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  • archenoe

mehr als 1000 Beiträge seit 05.02.2004

Trump - Biden

Was eigentlich hindert hier so viele daran, Trump ebenso wie Biden als politische Charaktermasken eines Herrschaftssystems zu betrachten, nämlich als diejenigen, die nur auf verschiedene Weise die spätdemokratische und spätkapitalistische Herrschaftsformation der USA zum Ausdruck bringen?

Trump als vulgär-populistischer Scheinrevolutionär, der erhebliche Teile der Bevölkerungsmasse mit Sprüchen gegen das politische Establishment, gegen die verhassten Intellektuellen und die Wissenschaft allgemein (nicht gegen einzelne angeblich große US-Errungenschaften der Wissenschaft), gegen die Einwanderer, gegen die angeblichen USA-Feinde - v.a. China, aber auch Teile Europas -, gegen jede grundlegend staats- oder kapitalkritische Bewegung, gegen politisch agierende schwarze US-Bürger usw. usw. dazu motiviert, sich im Gemeinschaftswohlgefühl gegen alle diese den amerikanischen Traum angeblich zersetzenden Elemente mit Trump als Führer entgegenzustellen und die weltweite US-Hegemonie durch America First zu stabilisieren, ohne dabei zu bemerken, wie weitgehend sie sich dadurch damit abfinden, dass es ihnen beruflich, finanziell, sozial nicht nur nicht besser, sondern sukzessive eher immer schlechter geht.

Biden (mangels besserer Darsteller) als scheindifferenziert-populistischer Systembewahrer und -entwickler, der ebenfalls erhebliche, aber andere Teile der Bevölkerungsmasse mit Sprüchen zur angeblichen Liberalität und Volksnähe des politischen Establishments, zur volkswohlorientierten Förderung der Wissenschaft, für die erfolgreiche Integration der Einwanderer, für eine mild-ökologische Ausrichtung der Politik, für eine internationale Zusammenarbeit unter Führung der USA, gegen Rassismus und Sexismus, für einen sozialen Kapitalismus usw. usw. dazu motiviert, sich im Gefühl der Menschenfreundlichkeit mit allen US-Bürgern im Zeichen von Toleranz und Liberalität zu sonnen und als Weltvorbild den amerikanischen Führungsanspruch global durchzusetzen, ohne dabei zu bemerken, wie weitgehend sie sich dadurch damit abfinden, dass es nicht nur ihnen (= vorwiegend Mittelschicht), sondern auch den gefühlig wohlwollend betrachteten Schwarzen, Latinos und allgemein den "Working Poor" beruflich, finanziell, sozial nicht nur nicht besser, sondern sukzessive eher immer schlechter geht.

Diese hier nur grob umrissenen Konzepte der präsidialen US-Charaktermasken, die sich nur in systemunerheblichen Aspekten unterscheiden, weil sie beide zutiefst prokapitalistisch sind, beide die US-Hegemonie politisch, ökonomisch und v.a. auch militärisch absichern wollen, wenn auch in teils voneinander abweichender Weise, beide nur in der Wolle unterschiedlich gefärbte amerikanische Träume propagieren usw. usw., können erkennbar weniger sicher sein, dass ihre Ideologie noch längerfristig verfängt.

Trump erfährt das als aktueller Amtsinhaber zur Zeit dadurch, dass erhebliche Mengen der "Working Poor" und der unteren Mittelschicht desillusioniert sind und sich zum Teil von ihm abwenden, da sie sozial so hart aufschlagen - befeuert durch Corona und die verfehlte US-Politik in der Corona-Krise -, dass die Trump-Sprüche sich als hohle Hoffnungen oder als blanke Lügen erweisen. Das genügsame sich Abfinden mit der gesellschaftlichen Bedeutungslosigkeit in wachsender Existenznot hat eben dann doch konkrete Grenzen im individuellen Leidensspektrum. Da hilft auch kein Gefühl innerer Stärke mehr, weil man es angeblich denen da oben mit Trump mal so richtig zeigen kann.

Biden, sofern er Präsident werden sollte, wird das auf andere Weise erfahren, weil sich die weltoffenere Variante spätkapitalistisch spätdemokratischer Herrschaft, die das sogenannte gute Gewissen der gebildeteren US-Amerikaner bedient, als ebenso untauglich erweisen wird, die sozialen und ökologischen Verhältnisse nachhaltig zu verbessern, die soziale und ideologische Spaltung der Bevölkerung zu überwinden und die globale US-Hegemonie problemlos zu stabilisieren.

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