Was mir bei all der Freude sorgen macht, ist wohin das ganze eigentlich führt, was wir da in den USA und in der Welt so beobachten.
Es scheint irgendwie klar zu sein, wenn wir an unseren liberalen Werten, für die wir alle stehen und die uns geprägt haben, treu bleiben, dann wird über die Freiheit der Information, die von der wir uns alle so viel versprochen haben, weiterhin eine immer stärkere Spaltung der Gesellschaft voran schreiten. Erik Schmidt von Google sagte selbst, er konnte sich nicht vorstellen, dass unsere neuen Technologien so vielen Idioten das Sprachrohr geben würde. Er meinte damit vermutlich Menschen wie Donald Trump. Aber im Grunde ist Herr Trump auch nur ein Phänomen. Diese Idiotie sehen wir auch bei denen, die sich entgegen wissenschaftlicher Bedenken für flache Erden aussprechen, unsere Covidleugner, die Reichsbürger, die neu erstarkenden anti-semiten und Verehrer von Stalin, Hitler und dergleichen. Genauso die jugendliche Faktion, die glaubt mit der Zerstörung des kulturellen Gedächtnis, das Niederreißen von Statuen, die Kontrolle von Sprache und das "Shamen" von andersdenkenden. Was man beobachtet ist eine Ansammlung von Menschen, die die Tatsachen und Hintergründer ihrer Meinungen und Glaubenssätze nicht mehr durchblicken und reflektieren können und die in einem neuen massenhysterischen Zustand medialer Dauerbestätigung zunehmend radikalisiert werden. Ich habe diese Themen bereits bei Unternehmen, die ich mitgeleitet habe, bei den jungen Absolventen gesehen, die sich an unglaubwürdigen Thesen festhalten zusammen gerauft haben. Und die Diskussionen auch in der Branche, so sieht man es auch in den Tech Firmen in den USA, gehen dahin, dass man nun interne PR betreiben, und diese Realität akzeptieren muss. Sperrt man radikalisiertes Gedankengut aus, so rennen einem die Mitarbeiter weg. Denn die gesamte Generation ist mitlerweile mit solch irrigem Denken und falschen Selbstbewusstsein aufgewachsen und fordert auch zunehmen Mitspracherechte, ohne die Komplexität des menschlichen Zusammenlebens verstehen zu wollen. Das ganze läuft auf einen Zustand zwischen Anarchie - das klingt fast schon, als ob ich sehr alte wäre - oder wie es mehr den Anschein hat, in Richtung des Filmes "Idiocacy". Aber das Thema haben wir vielleicht auch weniger amüsant bei der Radikalisierung von jungen ausgegrenzten und wirtschaftlich nicht angenommenen Muslimen, die radikalisiert werden. Wir haben es auch in der rechten Szene. Dort wirkt das nicht mehr wie Anarchie, sondern wir eiskalter und furcht einflößender Faschismus.
Wie schaltet man so etwas ab? Wenn man sich damit befasst, wo solche Einflüsse herkommen könnten, so kann man schnell wieder auf Russland oder China den Finger zeigen. Man kann sagen, das wird von dort propagiert. Man könnte dann das Internet und die Kommunikation dahin abschalten. Dann wäre man quasi den ersten Schritt in Richtung China gelaufen. Mann kann auch sagen, es liegt am Kommunikationsmediium und Plattformen wie Twietter, Reddit, an Messengern. Man kann dann diese "Tools" auch einfach abschalten und verbieten. Man kann auch den Diskurs unter Strafe stellen, wie nun z.B. bei der Filmung und zur Schaustellung von Polizisten. Oder beim Thema NetzDG. Man kann auch Kulturvereine gründen, wie in Korea, und auf Film- und Kulturwesen Einfluss nehmen. Man kann die Massenmedien gleich schalten, Propaganda-artig wieder Linien fahren. Man kann in Unternehmen eine Leitkultur vorgeben, die Unternehmer und die Regierungsbehörden können das Ausleben dieser Identitäten im Arbeitsumfeld verbieten. Man kann auch in den Schulen wieder Kultur und Geschichte lehren. Aber genau, dann landet man genau da, wo man heute China hinstellen möchte: im totalitären Parteistaat.
Man kann natürlich auch das Volk vollkomen verwahrlosen lassen, eine starke Wirtschaftselite mit der Politik verbandeln. Und mit Gewalt der Polizei und über das Justizwesen, und über die Militär als letztes Mittel, einen oligarchischen Faschismus einführen. So wie wir uns das immer bei Russland vorstelen.
Wir sind in dem Schlamassel, weil wir in der Familienpolitik, der weniger aggressiven aber doch relevanten Kulturpolitik versagt haben. Und weil wir nun ein bis bald zwei Generationen an Menschen erzeugt haben, denen die Bedeutung der Werte, welche die Grundlage ihrer Freiheit bilden, gar nicht klar ist.Und die bereitwillig in einem Art Dauerzorn diese Werte untergraben.
Natürlich hat das auch etwas mit der Wahrnehmung von sozialer Ungleichheit und Ausbeutung zu tun. Man will ja zum Teil aus idealistischen Motiven, und emotional will jeder aus noblen und idealistischen Motiven, nur das Gute.
Aber im Endeffekt laufen diese Dauerzornigen sehr stark in Gefahr die Grundfesten der Gesellschaft zu zerstören. Und wenn diese einmal Zerstört sind, dann - so vermute ich - kann man davon ausgehen das der Schein der Liberalität und Freude an Freiheit von egal wem, der eben Macht- und Einfluss hat, sehr schnell zerstört wird. Indem man entweder den totalitären und kontrollierenden Leviathan hervor bringt. Oder eben einfach eine wert-orientierte und alles vielleicht noch im Zaum haltenden Mittelschicht dem bürgerkriegsähnlichen Chaos überlässt. In dem es dann keine Sparpläne, Renten, Versicherungen, Immobilien und Freuden der Gartengemeinschaft mehr gibt.
Dann kann man sich entscheiden, ob man weiter füttert. Oder das Futter abstellt.
Zumindest sehe ich keinen realistischen Weg, wie man "sanft" diese zwei und die darauf folgenden Generationen über Rhetorik und Vernunft wieder zusammen führt, ohne ins Totalitäre abzurutschen.
Aus dieser Sicht könnte man Österreich und Frankreich für ihre aktuellen Reaktionen auf staatsfeindliche Aktionen positiv deuten. Mit Biden sieht es aber ähnlich desinteressiert aus wie es in Deutschland aussieht.
Die Frage ist also, ist die Hexe tot? Oder wurde einfach nur der Hofnarr, der die Hexen aus den Wäldern holte, gerade verbrannt worden?
Nur mal so als Gedankenspiel und Hypothese. Freue mich auf Aufklärung jedweder Fehldeutungen.