Die Fragen von A. von Westphal sind berechtigt und zuverlässige Antworten darauf wären wünschenswert.
Nur: Das RKI konnte gar nicht anders antworten. Offensichtlich lässt sich ein vermutlich großer Teil der Corona-Infizierten gar nicht mehr bei Teststellen testen und kuriert eine Erkrankung zu Hause aus, ohne dass es zu Meldungen kommt. Unter diesen Umständen kann das Infektionsgeschehen nicht mehr zutreffend beschrieben und analysiert werden. Die Relation zwischen Infektionen bei Ungeimpften und Geimpften lässt sich nicht mehr umfassend feststellen und damit auch keine keine übergreifend geltendenden Beziehungen zur Impfwirksamkeit angeben. Es ist korrekt, wenn das RKI davon spricht, dass Erhebungen dieser Art auf Grund der verfügbaren Daten zu „Verzerrungen“ des Gesamtbildes führen würden. Untersuchungen zur Impfwirksamkeit können derzeit in Deutschland nur noch bei gemeldeten Infizierten - und das sind vor allem Hospitalisierte - durchgeführt werden. Hospitalisierte sind aber keine repräsentative Gruppe, meist schon wegen ihres Alters, ganz abgesehen davon, dass Meldedaten und Unterlagen auch hier oft lückenhaft sind. Vergleiche zwischen hospitalisierten Ungeimpften und Geimpften zur Feststellung der Impfwirksamkeit ergeben nur ein eingeengtes Bild über die Effizienz der Impfungen. Auch die Frage nach der Wirksamkeit der Impfungen in Hinsicht auf symptomatische Erkrankungen kann angesichts der eingeschränkten Datenlage nicht valide beantwortet werden.
Dass in Deutschland – wie offenbar in Großbritannien - kein solides Monitoring des Infektionsgeschehens und der Impfwirksamkeit mehr stattfindet, ist nicht dem RKI, sondern der Politik zuzuschreiben.
Valide Aussagen können nur durch den Vergleich repräsentativer Gruppen von ungeimpft und geimpft Infizierter erbracht werden. Hierbei müssten Alter, Gesundheitsstand , Impfstatus, Wirkung der Infektion und möglichst auch die verursachende Virus-Variante berücksichtigt werden. Ersichtlich ein zeitaufwendiges und kostspieliges Unternehmen! Dabei bringen solche Untersuchungen nur zeitlich begrenzte Ergebnisse. Mit dem Auftreten einer neuen Variante können die Ergebnisse schon überholt sein. Die Impfwirksamkeit hat sich mit der Veränderung der Virenlage verändert und verändert sich weiter.
Es ist in dieser Situation folgerichtig, wenn das RKI auf internationale Studien zu Impfwirksamkeit hinweist. Es gibt eine ganze Reihe von daten- und laborbasierten Studien, die, in der Tendenz übereinstimmend, diffenzierte, aber deutliche Ergebnisse zu der Impfeffizienz in den einzelnen Wirksamkeitsbereichen erbringen (Infektion, asymptomatische, symptomatische und schwere Verläufe). In meinem TP-Artikel „Impfung schwächt das Immunsystem?..." und in einer detaillierteren Überarbeitung habe ich die Ergebnisse solcher Studien referiert.
(Überarbeitete Fassung: https://covid-19-menschheitsherausforderung.blogspot.com/2022/07/impfung-schwacht-das-immunsystem-stimmt.html)
Dass die Antworten des RKI zu Verschwörungsvermutungen Anlass geben, war zu erwarten. Sachlich begründet erscheint mir das nicht.