Also im Grunde baut eine Gesellschaft auf den Tätigkeiten von Menschen auf. Einer macht was, der andere hat was davon. Das hat man bei Tieren und so weiter. Arbeitsteilung.
Bei allen Lebewesen findet da Arbeitsteilung statt und es gibt eine Art "sozialen Kredit". Wer nichts Jagd und nichts tut und immer nur das Essen mit essen will, also freeridet, bekommt irgendwann Nachteile in der Gruppe oder bei der Fortpflanzung.
Ausserdem zerfallen Gruppen bei einer gewissen Größe in Faktionen. Weil man sich nicht gegenseitig ständig überwachen und beobachten kann und weil man auch nicht ständig zusammen sitzt, weil das räumlich nicht möglich ist. Und dann wird Vertrauen reduziert.
Wenn man dann immer noch als Gruppe existieren will, fängt man an dieses Kreditwesen zu materialisieren und es entstehen so eine Art Preis.
Geht man das in der Kulturgeschichte weiter, dann gibt es Leute die gut im Handel sind, manche gut im Sparen, manche gut im investieren. Und so entstehen halt Klassen.
Jede Klasse sammelt ihr Wissen über "Spezialfertigkeiten" in der eigenen Familie und in der Gruppe. Man vererbt das ganze dann auch noch. So verstärken sich die Klassen.
Das ist alles ganz natürlich und ist im Prinzip eine Art Naturrecht.
Sammelt man über Generationen dann Eigentum und das Wissen, wie man das Eigentum schützt und verwaltet und andere Menschen für die Verwaltung einsetzt , dann entsteht halt das was man Kapital nennt.
Der einzelne dessen Vorfahren nichts gespart haben und der jetzt Kartoffeln anbauen kann, die er für 1 EUR verkauft und von denen er 5 am Tag herstellt kann das weiter so machen. Oder er arbeitet für 1.20 für einen"Kapitalisten" und kann dann mehr sparen.
Das ist auch alles natürlich.
Deswegen ist an Kapitalismus auch nichts "böses". Sobald man Eigentum wegnimmt dann zerfällt z.B. das Wissen es zu verwalten und kollabiert die ganze Gesellschaft.
Diese Diskussionen sind aus meiner Sicht also immer sehr sinnfrei.
Das Problem ist eher in der politischen Organisation von Gruppen. Irgendwann muss man sich in der Juristerei Gedanken machen ob man sowas wie Arbeitsschutz hat. Ob man z.B. eine Polizei einsetzt um Eigentum von allen zu schützen. Dann muss man das ganze halt bezahlen und braucht Steuern. Dann entstehen Verwaltungsorgane und irgendwann gibt es dann wieder Gewaltenteilung.
Alles was man gegen den Kapitalismus hervorbringt ist am Ende das Versagen vom politischen Gemeinwesen wenn diejenigen die damit betraut sind kollektive Aufgaben zu lösen nicht in der Lage sind oder sich aus Eigeninteressen gegen die Interessen der Schutzbedürftigen stellen.
Dann entstehen Sklaverei, unmenschliche Wohnsituationen, Armut, Krankheit. Das ist alles nicht im Sinn eines gutes "kapitalistischen" Systems. Aber es ist nicht die SChuld desjenigen, der im Wettbewerb sein Eigentum weiter verwaltet und mehrt.
Die böse kapitalistische Gesellschaft ist ein Versagen der Politik. Wenn sich ein paar Irre zusammen tun, das Staatsorgan übernehmen und die Militär für sich nutzen um gegen alle Terror auszuüben, nennt man das Totalitarismus und Tyrannei.
Wenn die politisch berufenen das gesamte Volk nicht schützen sondern für einige tyrannische Kapitalisten ausbluten, dann nennt man das eben Oligarchie oder irgendwann Feudalismus.
Aber dann versagt auch die Zivilgesellschaft weil man sich nicht gegen die unfähigen Politiker stellt.
Aber im Grunde gibt es keine Gesellschaftsform die nicht kapitalistisch ist und für große Gruppen funktioniert. Es gibt nur unzählige Formen des politischen und zivilen Versagens.
Auch ein einzelner Großkapitalist mit Trillionen von EUR kann im Alleingang das System nicht ändern, wenn Leute die er nicht kennt und nicht totalitär überwacht korrupt sind. Und wenn er sie kollektiv überwachen und zwingen wollen würde, dann würden sie ihn einfach vom Geldthron werfen und das ganze Kapital an sich reissen.
Das ganze versagt am Ende bei der kleinen Gemeinschaft in der Nachbarschaft. Der Erziehung. Dem Zusammenhalt. Wo Menschen die Werte vermittelt werden mit denen sie sich egal wohin es sie verschlägt sich gegenseitig in Zaum halten und von subversivem, egoistischem Verhalten abhalten.
Also statt immer nur Kritik mit dem Stift zu üben, einfach mal bei sich und dem sozialen Umfeld anfangen.
Das Posting wurde vom Benutzer editiert (28.05.2021 07:43).