Perspektive? Augenwischerei. Der Beitritt der Ukraine geht im Schnellverfahren über die Bühne, sobald sich eine günstige Gelegenheit bietet. Da wird die Ukraine in fünf Minuten zum Musterkandidaten erklärt und aufgenommen.
Was macht dich da so sicher?
Ich kann mir das zum Beispiel nicht so schnell vorstellen.
Die NATO ist auch kein Club (mehr), an dem jeder am Türsteher einfach so vorbeigehen kann.
So kann man beispielsweise einigen Wikileaks Cables von seinerzeit entnehmen, daß SOGAR die USA nicht wirklich überzeugt waren die Ukraine und (zu dem Zeitpunkt ebenfalls im Gespräch) Georgien aufzunehmen.
Die haben nämlich auch kein Interesse daran Länder aufzunehmen, die eventuell mit einem NATO-Schutz im Rücken ständig andere Länder provozieren oder entsprechend auftreten. Diese Gefahr war in dem Fall nicht wirklich abwegig, wenn man ehrlich ist. Deshalb standen ja auch erst mal nur Gespräche im Raum.
Ja, SOGAR die USA bevorzugten da den Weg der Diplomatie. Nein, Doch, Oh! Ebenfalls kann man dort nachlesen, daß der NATO sehr wohl die besondere Beziehung zwischen Russland und der Ukraine bewusst war. Die Quellen dazu habe ich übrigens schon so oft hier verlinkt, da habe ich jetzt einfach keinen Bock drauf.
Man hat übrigens auch sonst dazugelernt. NATO-Mitglieder wie Ungarn oder die Türkei lehnen sich bekanntlich ganz gerne auch mal sehr weit aus dem Fenster. Wenn die zum Beispiel Veto einlegen, dann wird es i.d.R. entweder teuer die zu überzeugen oder andere Länder müssen dafür andere Sachen wiederum ausbaden oder sonstige Gründe die nicht das Bündnis direkt betreffen, sondern mehr zum individuellen Vorteil des jeweiligen Veto Landes sind. Ich glaube auf so was hat auch keiner mehr Bock. Neue Mitglieds-Kandidaten werden sicherlich genauestens unter die Lupe genommen. Im Fall Finnland und Schweden war es einfacher, weil die aus einem neutralen Status kommen und zudem als EU Mitglieder die Kriterien erfüllen.
Das heisst also, solange Länder wie die Ukraine oder auch Georgien nicht sicherstellen können daß dort dann wirklich demokratisch regiert wird, gibt das in meinen Augen sowieso erst mal nichts.
Kurzfristig könnte ich mir eher eine Art Neutralität vorstellen (siehe Österreich).
Der Vergleich mit Österreich hinkt zugegeben natürlich insofern, als daß die sowieso von NATO-Ländern „umzingelt“ sind und ein etwaiger Angriff auf Österreich ginge daher eh nur indem ein NATO-Land involviert würde. Auch kann man hinterfragen ob solch ein Modell nicht aus der Zeit gefallen ist. Nicht umsonst haben genau das Schweden und Finnland aufgegeben, um der NATO beizutreten.
Nichtsdestotrotz wäre das eventuell ein Modell das international (UN, da der Status im Völkerrecht angesiedelt ist) eher Anklang finden könnte und auch die Wogen eventuell eher glättet, also sich sozusagen als diplomatisches Zeichen darstellt.
Einen (militärischen) Schutz könnte man dann immer noch durch die Hintertür konstruieren. Zum Beispiel indem man die Ukraine in der EU aufnimmt und darüber dann irgendeine Beistandsvereinbarung trifft oder dergleichen.
Keine Ahnung, das wäre etwas für Völkerrechtler. Vielleicht ist es auch Blödsinn, das würde ich noch nicht mal in Abrede stellen. Das ist nicht mein Fachgebiet, es war nur ne Idee. Unter Umständen isses ne Schnapsidee.
Vlt. reicht es auch schon wenn die EU die Ukraine aufnimmt? Ich glaube jedenfalls nicht, daß Brüssel bei einem Angriff nur mit den Achseln zucken würde. Das ginge allerdings auch nicht von heute auf morgen, denn die EU Länder haben bisher ja jeder für sich ihr eigenes Süppchen gekocht. Erst JETZT kommen die bekanntlich erst auf die Idee, auch militärisch enger zusammenzuarbeiten. *
—> Abschließend auch noch kurz etwas zum Thema „rote Linien“, Nuklearwaffen etc.:
1. Die NATO muss sich selbstverständlich nicht an irgendwelche Ideen/Vorgaben EINES EINZELNEN Diktators halten. Das ist ja wohl ganz klar. Mit wem die NATO redet und mit wem nicht, entscheiden einzig und allein die Gesprächspartner unter sich. Was ein Herr Putin möchte, ist dabei völlig belanglos. Ich weiß echt nicht, was sich hier einige denken. Solange schriftlich fixierte, allgemein anerkannte Vereinbarungen eingehalten werden ist alles sowieso völlig in Ordnung. Oder sollen jetzt auch zum Beispiel Süd-Korea und Japan das machen was ein Kim Jon-Un sich zusammenphantasiert? Weil ER persönlich das als „rote Linie“ definiert. Leute! Bitte!
Die NATO lässt sich doch nicht von einem mafiösen Diktator erpressen. Das ist doch wohl ganz klar.
Zudem ging die NATO übrigens sehr wohl mit dem Thema Ukraine und auch Georgien äußerst sensibel um (siehe z.B. oben bereits erwähnte wikileaks cables).
2.Nuklearwaffen
Wer behauptet eigentlich immer, daß dann Atomwaffen in der Ukraine stationiert werden würden wenn die Ukraine der NATO beiträte?
Warum sollte die NATO das tun? Ist mir das durchgegangen? Wo steht das?
Ständig mit Kuba und so anzufangen langweilt dabei übrigens so langsam ziemlich. Wir schreiben das Jahr 2023.
F-35 Flugzeuge zum Beispiel erreichen doch auch von einem anderen NATO-Land jetzt schon Russland. Hört doch mal bitte mit dem alten Kram auf! Das waren ganz andere Zeiten, das ist doch längst Geschichte! Die Sowjetunion gibt es nicht mehr! Der kalte Krieg ist auch längst vorbei!
Tschüss, Baxter
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* Hier mal was Schönes für die USA- und NATO-Hasser hier im Forum:
Die EU hat das Thema Militär in der Vergangenheit ja bekanntlich mehrheitlich ziemlich stiefmütterlich behandelt. Zum Einen ist in vielen Ländern das Thema der breiten Bevölkerung nicht wirklich vermittelbar. Besonders auch und gerade hier in Deutschland. Als ein gewisser Donald Trump damals insbesondere der EU auf die Finger geklopft hatte sich endlich mal an das 2% vom BIP Ziel zu erinnern, hieß es Deutschland unter anderem so: „Wir haben in Deutschland andere Sorgen als sinnlose Aufrüstung“. Der Ein- oder Andere erinnert sich vielleicht.
Ich möchte die USA nicht in Schutz nehmen, aber ich möchte gerne bei den Fakten bleiben: NICHT die USA haben dieses Ziel vorgegeben, es wurde 2002 in Prag von den NATO-Staaten GEMEINSAM gesetzt. Es hielt sich nur kaum einer dran, besonders viele EU Länder nicht.
Wir haben schließlich ja die USA als Security und die können ihre Militärausgaben eh besser ihrem Volk verkaufen!
DENN: Das, was unsere Politiker als „Zeitenwende“ bezeichnen, also diese 100 Milliarden Euro, sind -wenn es überhaupt reicht (müsste ich nachrechnen)- diese 2% NATO-Abgabe. „Zeitenwende“ ist also reinste Verarsche. Wer sich über die Summe aufregt, sollte sich daran erinnern. „Zeitenwende“ ist nämlich eher vereinbartes Schulden bezahlen.
Da „wir“ uns also jahrzehntelang darauf verlassen haben, daß die USA unseren Türsteher spielen, wurde auch nichts in Richtung EU Strategie unternommen. Als sich Deutschland dann auch noch immer mehr von Russland abhängig gemacht hat ist den Amis der Kragen geplatzt. Das ging soweit, daß Trump die NATO schon als obsolet erklärte und auch schon konkrete Pläne für Truppenabzüge aus Europa, insbesondere aus Deutschland feststanden….
Dann kam Putin und es passierte die große Rolle rückwärts. Alles zahlen brav ihre „Zeitenwende“, auf einmal ist die NATO wieder In und auf einmal rückt auch die EU näher zusammen. Und jetzt komme ich zum Punkt:
Im Moment können wir uns noch nicht von den Amis emanzipieren. So weit sind wir noch nicht. Wenn aber die militärische Zusammenarbeit der EU steht kann man sich durchaus mal an einen Tisch setzen. Und dann kann man in Einem auch mal darüber sprechen ob man in 2 Vereinen sein muss oder ob man die NATO verlässt.
—> Habt also noch etwas Geduld! Es tut sich etwas, die militärischen Kooperationen werden neu gestaltet. Das haben wir alles Herrn Putin zu verdanken, tiptop!