demon driver schrieb am 13. Februar 2002 8:16
> Daniel Unruh schrieb am 12. Februar 2002 18:14
> > Damit wären die meisten öffentlichen (insbesondere politischen)
> > Diskussionen disqualifiziert.
>
> Das kann schon sein. Auch Stammtische.
Die politische Bedeutung von Stammtischen wird gerne unterschätzt. Doch
können ein, zwei Liter Bier sehr zur politischen Ehrlichkeit beitragen.
> Bloßes Aufzählen von Argumenten ist natürlich auch nicht nutzlos,
> aber das stützt ja wohl kaum die These, daß die Diskussion
> danach uninteressant werden müßte.
Erfahrungsgemäß wiederholt sich die Bandschleife irgendwann. Dieser
Zeitpunkt läßt sich häufig gut erkennen (die Entropie sinkt dramatisch
ab.)
> Ein "Beharren" auf einem "Weltbild" kann allerdings wohl kaum
> Ausschlußkriterium für Erkenntnisgewinn sein... was wäre das für
> ein Weltbild, wenn es sich durch ein paar Argumente sofort
> umschmeißen ließe.
Es war auch eher gemeint, daß Argumente des Gesprächspartners als für
ihn relevant anerkannt werden. Man sollte sich ja immer mit den Sorgen
und Nöten der anderen vertraut machen.
> In meinen Augen ist jede Forderung nach Waffengewalt im Kampf
> gegen die Chimäre Terrorismus überzeichnet, aber das scheinst
> du ja dann doch ernst zu meinen.
Die Ursache für Terrorismus sind menschenverachtende Ideologien, und
nicht etwa, wie fälschlicherweise oft behauptet wird, die Erfahrung von
Gewalt.
Insofern kann Gewalt zur Bekämpfung von Terrorismus keine neuen
Terroristen produzieren, aber sie kann auch nicht die Ursache des
Terrorismus endgültig beseitigen, da Ideologien ja immateriell sind.
> > es ist unbestritten, daß Amerikas Staatsfeind Nr.1 aus diesem
> > Land stammt.
>
> Ist das ein Grund das Land zu bombardieren?
Ja, wenn es keine bessere Lösung gibt, und die Gefahr besteht, daß noch
mehr Terroristen dort herkommen.
> > Es scheint auch gesicherte Erkenntnis, daß sein Terrornetzwerk
> > von diesem Land aus finanziert wurde.
>
> Ist das ein Grund, das Land zu bombardieren?
Ja, wenn es keine bessere Lösung gibt, und die Gefahr besteht, daß
weiterhin Terror finanziert wird.
> > Ebenfalls unbestritten ist die in Saudi-Arabien praktizierte
> > extreme Form des Islam, die auch nach Afghanistan exportiert
> > wurde.
>
> Ist das ein Grund, das Land zu bombardieren?
Bombardieren hilft bei diesem Problem nicht.
> Ist dir schon mal die Idee gekommen, daß der antiamerikanische
> Terror nicht in ein paar Schaltzentralen der islamischen
> Finanzhäuser und Wirtschaftsunternehmen, bei einer kleinen
> Kämpferelite à la Bin Laden, sondern in den Köpfen des Volkes
> entsteht, dem durch die eigenmächtigen Einflußnahmen der USA
> "Nachteile" widerfahren (bis hin zu hunderttausenden zivilen
> Opfern im Irak)?
Das kann man ausschließen.
Die Situation in Saudi-Arabien ähnelt der von Deutschland nach dem
ersten Weltkrieg. Saudi-Arabien wurden von den USA besiegt -
wirtschaftlich wie politisch. Das war eine Notwendigkeit zur
Stabilisierung der nahen Ostens und zur Sicherung der Handelsrouten.
Um von ihren eigenen Fehlern abzulenken, schüren die Meinungsmacher und
religiösen Führer nun den Antiamerikanismus (die Wirtschaft ist in
einer Dauer-Rezession, moralische Werte sind kaum noch vorhanden.) Das
Zerrbild des großen Satans USA bleibt unwidersprochen und setzt sich in
den Köpfen der Menschen fest. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis
einige Saudis gegen den "Erbfeind" USA losmarschieren.
Das Volk ist immer leicht durch Propaganda zu beeinflussen. Die
Bevohner Saudi-Arabiens sind davon nicht ausgeschlossen.
Letztlich muß Saudi-Arabien von den USA ein zweites Mal besiegt werden
- doch diesmal muß (wie nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland) ein
brauchbares Nationbuilding betrieben werden, mit Verankerung westlicher
Grundwerte, Etablierung einer Demokratie und allem drum und dran.
> Daniel Unruh schrieb am 12. Februar 2002 18:14
> > Damit wären die meisten öffentlichen (insbesondere politischen)
> > Diskussionen disqualifiziert.
>
> Das kann schon sein. Auch Stammtische.
Die politische Bedeutung von Stammtischen wird gerne unterschätzt. Doch
können ein, zwei Liter Bier sehr zur politischen Ehrlichkeit beitragen.
> Bloßes Aufzählen von Argumenten ist natürlich auch nicht nutzlos,
> aber das stützt ja wohl kaum die These, daß die Diskussion
> danach uninteressant werden müßte.
Erfahrungsgemäß wiederholt sich die Bandschleife irgendwann. Dieser
Zeitpunkt läßt sich häufig gut erkennen (die Entropie sinkt dramatisch
ab.)
> Ein "Beharren" auf einem "Weltbild" kann allerdings wohl kaum
> Ausschlußkriterium für Erkenntnisgewinn sein... was wäre das für
> ein Weltbild, wenn es sich durch ein paar Argumente sofort
> umschmeißen ließe.
Es war auch eher gemeint, daß Argumente des Gesprächspartners als für
ihn relevant anerkannt werden. Man sollte sich ja immer mit den Sorgen
und Nöten der anderen vertraut machen.
> In meinen Augen ist jede Forderung nach Waffengewalt im Kampf
> gegen die Chimäre Terrorismus überzeichnet, aber das scheinst
> du ja dann doch ernst zu meinen.
Die Ursache für Terrorismus sind menschenverachtende Ideologien, und
nicht etwa, wie fälschlicherweise oft behauptet wird, die Erfahrung von
Gewalt.
Insofern kann Gewalt zur Bekämpfung von Terrorismus keine neuen
Terroristen produzieren, aber sie kann auch nicht die Ursache des
Terrorismus endgültig beseitigen, da Ideologien ja immateriell sind.
> > es ist unbestritten, daß Amerikas Staatsfeind Nr.1 aus diesem
> > Land stammt.
>
> Ist das ein Grund das Land zu bombardieren?
Ja, wenn es keine bessere Lösung gibt, und die Gefahr besteht, daß noch
mehr Terroristen dort herkommen.
> > Es scheint auch gesicherte Erkenntnis, daß sein Terrornetzwerk
> > von diesem Land aus finanziert wurde.
>
> Ist das ein Grund, das Land zu bombardieren?
Ja, wenn es keine bessere Lösung gibt, und die Gefahr besteht, daß
weiterhin Terror finanziert wird.
> > Ebenfalls unbestritten ist die in Saudi-Arabien praktizierte
> > extreme Form des Islam, die auch nach Afghanistan exportiert
> > wurde.
>
> Ist das ein Grund, das Land zu bombardieren?
Bombardieren hilft bei diesem Problem nicht.
> Ist dir schon mal die Idee gekommen, daß der antiamerikanische
> Terror nicht in ein paar Schaltzentralen der islamischen
> Finanzhäuser und Wirtschaftsunternehmen, bei einer kleinen
> Kämpferelite à la Bin Laden, sondern in den Köpfen des Volkes
> entsteht, dem durch die eigenmächtigen Einflußnahmen der USA
> "Nachteile" widerfahren (bis hin zu hunderttausenden zivilen
> Opfern im Irak)?
Das kann man ausschließen.
Die Situation in Saudi-Arabien ähnelt der von Deutschland nach dem
ersten Weltkrieg. Saudi-Arabien wurden von den USA besiegt -
wirtschaftlich wie politisch. Das war eine Notwendigkeit zur
Stabilisierung der nahen Ostens und zur Sicherung der Handelsrouten.
Um von ihren eigenen Fehlern abzulenken, schüren die Meinungsmacher und
religiösen Führer nun den Antiamerikanismus (die Wirtschaft ist in
einer Dauer-Rezession, moralische Werte sind kaum noch vorhanden.) Das
Zerrbild des großen Satans USA bleibt unwidersprochen und setzt sich in
den Köpfen der Menschen fest. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis
einige Saudis gegen den "Erbfeind" USA losmarschieren.
Das Volk ist immer leicht durch Propaganda zu beeinflussen. Die
Bevohner Saudi-Arabiens sind davon nicht ausgeschlossen.
Letztlich muß Saudi-Arabien von den USA ein zweites Mal besiegt werden
- doch diesmal muß (wie nach dem zweiten Weltkrieg in Deutschland) ein
brauchbares Nationbuilding betrieben werden, mit Verankerung westlicher
Grundwerte, Etablierung einer Demokratie und allem drum und dran.