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  • slack2

mehr als 1000 Beiträge seit 03.10.2001

Vielleicht sollte man besser über Anpassungsstrategien nachdenken

Wenn sich knapp 20.000 Delegierte treffen und so ein Bullshit dabei
herauskommt, liegt irgendwo der Verdacht nahe, dass das bestenfalls
(teurer und vollklimatisierter) Konferenztourismus ist. 85% der
CO²-Emitenten können oder wollen sich nicht mit dem Problem
auseinandersetzen und die "Progressiven" 15%, wollen den Status Quo
erhalten. Also nette Absichtserklärungen ohne Konsequenzen.

Da sich das Emissionswachstum aber auf diese 85% konzentriert,
während der Anteil der 15% proportional immer weiter schrumpft, sind
selbst diese "Mikroanstrengungen" komplett sinnlos, im Zweifelsfall
werden energieintensive Industrien einfach ausgelagert. Vermutlich
konnte der Status Quo überhaupt nur gehalten werden, weil dies
bereits in großem Umfang passiert ist. 

Neulich las ich, dass allein das jährliche chinesische
Emissionswachstum größer sei, als der gesamte deutsche CO²-Ausstoss.
Und China ist ja nur ein Beispiel, Indien steht auf dem Sprung,
Brasilien, Mexico, Indonesien, Nigeria, Pakistan, Thailand/Vietnam &
Co, die werden alle einen Teufel tun und ihr Wirtschaftswachstum von
irgendwelchen CO²-Grenzenwerten abhängig machen. 

Also es dürfte nicht zu kühn formuliert sein, wenn man behauptet,
dass 9/10 der Weltbevölkerung lieber jede wie auch immer geartete
Klimakatastophe hinnehmen, als auch nur 1% ihres Wirtschaftswachstums
zu opfern. "100 Milliarden US-Dollar pro Jahr" für "die
Industrialisierung des Südens auf der Grundlage emissionsarmer
Technologien" klingt (global) nicht nach viel, nur ist das in einer
kapitalistischen Konkurrenzsituation völlig utopisch, solange
emissionsarme Technologien mehr Kosten verursachen oder weniger
Gewinn erzeugen.

Fairtrade oder eine wie auch immer geartete "klimaneutrale"
Produktion mögen hierzulande Kunden bringen, weil man sich hier den
Luxus erlauben kann, darüber zu Reflektieren, in China stieg grad
neben dem exorbitant explodierenden Fleischkonsum unter anderem der
Verkauf von günstigen Klimaanlagen um 20%, da wird nicht mal eine
Sekunde über die Konsequenzen nachgedacht und hinter China folgen
noch dutzende Länder, die erstmal vom chinesischen Aufstieg träumen. 

Welche Folgen dieses Verhalten in 50 oder 100 Jahren haben kann, ist
da so interessant wie der Hungertote in Afrika hierzulande. Ein
Umdenken wäre einzig realistisch, wenn regenerative Energien
günstiger als fossile Brennstoffe werden. Aber nicht wie hierzulande,
wo die Energiesparlampe vielleicht 80% Strom spart, aber bei ihrer
Produktion in China das 3-fache verbraucht, sondern in der
Gesamtrechnung. 

Wenn, wird vermutlich die Rohstoffknappheit der fossilen
Energieträger mehr zum Klimaschutz beitragen, als sämtliche
"Anstrengungen" beim CO² sparen, schlichtweg weil die Kostenbilanz
günstiger wird. Aber vorher werden mit Sicherheit noch Atom, Fracking
und jede andere denkbare Umweltsauerei bis zum Exzess ausgereizt.
Zumal zentral kontrollierbare Energieträger immer auch ein
Machtinstrument sind, in instabilen Zeiten kein unwesentliches
Argument. Ist ja kein Zufall, dass man hierzulande z.B. riesige
Off-Shore Windanlagen baut oder plant, obwohl noch nichtmal das Netz
dafür steht. 

Der Ausblick ist düster. Dennoch stellt sich die Frage, ob man nun
die spärlichen Ressourcen für eine Utopie verbläst, die vollkommen an
der Realität vorbei geht, oder das Geld nicht besser dahingehend
anlegt, sich an die Folgen des wohl unvermeidlichen Klimawandels
anzupassen. Beispielsweise in der Nutzbarmachung von aufgetauten
Permafrostböden. 


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