aussieht, aber sie trägt spürbar größere Früchte und es könnte auf einmal ganz schnell gehen. Von einem Scheitern der Offensive zu sprechen ist daher enorm verfrüht - von einem Erfolg allerdings auch.