> > Erstens erhältst du eine objektive Sicht der Dinge AUSSCHLIESSLICH
> > dadurch, daß jemand NICHT von der Industrie bezahlt wird. Du aber
> > kritisierst sogar, daß diese Unabhängigkeit gegeben ist. Zweitens ist
> > das keine Argumentation für eine "Kostenlos-Kultur" - mit Verlaub,
> > was für eine dumme Vorstellung - sondern eine Beobachtung dessen, wie
> > sich die Welt entwickelt. Und zwar unaufhaltsam entwickelt.
>
> Und deswegen soll es so sein?
Was soll wie sein?
> > Ein bremsen dieser Entwicklung bedeutet, zu versuchen, den
> > Fortschritt aufzuhalten. Es geht um Machtstrukturen, die
> > zusammenbrechen und neue, die sich entwickeln. Mit "Kostenlos-Kultur"
> > hat das nichts zu tun.
>
> Klar, geht es auch um "Machtstrukturen".
Es geht um Machstrukturen. DAS ist das wesentliche und der Kern der
Entwicklung.
> Der Grund für diese
> Machtstrukturen ist aber nicht in erster Linie darin zu sehen, dass
> sich kapitalistische Verlage unrechtmäßig Eigentum aneignen, sondern
> darin, dass Autoren die Übertragung von Rechten als Möglichkeit
> sehen, ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
Nein. Der Grund für diese Machtstrukturen ist, daß a) Firmen
existieren, welche eine Dienstleistung anbieten und b) Menschen (u.a.
Autoren) keine alternative Möglichkeiten haben, als sich in die Hände
dieser Firmen zu begeben (- diese Formulierung ist bewußt so
gewählt). Die Digitaltechnik eröffnet u.a. Autoren aber ganz neue
Möglichkeiten. Und damit auch ganz neue Möglichkeiten, ihren
Lebensunterhalt zu verdienen.
Und mit Verlaub: Wenn Autoren Bücher zu Selbstkostenpreisen schreiben
oder gar noch etwas für die Veröffentlichung bezahlen (!) müssen -
dann ist es absurd mit einem Argument auf den Plan zu treten, in
dessen Zentrum steht, daß Autoren in den bestehenden Strukturen die
Möglichkeiten sehen, ihren Lebensunterhalt mit Büchern zu verdienen.
Und selbst wenn das so wäre, wird kein Schuh draus: Ich behaupte,
dank der Digitalen Welt haben Autoren nun weit bessere Möglichkeiten,
ihren Lebensunterhalt zu verdienen.
> Dass diese Lösung für sie
> nicht optimal ist, ist klar, nur ist sie immer noch besser, als ganz
> mit leeren Händen dazustehen und gleich für die public domain zu
> schreiben.
s.o.: Offenbar zahlen gerade Fachbuchautoren sogar noch drauf, wenn
sie ihre Bücher veröffentlichen. Und ob es für sie besser ist oder
nicht, ob und wenn sie "Public Domain"-Inhalte produzieren, würde ich
ehrlich gesagt mal der Entscheidung der Autoren selbst überlassen.
> > Es ist eine Art
> > "power-to-the-people"-Entwicklung, die wir hier erleben.
>
> ... und weil wir alle gute Populisten sind, können wir einen
> Machtmissbrauch rein gar nicht erkennen?
Bestimmt wirst du mir jetzt erklären können, wo da der Machtmißbrauch
sein soll. Bei den Autoren? Bei den Providern? Bei den Kunden? Sorry,
ich sehe hier nirgends einen Machtmißbrauch.
> > Menschen mit
> > ein bischen Hirn, zwei Händen und einem Computer können in dieser
> > modernen Welt etwas erreichen, wird diese vernünftig gestaltet.
>
> Das würden wir alle gerne erleben, dass sie "vernünftig gestaltet"
> wird - hoffentlich nicht ganz so vernünftig wie die DDR.
>
> Bis dahin fahren wir dann Taxi?
Jaja - is klar. Durch das Internet brechen natürlich sämtliche
Einkommensmöglichkeiten weg. Das ist es doch, was du sagen willst!
Alles wird kostenlos, niemand gibt mehr Geld aus und die gesamte
Wirtschaft bricht zusammen. Ja, is klar.
Mit Verlaub: Der Zusammenbruch der Wirtschaft durch neue Technologien
wird seit 50 Jahren propagiert. Und bis heute hat die IT-Technik
keine Arbeitsplätze gekostet: Arbeistplatzabbau wurden durch neu
entstandene Arbeitsplätze kompensiert. Die Probleme der heutigen Zeit
sind andere. Hier erhältst du u.a. einen Einblick:
http://www.ftd.de/politik/konjunktur/:roubinis-warnung-die-fed-sorgt-
fuer-eine-neue-monsterblase/50032096.html?mode=print
> > Dies
> > geht gegen die Interessen großer Firmen. Diese wollen genau das
> > verhindern. Und interessanterweise gibt es einen interessanten
> > Vergleich, der die Bedeutung dieser gegenwärtigen Entwicklung heraus
> > stellen kann: Der Buchdruck. Damals, als der Buchdruck erfunden
> > wurde, hat die katholische Kirche massiv versucht, dagegen anzugehen.
> > Zum einen wollte sie verhindern, daß die Menschen selbst die Bibel
> > lesen (= Machterhaltung), zum anderen wollten sie mit dem Buchdruck
> > das Geschäft mit den Ablaßbriefen ausweiten (= Geld). Es ist nicht
> > gelungen. Und dank des Buchdrucks gelang es Martin Luther und seiner
> > evangelischen Kirche überhaupt in Europa Fuß zu fassen. Von
> > derartiger Bedeutung ist auch das Internet. Es verändert nun mal
> > Geschäftsmodelle. Wohlgemerkt: Wir reden hier von einer Veränderung.
> > Einer Veränderung im Interesse des kleinen Mannes. Um eine
> > "Kostenlos"-Kultur geht es hier nicht.
>
> Die ganze Problematik dreht sich um die Legalität und Legitimität der
> public domain, um den Ge- und Missbrauch von "people power", wenn man
> so will.
Ich kann dir nicht folgen.
> > Derartige Worte in den Mund zu nehmen ist Schwachsinn.
>
> Leuten "Schwachsinn" zu unterstellen gehört ja schon zum guten Ton
> bei TP. Es scheinen immer die gleichen Leute zu sein, die sich
> berufen fühlen, über "Kultur" zu schwadronieren, die noch nicht
> einmal eine elementare Erziehung genossen haben.
Die Kernelemente, welche in dieser Welt das Leben der Menschen
definieren, sind Machtstrukturen. Veränderungen durch Technik oder
neue Ideen wirken immer über Machtstrukturen auf die Menschen. Eine
Behauptung, alles drehe sich nur um eine Kostenlos-Kultur, schränkt
den Blick unzulässig weit ein. Es ist abwertend und diffamierend,
beschränkt eine solche Behauptung doch den Blick auf rein
einzel-egoistische Motive und blendet jegliche Vorstellung von neuen
Qualitäten und Möglichkeiten, welche ein Vorteil für die
Allgemeinheit ist, vollständig aus. Eine solche Beschränkung in
seiner Sichtweise verbunden mit einer entsprechenden Diffamierung
empfinde ich persönlich als äußerst unhöflich. Wenn ich dich dewegen
nicht mit Samthandschuhen anfasse, liegt das natürlich keinesfalls an
dieser Unhöflichkeit, sondern an meiner nicht vorhandenen
Kinderstube. Ist klar.
Mit Verlaub: Wenn es dir nicht zusagt, daß andere sich in ihren
Ansichten klar und deutlich äußern und Dinge auch mal beim Namen
nennen, bist du hier fehl am Platz.
> > Willst du Qualität wirst du auch in Zukunft
> > in den meisten Fällen etwas zahlen müssen. In Zukunft aber etwas
> > seltener an große Konzerne, sondern eher eben an kleine Unternehmen
> > und Selbstständige.
>
> Welchen wesentlichen Unterschied macht es denn, ob ein Verlag groß
> oder klein ist oder als Ich-AG auftritt? In Hartmanns Argumentation
> findet sich keiner und in der Wirklichkeit letztlich auch nicht.
Das sagt jemand, der mit "Machtmißbrauch" zu argumentieren versucht.
Bitte. Denk mal darüber nach, was das für einen Unterschied macht.
Bei allem Respekt: Deine Frage finde ich äußerst seltsam, liegt die
Antwort doch klar auf der Hand.