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  • DreamTimer

mehr als 1000 Beiträge seit 02.08.2006

Re: Vom Elfenbeinturm herab

firedancer schrieb am 5. November 2009 18:46

> Ich behaupte mal: Du hast den Artikel und die darin dargelegte
> Entwicklung nicht verstanden.

Das stimmt. Ich habe es sogar explizit markiert. 

> Erstens erhältst du eine objektive Sicht der Dinge AUSSCHLIESSLICH
> dadurch, daß jemand NICHT von der Industrie bezahlt wird. Du aber
> kritisierst sogar, daß diese Unabhängigkeit gegeben ist. Zweitens ist
> das keine Argumentation für eine "Kostenlos-Kultur" - mit Verlaub,
> was für eine dumme Vorstellung - sondern eine Beobachtung dessen, wie
> sich die Welt entwickelt. Und zwar unaufhaltsam entwickelt.

Und deswegen soll es so sein?

> Ein bremsen dieser Entwicklung bedeutet, zu versuchen, den
> Fortschritt aufzuhalten. Es geht um Machtstrukturen, die
> zusammenbrechen und neue, die sich entwickeln. Mit "Kostenlos-Kultur"
> hat das nichts zu tun. 

Klar, geht es auch um "Machtstrukturen". Der Grund für diese
Machtstrukturen ist aber nicht in erster Linie darin zu sehen, dass
sich kapitalistische Verlage unrechtmäßig Eigentum aneignen, sondern
darin, dass Autoren die Übertragung von Rechten als Möglichkeit
sehen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Dass diese Lösung für sie
nicht optimal ist, ist klar, nur ist sie immer noch besser, als ganz
mit leeren Händen dazustehen und gleich für die public domain zu
schreiben.

> Es ist eine Art
> "power-to-the-people"-Entwicklung, die wir hier erleben. 

... und weil wir alle gute Populisten sind, können wir einen
Machtmissbrauch rein gar nicht erkennen?

> Menschen mit
> ein bischen Hirn, zwei Händen und einem Computer können in dieser
> modernen Welt etwas erreichen, wird diese vernünftig gestaltet. 

Das würden wir alle gerne erleben, dass sie "vernünftig gestaltet"
wird - hoffentlich nicht ganz so vernünftig wie die DDR. 

Bis dahin fahren wir dann Taxi?

> Dies
> geht gegen die Interessen großer Firmen. Diese wollen genau das
> verhindern. Und interessanterweise gibt es einen interessanten
> Vergleich, der die Bedeutung dieser gegenwärtigen Entwicklung heraus
> stellen kann: Der Buchdruck. Damals, als der Buchdruck erfunden
> wurde, hat die katholische Kirche massiv versucht, dagegen anzugehen.
> Zum einen wollte sie verhindern, daß die Menschen selbst die Bibel
> lesen (= Machterhaltung), zum anderen wollten sie mit dem Buchdruck
> das Geschäft mit den Ablaßbriefen ausweiten (= Geld). Es ist nicht
> gelungen. Und dank des Buchdrucks gelang es Martin Luther und seiner
> evangelischen Kirche überhaupt in Europa Fuß zu fassen. Von
> derartiger Bedeutung ist auch das Internet. Es verändert nun mal
> Geschäftsmodelle. Wohlgemerkt: Wir reden hier von einer Veränderung.
> Einer Veränderung im Interesse des kleinen Mannes. Um eine
> "Kostenlos"-Kultur geht es hier nicht. 

Die ganze Problematik dreht sich um die Legalität und Legitimität der
public domain, um den Ge- und Missbrauch von "people power", wenn man
so will.

> Derartige Worte in den Mund zu nehmen ist Schwachsinn. 

Leuten "Schwachsinn" zu unterstellen gehört ja schon zum guten Ton
bei TP. Es scheinen immer die gleichen Leute zu sein, die sich
berufen fühlen, über "Kultur" zu schwadronieren, die noch nicht
einmal eine elementare Erziehung genossen haben.

> Willst du Qualität wirst du auch in Zukunft
> in den meisten Fällen etwas zahlen müssen. In Zukunft aber etwas
> seltener an große Konzerne, sondern eher eben an kleine Unternehmen
> und Selbstständige.

Welchen wesentlichen Unterschied macht es denn, ob ein Verlag groß
oder klein ist oder als Ich-AG auftritt? In Hartmanns Argumentation
findet sich keiner und in der Wirklichkeit letztlich auch nicht. 

DT

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