Unvoreingenommen betrachtet waren die Gräben zwischen West und Ost im Kalten Krieg weitaus tiefer als heute, denn es standen sich wirklich zwei völlig unterschiedliche Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme gegenüber. Dennoch hat es die konsequente und nachhaltige Entspannungspolitik der SPD geschafft, Brücken über diese Gräben zu bauen und einen tragfähigen Frieden zu schaffen, der schließlich die Vereinigung der beiden deutschen Staaten ermöglichte.
Heute geht es um weitaus weniger. Die Gesellschafts- und Wirtschaftssysteme unterscheiden sich kaum noch, der wichtigste Unterschied zwischen dem Westen und Russland besteht darin, dass die USA seit über 20 Jahren die russischen Sicherheitsinteressen ignorieren und die EU immer weniger die Kraft aufbringt, ihre eigenen Sicherheitsinteressen vom Hegemoniewahn der USA zu separieren.
Die EU riskiert in ihrer USA-Hörigkeit nicht weniger als ihre Existenz. Denn ein Krieg NATO/Russland würde auf dem Schlachtfeld Europa ausgetragen. Da ist es für Europa eine Katastrophe, dass die große Partei der Entspannungs- und Friedenspolitik bald genauso diplomatieunfähig sein wird wie ihr grüner Koalitionspartner.