MsI = Methode statt Inhalt.
Diese durch Medien allgemein und speziell durch die Digitalisierung
der Medien zusätzlich befeuerte Problematik wird vom Interviewten auf
den Punkt gebracht.
Gut auch, dass Entwicklungspsychologie zur Grundlage der Überlegungen
bzgl. altersgemäßen Lernens gemacht wird, auch wenn man über Piaget
trefflich streiten kann. Im Kern bleibt es aber richtig (auch wenn
man z.B. die kolbergschen Entwicklungsstufen kognitiver und
moralischer Entwicklung zu Rate zieht oder gar - was noch besser wäre
- die Erkenntnisse der subjektorientierten kritischen
(Lern-)Psychologie von und im Anschluss an Holzkamp als
Begründungsbasis wählen würde).
Die verheerenden Wirkungen des medialen Massenkonsums ab dem 2.-3.
Lebensjahr sind gerade bei den 12-14-Jährigen und älteren Schülern,
gerade auch in der gymnasialen Oberstufe, deutlich erkennbar. Hier
sind allerdings Leipners Aussagen zu den in TV und digitalen Medien
transportierten Inhalten stärker zu akzentuieren. Richtig ist, dass
die frühzeitige Verdrängung intrinsischer Motivation durch
extrinsische allein schon durch den medialen Massenkonsum im
Frühkind- und Kindesalter stark begünstigt wird. Verschärft wird das
aber, Leipner deutet das nur an, durch die
kapitalverwertunsgorientierten Inhalte. Es geht nicht nur um die
Züchtung kritikloser Konsumenten, sondern auch um die Zerstörung von
Bewusstsein über und von Interesse am konkreten Leben außerhalb von
Kapitalinteressen. Zugespitzt formuliert: Die medial vermittelten
Inhalte ordnen die Hirnstrukturen (ohne Möglichkeit der Gegenwehr,
weil das abstrakte Denken noch fehlt) frühzeitig nach den Zwecken des
Kapitals. Folge ist die nahezu völlige Unterordnung aller
Lebenszwecke und -sinne unter das Diktat der Kapitalverwertung. Glück
und Lebenssinn werden auf diese Weise - extrinsisch motiviert - aber
nach wie vor als subjektiv, als persönliche Interessen wahrgenommen,
also als scheinbar intrinsisch motiviertes Streben nach Glück und
Sinn. Scheinbar subjektives Glück und subjektiver Sinn fallen in eins
mit dem Kapitalverwertungszweck (selbstverständlich ohne das das
bemerkt wird).
Permanente Konsumgeilheit der meisten Kinder und dann Jugendlichen
und jungen Erwachsenen ist nur eine Ausdrucksform dieser verheerenden
Folgen. Weitere sind:
- Jugendliche und junge Erwachsene, die intrinsisch motiviert sind,
die Funktionsweise von Natur, Technik und Gesellschaft zu verstehen,
stellen eine kleine Minderheit dar.
- Jugendliche und junge Erwachsene, die darüber hinaus mit Energie
und Ausdauer Antworten auf selbst gestellte Fragen suchen, stellen
eine noch kleinere Minderheit dar.
- Jugendliche und junge Erwachsene, die darüber hinaus bei der
akribischen Suche nach Antworten auch noch in der Lage sind,
Denkkategorien zu entwickeln oder zumindest wahrzunehmen, die dem
kapitalverwertenden Lebenszweck und -sinn entgegenstehen, sind eine
kaum noch auszumachende Mini-Minderheit.
- Verschärft wird diese Lage dadurch, dass sogenannte basale
Kukturtechniken von immer mehr Schülern nur noch rudimentär
beherrscht werden - Lesen, Schreiben, Rechnen (das meint Leipner mit
der Beobachtung, dass die technische Verfügbarkeit und Verwendbarkeit
digitaler Medien keinesfalls bereits "niveauvolle" Inhalte erzeugen).
- Schule wird von immer mehr Schülern als störende Unterbrechung des
tatsächlichen Lebens, also der Unterordnung aller Lebensaspekte unter
die Zwecke des Kapitals, wahrgenommen, selbstverständlich aber
interpretiert als Störung ihres angeblich ureigensten persönlichen
Interesses, das z.B. das Verbot der privaten Nutzung ihres
Smartphones im Unterricht bereits als Zumutung einschätzt.
Wenn nun Schule - und das auch noch entwicklungspsychologisch viel zu
früh - an die Stelle der mühevollen Gegenwehr gegen diese Tendenzen
eine "moderne Digitalisierung des Unterrichts" setzt, dann verstärkt
sie nur noch diese verheerenden Folgen. Was aber ist auch von einer
Schule anderes zu erwarten? Sie ist schließlich der staatliche Arm
und Selektionsmechanismus der Kapitalverwertung. Konkret-aktuell wird
das besonders geschmeidig umsetzbar, weil zunehmend junge Lehrkräfte
in die Schulen strömen, deren Reflexionsvermögen kaum weiter
entwickelt ist als das der Schüler.
Am Rande: Das durch MsI forcierte Erziehungsprogramm zum
- gierigen Konsumenten
- mündig-aktiven Staatsbürger und
- willfährigen, allseits digital erreichbaren Lohnabhängigen
bewirkt auch für die Kapitalzwecke drastische Widersprüche, denn bei
genauer Beobachtung ist leicht erkennbar, dass der gierige Konsument,
dessen Herstellung vorbildlich gelingt, die beiden anderen Ziele ins
Hintertreffen geraten lässt. Der aktive Staatsbürger wird
händeringend gesucht und die Fähigkeiten der willfährigen
Lohnabhängigen lassen sukzessive nach. Die kapitalistische
Versuchsanordnung gefährdet auf Dauer die Kapitalzwecke selbst.
Diese durch Medien allgemein und speziell durch die Digitalisierung
der Medien zusätzlich befeuerte Problematik wird vom Interviewten auf
den Punkt gebracht.
Gut auch, dass Entwicklungspsychologie zur Grundlage der Überlegungen
bzgl. altersgemäßen Lernens gemacht wird, auch wenn man über Piaget
trefflich streiten kann. Im Kern bleibt es aber richtig (auch wenn
man z.B. die kolbergschen Entwicklungsstufen kognitiver und
moralischer Entwicklung zu Rate zieht oder gar - was noch besser wäre
- die Erkenntnisse der subjektorientierten kritischen
(Lern-)Psychologie von und im Anschluss an Holzkamp als
Begründungsbasis wählen würde).
Die verheerenden Wirkungen des medialen Massenkonsums ab dem 2.-3.
Lebensjahr sind gerade bei den 12-14-Jährigen und älteren Schülern,
gerade auch in der gymnasialen Oberstufe, deutlich erkennbar. Hier
sind allerdings Leipners Aussagen zu den in TV und digitalen Medien
transportierten Inhalten stärker zu akzentuieren. Richtig ist, dass
die frühzeitige Verdrängung intrinsischer Motivation durch
extrinsische allein schon durch den medialen Massenkonsum im
Frühkind- und Kindesalter stark begünstigt wird. Verschärft wird das
aber, Leipner deutet das nur an, durch die
kapitalverwertunsgorientierten Inhalte. Es geht nicht nur um die
Züchtung kritikloser Konsumenten, sondern auch um die Zerstörung von
Bewusstsein über und von Interesse am konkreten Leben außerhalb von
Kapitalinteressen. Zugespitzt formuliert: Die medial vermittelten
Inhalte ordnen die Hirnstrukturen (ohne Möglichkeit der Gegenwehr,
weil das abstrakte Denken noch fehlt) frühzeitig nach den Zwecken des
Kapitals. Folge ist die nahezu völlige Unterordnung aller
Lebenszwecke und -sinne unter das Diktat der Kapitalverwertung. Glück
und Lebenssinn werden auf diese Weise - extrinsisch motiviert - aber
nach wie vor als subjektiv, als persönliche Interessen wahrgenommen,
also als scheinbar intrinsisch motiviertes Streben nach Glück und
Sinn. Scheinbar subjektives Glück und subjektiver Sinn fallen in eins
mit dem Kapitalverwertungszweck (selbstverständlich ohne das das
bemerkt wird).
Permanente Konsumgeilheit der meisten Kinder und dann Jugendlichen
und jungen Erwachsenen ist nur eine Ausdrucksform dieser verheerenden
Folgen. Weitere sind:
- Jugendliche und junge Erwachsene, die intrinsisch motiviert sind,
die Funktionsweise von Natur, Technik und Gesellschaft zu verstehen,
stellen eine kleine Minderheit dar.
- Jugendliche und junge Erwachsene, die darüber hinaus mit Energie
und Ausdauer Antworten auf selbst gestellte Fragen suchen, stellen
eine noch kleinere Minderheit dar.
- Jugendliche und junge Erwachsene, die darüber hinaus bei der
akribischen Suche nach Antworten auch noch in der Lage sind,
Denkkategorien zu entwickeln oder zumindest wahrzunehmen, die dem
kapitalverwertenden Lebenszweck und -sinn entgegenstehen, sind eine
kaum noch auszumachende Mini-Minderheit.
- Verschärft wird diese Lage dadurch, dass sogenannte basale
Kukturtechniken von immer mehr Schülern nur noch rudimentär
beherrscht werden - Lesen, Schreiben, Rechnen (das meint Leipner mit
der Beobachtung, dass die technische Verfügbarkeit und Verwendbarkeit
digitaler Medien keinesfalls bereits "niveauvolle" Inhalte erzeugen).
- Schule wird von immer mehr Schülern als störende Unterbrechung des
tatsächlichen Lebens, also der Unterordnung aller Lebensaspekte unter
die Zwecke des Kapitals, wahrgenommen, selbstverständlich aber
interpretiert als Störung ihres angeblich ureigensten persönlichen
Interesses, das z.B. das Verbot der privaten Nutzung ihres
Smartphones im Unterricht bereits als Zumutung einschätzt.
Wenn nun Schule - und das auch noch entwicklungspsychologisch viel zu
früh - an die Stelle der mühevollen Gegenwehr gegen diese Tendenzen
eine "moderne Digitalisierung des Unterrichts" setzt, dann verstärkt
sie nur noch diese verheerenden Folgen. Was aber ist auch von einer
Schule anderes zu erwarten? Sie ist schließlich der staatliche Arm
und Selektionsmechanismus der Kapitalverwertung. Konkret-aktuell wird
das besonders geschmeidig umsetzbar, weil zunehmend junge Lehrkräfte
in die Schulen strömen, deren Reflexionsvermögen kaum weiter
entwickelt ist als das der Schüler.
Am Rande: Das durch MsI forcierte Erziehungsprogramm zum
- gierigen Konsumenten
- mündig-aktiven Staatsbürger und
- willfährigen, allseits digital erreichbaren Lohnabhängigen
bewirkt auch für die Kapitalzwecke drastische Widersprüche, denn bei
genauer Beobachtung ist leicht erkennbar, dass der gierige Konsument,
dessen Herstellung vorbildlich gelingt, die beiden anderen Ziele ins
Hintertreffen geraten lässt. Der aktive Staatsbürger wird
händeringend gesucht und die Fähigkeiten der willfährigen
Lohnabhängigen lassen sukzessive nach. Die kapitalistische
Versuchsanordnung gefährdet auf Dauer die Kapitalzwecke selbst.