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  • ozd

125 Beiträge seit 07.04.2022

Branko Marcetic: Trump-Phobie ist eine einzige große Show + Opportunist Vance

Wie bereits seit Jahren vermutet, bestätigt Branko Marcetic in JACOBIN in einem kurzen Stück, dass das Establishment der Demokraten in erster Linie Angst vor wirklicher politischer Veränderug hat in der Person von Bernie Sanders.
Nicht vor Trump.

Der Titel des Artikels macht es schon deutlich:
"Demokraten geben jetzt offen zu, dass sie Biden dazu gedrängt haben, Bernie zu blockieren"
https://jacobin-com.translate.goog/2024/07/joe-biden-bernie-sanders-democrats-2020-primary-trump?_x_tr_sl=auto&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de&_x_tr_pto=wapp

Und der entscheidende Absatz:
"(...)
Und obwohl die führenden Köpfe der Partei Berichten zufolge insgeheim an Bidens Fähigkeit zweifelten, tatsächlich zu gewinnen, und öffentlich feststellten , dass seine Chancen deutlich nachgelassen hatten, waren sie gezwungen, sich hinter ihn als einzigen Kandidaten zu scharen, der Sanders stoppen konnte, weil keiner der anderen viel Unterstützung von nicht-weißen Wählern hatte. (Übrigens sagen die Demokraten jetzt ausdrücklich, dass sie bereit sind, eine zweite Amtszeit Trumps zu akzeptieren, und dass sie seine Wiederwahl eigentlich nicht für so existentiell halten, wie sie gesagt haben). Das waren keine neuen Beobachtungen, aber viele Jahre lang waren sie in den Mainstream-Kreisen undenkbar.
(...)"

Natürlich ist für den DNC das Ziel einen siegreichen Kandidaten zu gewährleisten. Aber wenn es ans Eingemachte geht, ist auch den Milliardären ihr goldbesticktes Designerhemd näher als die Hose und sie unternehmen alles um den "Sozi" zu stoppen.

Denn die wirkliche Gefahr ist eben die eigene Parteibasis und nicht "Orange Man".
Auch wenn das ununterbrochen auch bei uns so präsentiert wird.

Das Drehbuch von 2020 war also im Kern dasselbe wie schon 2016.

Von solchem Machiavellismus ausgehend dürfte man auch nicht überrascht sein, wenn - wer weiß - möglicherweise ein Attentat in Kauf genommen worden ist, mit den damit verbundenen, nicht unwillkommenen politischen Konsequenzen.

Welche das im Einzelnen gewesen sein könnten, darüber sollen sich die "Experten" die Köpfe heiß reden, aber ein Abdanken von Biden zu erzwingen, hätte ja u.U. im Interesse beider Parteien gelegen. Reine Spekulation natürlich.

Wer sich an Filme wie "Bob Roberts" erinnert, Tim Robbins (1992), oder "Bulworth", Warren Beatty (1998), oder "Die Erfindung der Wahrheit", John Madden (2016) , weiß nur zu gut, dass inszenierte Attentate als Wahlkampf/Polit-PR zum festen Repertoire in Hollywood-Stories gehörten, in einer Zeit als Hollywood noch ein klein wenig erwachsener war.

Die monotone Hysterie, die gegen die Republikaner zum Standardrepertoire von SNL geworden ist und im Grunde Bestandteil jeder Veranstaltung, seien es Oscars, Emmies, Golden Globes oder die zahllosen Charity-Auftritte, hat inzwischen einen Bart, der reicht bis zum Mississippi. Und damit lassen sich bestimmt auch keine Wahlen (mehr) gewinnen.

Dass nun "running mate" Vance ein großer Schaumschläger ist und karrieristischer Wendehals, passt da nur ins Bild.

Der Politologe Gabriel Winant (University of Chicago) hat zu Vance übrigens 2023 einen recht langen Essay verfasst, aus dem ich ein kurzes Stück zitieren möchte:
siehe:
https://www.nplusonemag.com/issue-45/politics/j-d-vance-changes-the-subject-2/
dt.:
https://archive.is/hHFhp

"(...)
In diesem Sinne ist Vances Form rechtsextremer Politik so bedrohlich, weil sie auf primitive, perverse Weise auf etwas Reales reagiert. Wir sind unter einem Trümmerhaufen gefangen, einer Ansammlung sozialer und historischer Traumata, aus denen wir größtenteils nicht herauskommen können. (...) „Erinnerung“, sagt Freud, „weicht dem Ausagieren … der Patient holt aus dem Arsenal der Vergangenheit die Waffen hervor, mit denen er sich verteidigt. “ Zunächst versuchte Vance, sich zu erinnern – das war das Buch. Aber es gab einen Markt für seine Erinnerungen, ein Publikum, das hören wollte, dass die Armen schuld seien. Da er einen armen Menschen zur Hand hatte, dem er die Schuld geben konnte – seine Mutter –, bediente er diesen Markt, verzerrte aber seine Darstellung von sich selbst. Die Erinnerung war kommerziell erfolgreich, konnte aber keinerlei Zugang zu echter Wahrheit finden. Also suchte er nach Waffen und stellt nun Bilder von sich online, auf denen er Maschinengewehre in den Himmel richtet.
(...)"

(Und ja, auch dieser Autor ist nicht frei von oben monierter Ideologie.)

p.s. Es sollte allen klar sein, dass am Ende, wenn ein DT die Wahl gewinnt, nichts Weltbewegendes geschehen wird. Mag sein, dass er den Krieg in der Ukraine wird einfrieren können. Und das wäre das Mindeste. Aber eigentlich haben wir so viel größere Probleme, die sich mit ihm ebenso wenig werden lösen lassen wie mit jedem anderen Kandidaten, den die US-Elite zulassen würde. Und das ist leider das einzige was wirklich zählt. Oder um es apodiktisch mit Emma Goldman zu sagen (andere meinen Tucholsky): "Würden Wahlen etwas verändern, hätte man sie längst verboten". In den USA bewahrheitet sich das offenbar zum x-ten Mal.

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