Trump hat das Problem aller politischen figuren, die als Volkstribunen daherkommen: wenn ihre Erfolgssträhne reisst, dann sinkt ihr Stern unaufhaltsam, weil ihre Verankerung im politischen Establishment nur Schwach ist und sie dann auf keine Netzwerke zurückgreifen können, die sie über die Zeit der Ebbe hinwegtragen. Das gilt besonders für einen Egomanen (ich habe grundsätzlich nichts gegen solche) wie Trump, der auch vielen in den vermeintlich eigenen Reihe auf die Hühneraugen getreten ist.
Weil die Repulikaner ihre Senatsmehrheit vermutlich verteidigen, ihre Position im Repräsentantenhaus verbessern und im Obersten Gericht dank Trump eh schon eine komfortable Mehrheit haben, könnte die sich mit Biden arrangieren und sich auf die suche nach einem weniger stressigen Präsidentschaftskandidaten machen. Ein Rachefeldzug, wie er von einigen Demokraten schon angedacht wurde (etwa die Flutung des Obersten gerichts mit neuen Richtern), ist bei diesen Mehrheitsverhältnissen unmöglich, selbst wenn Biden ihnen zuzustimmen bereit gewesen wäre. Gerade weil die Republikaner nach der Trump-Präsidentschaft entspannt in die Zukunft blicken können, sind sie momentan nicht unbedingt darauf angewiesen, das Präsidentenamt zu besetzen und könnten ironischerweise deshalb den Präsidenten Trump "opfern".