BrokenLinks schrieb am 29. Dezember 2015 15:15
> und dafür muss man dankbar sein.
Naja, abwarten. Die EU - so bizarr sie derzeit auch anmuten mag - ist
eine Schicksalsgemeinschaft, die von der Gemeinschaftswährung
zusammengehalten wird. Scheitert die EU, scheitert unweigerlich auch
der Euro. Und der Euro ist keine Drehtür, eher eine Falltür: Man
kommt (oder kam) vergleichsweise leicht rein, aber kaum wieder
heraus. Das gilt für alle, auch für Deutschland. Wenn Griechenland
aussteigt, rutscht das Land von arm auf bettelarm ab. Wenn
Deutschland aussteigt, wird sich die massiv auf Niedriglohn und
Export ausgerichtete Wirtschaftspolitik auf einen Schlag bitter
rächen - keine Verarmung, aber ein sehr deutlich spürbarer Einbruch,
den keine Regierung überleben wird. Man darf sich das nicht nur wie
eine Befreiung vorstellen, sondern eher wie ein Schock, der
ausgesprochen bitter schmecken wird.
> Die EU ist eine Inkarnation des zum Scheitern verurteilten Versuchs,
> ein System zu schaffen, in dem jeder auf Kosten der anderen lebt.
So war sie nicht gedacht, dazu ist sie erst geworden. Und im
Rückblick fällt es natürlich leicht, zu behaupten, dass das ja so
kommen musste.
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit vor dem Euro. Bereits damals
war der Euro in Deutschland nicht gerade beliebt, das heißt: Die
Deutschen begegneten der neuen Währung von Beginn an mit Argwohn und
misstrauten ihr zutiefst. Das hat historische Gründe: Deutschland hat
in den 20er Jahren ein Inflations-Trauma erlitten, das sich tief ins
nationale Gedächtnis eingebrannt hat und bis heute nachwirkt. Noch
stärker sitzt den Deutschen die Nachkriegszeit in den Knochen: Damals
konnte man auf nichts mehr stolz sein, also dem natürlichen Bedürfnis
nach Nationalstolz nicht mehr nachkommen. Flagge zeigen - wie es in
anderen Ländern ganz normal und unverdächtig war - galt hier fast
schon als unanständig (Ausnahme: Fußball). (West-)Deutschlands ganzer
Stolz war die "harte DM", Ausdruck nationaler Identität und in der
ganzen Welt beliebt. Den bemerkenswert erfolgreichen Wiederaufstieg
zu einer der größten Wirtschaftsmächte der Welt aus dem Nichts heraus
schrieben die Deutschen natürlich ihren großartigen Tugenden zu,
Fleiß, Disziplin, Arbeitsmoral, usw. (was allenfalls nur teilweise
stimmt). Dies muss man sich vor Augen halten, wenn man verstehen
will, warum der Euro von Beginn an in Deutschland nur wenig Freunde
fand.
So richtig es auch ist, dass viele ärmere Länder den Euro als Chance
begriffen, ihren eigenen Laden zu pimpen, gerade auch Griechenland,
so darf man dabei eines nicht übersehen: Keine deutsche Regierung
hätte jemals größere Schritte hin zu mehr Europa gehen können. Die
Deutschen hätten sofort geschrieen: "Ohje, die machen den Euro
weich!". Und so blieb die EU immer das, was wir heute so schlimm an
ihr finden: Nicht Fisch, nicht Fleisch. Und mittlerweile derart von
Deutschland dominiert, dass keine Chance mehr auf Weiterentwicklung
besteht. Die Flucht nach vorn ist nicht mehr möglich.
> Die "Eurokrise" ist einfach die logische Konsequenz eines absurden
> Systems und lässt sich nur durch Abschaffung des Systems beenden.
Nein. Man könnte aus Europa auch die Vereinigten Staaten von Europa
machen, das würde auch funktionieren. Denn Europa ist insgesamt
gesehen ein schwerreicher Kontinent. Was aber eben nicht auf Dauer
funktioniert, ist dieses jämmerliche Durchhängen. Es ist auch
zutiefst undemokratisch, was mich am meisten stört. Es ist ja kein
Geheimnis, dass Merkel hinter den EU-Kulissen die Fäden zieht, um
dann den Deutschen die ein oder andere Maßnahme aufs Auge zu drücken,
die sie im nationalen Parlament niemals durchgekriegt hätte.
> und dafür muss man dankbar sein.
Naja, abwarten. Die EU - so bizarr sie derzeit auch anmuten mag - ist
eine Schicksalsgemeinschaft, die von der Gemeinschaftswährung
zusammengehalten wird. Scheitert die EU, scheitert unweigerlich auch
der Euro. Und der Euro ist keine Drehtür, eher eine Falltür: Man
kommt (oder kam) vergleichsweise leicht rein, aber kaum wieder
heraus. Das gilt für alle, auch für Deutschland. Wenn Griechenland
aussteigt, rutscht das Land von arm auf bettelarm ab. Wenn
Deutschland aussteigt, wird sich die massiv auf Niedriglohn und
Export ausgerichtete Wirtschaftspolitik auf einen Schlag bitter
rächen - keine Verarmung, aber ein sehr deutlich spürbarer Einbruch,
den keine Regierung überleben wird. Man darf sich das nicht nur wie
eine Befreiung vorstellen, sondern eher wie ein Schock, der
ausgesprochen bitter schmecken wird.
> Die EU ist eine Inkarnation des zum Scheitern verurteilten Versuchs,
> ein System zu schaffen, in dem jeder auf Kosten der anderen lebt.
So war sie nicht gedacht, dazu ist sie erst geworden. Und im
Rückblick fällt es natürlich leicht, zu behaupten, dass das ja so
kommen musste.
Ich erinnere mich noch gut an die Zeit vor dem Euro. Bereits damals
war der Euro in Deutschland nicht gerade beliebt, das heißt: Die
Deutschen begegneten der neuen Währung von Beginn an mit Argwohn und
misstrauten ihr zutiefst. Das hat historische Gründe: Deutschland hat
in den 20er Jahren ein Inflations-Trauma erlitten, das sich tief ins
nationale Gedächtnis eingebrannt hat und bis heute nachwirkt. Noch
stärker sitzt den Deutschen die Nachkriegszeit in den Knochen: Damals
konnte man auf nichts mehr stolz sein, also dem natürlichen Bedürfnis
nach Nationalstolz nicht mehr nachkommen. Flagge zeigen - wie es in
anderen Ländern ganz normal und unverdächtig war - galt hier fast
schon als unanständig (Ausnahme: Fußball). (West-)Deutschlands ganzer
Stolz war die "harte DM", Ausdruck nationaler Identität und in der
ganzen Welt beliebt. Den bemerkenswert erfolgreichen Wiederaufstieg
zu einer der größten Wirtschaftsmächte der Welt aus dem Nichts heraus
schrieben die Deutschen natürlich ihren großartigen Tugenden zu,
Fleiß, Disziplin, Arbeitsmoral, usw. (was allenfalls nur teilweise
stimmt). Dies muss man sich vor Augen halten, wenn man verstehen
will, warum der Euro von Beginn an in Deutschland nur wenig Freunde
fand.
So richtig es auch ist, dass viele ärmere Länder den Euro als Chance
begriffen, ihren eigenen Laden zu pimpen, gerade auch Griechenland,
so darf man dabei eines nicht übersehen: Keine deutsche Regierung
hätte jemals größere Schritte hin zu mehr Europa gehen können. Die
Deutschen hätten sofort geschrieen: "Ohje, die machen den Euro
weich!". Und so blieb die EU immer das, was wir heute so schlimm an
ihr finden: Nicht Fisch, nicht Fleisch. Und mittlerweile derart von
Deutschland dominiert, dass keine Chance mehr auf Weiterentwicklung
besteht. Die Flucht nach vorn ist nicht mehr möglich.
> Die "Eurokrise" ist einfach die logische Konsequenz eines absurden
> Systems und lässt sich nur durch Abschaffung des Systems beenden.
Nein. Man könnte aus Europa auch die Vereinigten Staaten von Europa
machen, das würde auch funktionieren. Denn Europa ist insgesamt
gesehen ein schwerreicher Kontinent. Was aber eben nicht auf Dauer
funktioniert, ist dieses jämmerliche Durchhängen. Es ist auch
zutiefst undemokratisch, was mich am meisten stört. Es ist ja kein
Geheimnis, dass Merkel hinter den EU-Kulissen die Fäden zieht, um
dann den Deutschen die ein oder andere Maßnahme aufs Auge zu drücken,
die sie im nationalen Parlament niemals durchgekriegt hätte.