Ansicht umschalten
Avatar von codive
  • codive

mehr als 1000 Beiträge seit 08.03.2005

Re: Wir haben uns verrannt

Levski schrieb am 13.01.2020 18:29:

codive schrieb am 13.01.2020 18:01:

Dass wir auf eine ich nenne es mal "globale Art" intelligenter werden müssen, um miteinander und mit der Natur besser klar zu kommen, ist für mich eigentlich unausweichlich. Ich weiß nicht ganz, wie ich es formulieren soll, aber ich denke, die Menschheit müsste als Kollektiv besser handeln - auch wenn ich gerade keine Ahnung habe, wie das in der Praxis umsetzbar wäre.

Im Moment sieht's danach aus, als würde der ganze technische Fortschritt kaum irgendwas bringen, und die Leute wie Du richtig beobachtest, einfach nur in Smartphones glotzen, wie früher in den Fernseher. Wir arbeiten immer noch genauso viel wie vor Jahrzehnten und schlauer sind wir mal auf die Gesellschaft bezogen auch nicht geworden.

Erst einmal danke für die Antwort. Ist ja nicht so häufig, dass man im Forum ernsthaft diskutieren kann.

Danke zurück!

Auf "globale Art" intelligenter werden, das ist es. Ich kann auch nicht "sagen" wie das geht, aber ich habe eine Ahnung davon. Der große Irrtum besteht darin, dass wir glauben, mit "immer mehr", immer mehr Wissenschaft, Technik, könnten wir es schaffen. Ich bin Physiker und habe nichts gegen Wissenschaft und Technik. Aber der Fortschritt auf dieser Ebene ist inzwischen kein Fortschritt mehr, sondern nur ein translatorisches "weiter so".

Dem kann ich nur zustimmen. Man fragt sich ja schon, warum von den Zukunftsvisionen, die man als Kind mal gesehen hat, keine eingetroffen ist, obwohl die Technik und das Wissen doch eigentlich längst vorhanden sind.

Stattdessen entwickeln sich scheinbar manche Technologien rückwärts. Ich wundere mich immer, wie gut die Kennzeichnung an kaputten S-Bahn-Türen funktioniert. Da ist zuverlässig ein Zettel drangeklebt, dass die Tür defekt ist. Das klappt fehlerfrei. Aber Türen zu bauen, die entweder von selbst aufgehen, oder aber von Hand geöffnet werden können geht nicht.

Raus aus dem Hamsterrad, mental und vielleicht auch materiell, "Denken das Nichtdenken", wie es Zen formuliert, das ist notwendig.

Es gab schon Menschen, die haben Beispiele gegeben, Jesus von Nazareth, Buddha Shakyamuni, Jiddu Krishnamurti, Eugen Drewermann, ... Es ist eigentlich nicht schwer.

Aber ehe mir hier jetzt religiöses Gesimsel, Esoterik, vorgeworfen wird, man kann es auch in der Sprache der Wissenschaft formulieren.

Keine Sorge. Es schadet ja nicht, sich mal damit beschäftigt zu haben. Es ist ja immer noch eine andere Sache, was man draus macht.

Fun Fact: Ein Freund von mir ist Esoteriker hoch zehn, allerdings mit Humor, d.h. Homöopathie ist bei dem Schnee von gestern. Am Ende beömmeln wir uns immer, weil er mir zwar nicht erklären kann, warum oder wie Energiefeld der Lebewesen ihm manchmal hilft, ich aber auch nicht, warum das Weltall sich ausdehnt.

Solange man nicht mit wirkungslosen Globuli eine Heidenkohle macht, ist das für mich kein Problem.

Einstein zu Wissenschaft und Technik: "So kompliziert wie nötig und so einfach wie möglich." Oder, Entropie, ein Begriff aus der Thermodynamik. Bei Energieumwandlungsprozessen (das ganze Leben beruht darauf) gilt, das "kostet was", es gibt immer einen Verlust, das ist Entropie. Der Begriff wurde auch (mathematisch) in die Informationstheorie übernommen. Und lautet, wieder in Alltagssprache, etwa: Jede technische Neuerung bietet neue Funktionen, Vorteile, aber auch Nachteile, Gefahren. Und (das ist jetzt mein persönliches Fazit) man sollte sich immer fragen "brauche ich das wirklich?", sind die Vorteile das Risiko wert? Und wenn da in Wirklichkeit kein Vorteil ist, dann lass ich es eben.

Guter Ansatz. In die Richtung geht's bei mir langsam auch, aber vor allem weil man heute mit Funktionen und Features in jeder elektischen Zahnbürste ja schon so zugemüllt wird, dass man sich irgendwann sagt: Lass mich mit dem Schnickschnack in Ruhe! Ich will einen Kaffeee und dann Zähneputzen. Wozu brauche ich eine Maschine, die nur Kapseln schluckt, statt normalen Kaffee, und eine Bürste, die mir den Wetterbericht schnarrt?

Wir haben uns verrannt im "immer mehr, immer schneller" und erkennen nicht, das es wirklich Fortschritt gibt, aber auf einer ganz anderen Ebene. Nicht ins Smartphone musst Du schauen, sondern (z.B.) einen Sonnenuntergang am Meer beobachten.

Jup. Dem ist nichts hinzuzufügen.

Fun Fact: Ich find's im Büro morgens so klasse. Windows 10 zeigt mir alle paar Tage ein neues, wundervolles Bild aus allen Ecken der Erde, vom Meer, von Bergen und Landschaften... und ich guck mich um, und sitz in einem Büro... na toll...

Gruß
codive

Bewerten
- +
Ansicht umschalten