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  • Russland-Analyse

21 Beiträge seit 24.07.2023

Re: Wie aus einem russischen Waffenkatalog abgeschrieben

"In Cherson hatte RF Armee einfach keine Soldaten um die Stellungen zu decken."
Nein, sie hatten über 40.000 Soldaten dort, darunter ihre kampfstärksten Truppen. Auf dem eigentlichen Schlachtfeld waren sie unbesiegt, der Mangel an technisch anspruchsvollen Defensivstellungen war damals kein Problem.
Sie waren aber TROTZDEM zum Abzug gezwungen, weil die Ukrainer mit HIMARS ihre gesamte rückwärtige Logisitik und den Nachschub abgenutzt/degradiert haben - sie wären quasi "im Feld verblutet", wenn sie geblieben wären.
Genau dasselbe versucht die Ukraine jetzt mit der Logistik für die Südukraine - die Krim-Brücken werden immer verwundbarer. Irgendwann wird die Ukr. Armee sie komplett zerstören können. Die Stärke der Surowikin-Linie wird ihnen nichts mehr nützen, falls irgendwann kein Nachschub mehr kommt.

"Die Teilmobilisierung war ja [bei West-Cherson] noch nicht erfolgt."
Die 300 000 Eingezogenen von damals hat Russland schon wieder "verbraucht". Moskau bräuchte schon längst eine neue Mobilmachung, die ist bislang aber ausgeblieben. Es hat nur 350 000 Soldaten in der Ukraine. In der Heimat sind keine verfügbaren Reserven mehr. Auch im Süden scheinen ca. 90 % der Kräfte bereits im Feld zu sein, die operativen Reserven dürften schon zuneige gehen.
Wenn Russland HEUTE eine Teilmobilmachung ausruft, dürften frische Einheiten nicht vor November da sein - Minimum Ausbildungszeit sind drei Monate.
Die Ukrainer haben also ein vielversprechendes Zeitfenster für ihre langsame Zermürbungstaktik.

" ... wie sich 2S35 schlägt. Die Produktion ist ja wohl jetzt angelaufen ..."
Ich habe über den ganzen Krieg noch von keiner einzigen neu eingeführten russischen Waffe gehört, die für sich genommen irgendetwas Wesentliches an den Kräfteverhältnissen geändert hätte. Der Effekt neu eingeführter Waffensysteme lässt immer schnell nach, weil der Gegner sich anpasst (war selbst bei HIMARS so). Warum sollte sich das bei 2S35 anders sein?
Vor ein paar Monaten gab es Panik wegen der neuen russischen Hochpräzisions-Gleitbomben. `Werden die Russen jetzt präzise ukrainische Ziele hinter der Front eliminieren?´ - haben sich alle gefragt.
Heute hört man nicht mehr viel davon. Diese Bomben werden eingesetzt, sie sind ein Problem für die Ukrainer, ändern aber wenig an der Gesamtkonstellation.

"Die Produktion ist ja wohl jetzt angelaufen, auch wenn die finalen Tests erst Ende des Jahres zu Ende gehen." - Hohe Erwartungen sind da m.E. nicht gerechtfertigt. Der lange groß angekündigte T-4-Armata-Panzer war z.B. ein katastrophale Totalflop. Das ist nicht immer so extrem, aber Russland hat ein grundsätzliches Problem damit, vielversprechende Prototypen in militärisch relevanten Stückzahlen zu produzieren.
Der russische militärisch-industrielle Komplex ist einfach nicht mehr das, was er noch zu Sowjetzeiten war. Auch die aktuellen Sanktionen wirken sich aus (wenn auch nicht so stark, wie sich viele erhofft hatten).
Aus diesem Grund verschrotten sie ja jetzt auch schon ihre Uralt-Depot-Panzer aus den 70ern und sogar 50er Jahren auf dem Schlachtfeld. Es mögen immer wieder neue, spektakuläre High-Tech-Waffen-Prototypen angekündigt werden - in ihrer ganzen Breite nimmt die Modernität des russischen Equipments aber ab.

Und deswegen ist der Artikel von Lange auch völlig irreführend.

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