Levski schrieb am 12.01.2020 14:29:
Die Hälfte vom Transhumanismus haben wir schon. Wenn ich mich so umschaue, auf der Straße, in der Straßenbahn, U-Bahn, im Restaurant, die Menschen beschäftigen sich mehr mit ihrem Smartphone als mit anderen Menschen, was Wahrnehmung und Kommunikation betrifft. Und die zweite Hälfte ist schwer im Anrollen. Noch tragen die Menschen das Smartphone durch die Gegend. Aber wenn wir erst einmal autonomes Fahren haben, Autos, Rollstühle, dann braucht man auch seine Beine nicht mehr, dann trägt das Smartphone Dich durch die Gegend. Autonome Drohnen kaufen für Dich ein und packen das Essen in den Kühlschrank und ein Robot füttert Dich. Die Senioren in den Pflegeheimen sind schon jetzt an der Spitze der Entwicklung, die Elite sozusagen.
Da ist schon was dran. Was mir immer wieder auffällt, ist dass es den meisten Menschen nicht gut tut, wenn sie bekommen, was sie sich wünschen. Also beispielsweise, wenn man soviel Essen im Supermarkt kaufen kann, wie man will, geht die Tendenz zum Übergewicht. Wenn man keine Treppen mehr steigen muss, sondern Rolltreppe oder Fahrstuhl nimmt, wird das noch begünstigt.
Genauso mit Autofahren, Elektrorollern oder eben den vielen anderen Bequemlichkeiten. Das geht natürlich auch dahin, dass man heute auch im Kopf nicht mehr nachrechnen muss, ob der Preis an der Kasse stimmt, man sich Strecken beim Autofahren nicht mehr merken muss, oder gar zukünftig vielleicht keine Fremdsprache mehr lernen muss, solange man ein Smartphone hat.
Der Mensch ist nicht dazu gemacht, alles zu haben, sondern muss eigentlich stets eine Art von Mangel haben, um aktiv werden zu müssen, sich zubewegen. Zuviel Bequemlichkeit tut uns nicht gut, denke ich.
Dabei bin ich der Idee des Transhumanismus, also im Sinne einer Verbesserung, nicht einmal abgeneigt, und sehe das teils sogar als notwendig, denn wenn die moderne Medizin mal platt formuliert die natürliche Selektion ausschaltet, wird unser Genpool schlechter.
Auch sehe ich eine Verbesserung als erstrebenswert an, aber dazu gehört für mich auch, dass man berücksichtigt, was ich eingangs meinte. Man sollte vorsichtig sein mit dem, was man sich wünscht, denn es könnte in Erfüllung gehen.
Grundsätzlich meine ich aber auch, dass der Mensch bisher eine unrühmliche Geschichte geschrieben hat, die sehr blutig und derzeit weder für die Menschheit selbst, noch für die Natur besonders förderlich war.
Dass wir auf eine ich nenne es mal "globale Art" intelligenter werden müssen, um miteinander und mit der Natur besser klar zu kommen, ist für mich eigentlich unausweichlich. Ich weiß nicht ganz, wie ich es formulieren soll, aber ich denke, die Menschheit müsste als Kollektiv besser handeln - auch wenn ich gerade keine Ahnung habe, wie das in der Praxis umsetzbar wäre.
Im Moment sieht's danach aus, als würde der ganze technische Fortschritt kaum irgendwas bringen, und die Leute wie Du richtig beobachtest, einfach nur in Smartphones glotzen, wie früher in den Fernseher. Wir arbeiten immer noch genauso viel wie vor Jahrzehnten und schlauer sind wir mal auf die Gesellschaft bezogen auch nicht geworden.
Dann wieder scheint die Entwicklung nicht zu stoppen. Neuralink sind ja nicht die einzigen, die an Mensch-Computer-Schnittstellen forschen, und die Fortschritte werden kommen, die Frage ist nur, welche Folgen sie dann haben werden.
Gruß
codive