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Avatar von tzefix
  • tzefix

mehr als 1000 Beiträge seit 12.05.2010

Nach dem Krieg kann vor dem Krieg bedeuten.

Die Ukrainer kämpfen nun fast ein Jahr in einem gnadenlosen Krieg.
Was macht das aus den Menschen, insbesondere aus Jenen, die aktiv kämpfen?

Schon vor dem Krieg waren die rechtsextremen Kräfte stark. Sie wurden auch aus dem Westen unterstützt, der Kapitalismus hat kein Problem mit Faschisten. Im Gegenteil.

Nun führen die Ukrainer einen Krieg, der sie dazu zwingt, die Idee ihrer Nation über das eigene Leben zu stellen. Der Krieg züchtet also Nationalisten. Nun sind Nationalisten nicht unbedingt gleich auch Faschisten, doch sind Gemeinsamkeiten grundsätzlicher Art vorhanden.

Nach dem Krieg werden wir mit der Ukraine den nächsten nationalistischen und rechtsextremen Staat haben, neben Ungarn und Polen und so einigen anderen Staaten in Osteuropa - nicht zuletzt neben Russland.

Eines wird jedoch dieses Land dann hervorheben - gut ausgebildete Kampftuppen, mit guter Ausrüstung. Wie viele Kriegswaffen bis heute bereits in der Bevölkerung verteilt sind, entzieht sich jeglicher Kontrolle.

Das bedeutet, dass unmittelbar nach dem Krieg das gesamte Land, oder auch einzelne Gruppen daraus zu einer Gefahr für Andere werden. Die Demokratie ist in der Ukraine nicht voll ausgebildet, noch in Entwicklung und selbst diese Entwicklung ist bereits gefährdet. Und niemand kann vorhersagen, mit wieviel Waffengewalt extremistische Gruppierungen bereit sind ihre Ziele durchzusetzen. Es ist eine mögliche Option, dass die Ukraine nach dem Krieg sich selbst in (von Russland befeuerten) Bürgerkriegen zerfleischt.

Falls die Integrität der Ukraine erhalten bleibt, wird sie nach dem Krieg logischerweise die Rüstung auf hohes Niveau bringen und dort auch halten. Dann wird sie in 10 oder 15 Jahren die größte nicht-nukleare Militärmacht in Europa sein - eigentlich unabhängig davon, ob sie diesen aktuellen Krieg und gewinnt oder verliert. (Es sei denn, Russland gelänge es, die Ukraine mindestens so an sich zu binden, wie es bei Belarus der Fall ist. Dafür dürfte der Widerstand in der Bevölkerung aber zu hoch sein.) Da sollte man sich strategisch in der Tat heute bereits überlegen, wie man die Ukraine jetzt schon in die westliche europäische Gemeinschaft einbindet.

Seit dem 2. Weltkrieg war die Lage der Mächte relativ klar und einfach. Eine Sowjetunion wird von der Militärmacht USA davon abgehalten den Rest von Europa zu okkupieren. Die Welt ist aufgeteilt zwischen diesen beiden Polen. Nun jedoch erstarkt China und die USA verlieren an Macht und Einfluss. Russland, als Nachfolger der UDSSR hat sich mit diesem Ukraine-Krieg als Militärmacht in die 2. Reihe manövriert. Bisherige Lokalmächte rücken in die 1. Reihe auf. Die Ukraine wird langfristig wahrscheinlich Russland militärisch, wie auch wirtschaftlich übertreffen.

Russland wird weiter zerfallen. Je besser es dem Westen gelingt, der Ukraine den Aufbau einer florierenden Wirtschaft mit wachsendem Wohlstand zu ermöglichen, um so mehr wird dies zur Blaupause für andere Staaten im russischen Machtbereich. (Und eigentlich ist das der hauptsächliche, nie genannte Kriegsgrund.) Frieden in und mit der westlich orientierten Ukraine bedeutet also für Russland zwangsweise den Zerfall in Einzelstaaten. Russland ist also deshalb an einer langfristigen Auseinandersetzung mit größtmöglicher Zerstörung interessiert. Genau das erleben wir gerade - und sollten die Hoffnung auf Frieden im Frühjahr oder Sommer kommenden Jahres gleich gar nicht hegen.

Das Alles macht die Sicherheitslage nicht besser.

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