daodot schrieb am 30.05.2022 12:32:
Land. Volk. Raum. Vaterland. Religion - diese Dinge sollten nie mehr das politische Handeln bestimmen.
Ich wiederhole meine Frage: was sollte denn stattdessen das politische Handeln bestimmen? Es reicht nicht zu sagen, dass alte Werte nichts mehr gelten sollen, man muss auch etwas haben, was an deren Stelle treten soll.
Europa hat zwei fürchterliche Weltkriege gebraucht, um das zu kapieren. Nur in Russland hat sich das offenbar nich nicht herumgesprochen.
Zu Europa gehören auch Großbritannien und Frankreich. Diese beiden Länder waren Anführer im Krieg gegen Libyen, der bis heute andauert und das Land vollständig zerstört hat.
Auch am Krieg gegen Syrien sind beide beteiligt. Im Hintergrund machen auch andere EU-Länder mit.
Wenn in Westafrika ein Putsch oder Bürgerkrieg stattfindet, kann man sicher sein, dass die Franzosen ihre Finger im Spiel haben.
Außerdem hat die EU 10 Jahre lang einen Angriffskrieg gegen Jugoslawien geführt, hat Belgrad bombardiert (sogar mit Uran-Munition, die bis heute Gesundheitsschäden verursacht) und hat Serbien zerrissen.
Deutschland sollte am Hindukusch verteidigt werden, und viele europäische Länder gehörten zur "Koalition der Willigen", die den Angriffskrieg gegen Irak führten.
Selbstverständlich macht Europa auch bei allen US-Sanktionen bereitwillig mit, auch bei solchen, die nachweislich viele unschuldige Zivilisten, v.a. Alte, Kranke und Kinder töten. Beispiel Irak.
Aktuell unterstützt Europa einen Krieg in der Ukraine, in dem es um all die Werte geht, die du verachtest. Dass Europa auf einen friedlichen Ausgleich hinarbeiten würde, ist hingegen nicht zu erkennen.
Was genau also hat Europa kapiert?
Meinst du etwa die Gründung der Montan-Union bzw. der Europäische Wirtschaftsunion bzw. der Europäischen Union als solches?
Es stimmt, dass die Montan-Union und ihre Folgeorganisationen unter dem Eindruck des Leids und der Zerstörung im 2.WK zustande kamen. Grundlage war der sogenannte Schuman-Plan von Schuman und Adenauer, der auf Initiative von Jean Monnet zustande kam.
Aber zum einen hat Großbritannien unter Margaret Thatcher seinerzeit den Beitritt zur EU durchgesetzt, mit dem Argument, nur von innen heraus könne man die EU ausbremsen - was zeigt, dass man die Motive für eine Mitgliedschaft in der EU sehr differenziert sehen muss.
Zum anderen ist die EU längst zum zivilen Arm der NATO mutiert, was sich z.B. darin zeigt, dass Mitgliedschaft, mindestens aber eine Zusammenarbeit mit dieser Militärorganisation als fester Bestandteil in EU-Assoziierungsabkommen enthalten ist.
Derzeit ist in Brüssel sehr viel von einer militärischen Aufrüstung zu hören.
Kurzum: Europa ist also weit davon entfernt friedlich zu sein und auf Kooperation, Toleranz und Diplomatie zu setzen, und entfernt sich davon immer weiter.
Inzwischen wird sogar die Angst vor einem Atomkrieg als "Panikmache" zurückgewiesen.
Es lohnt sich nicht, Grenzen militärisch zu verschieben. Kooperation bringt viel weiter.
In diesem Zusammenhang sei an Putins berühmte Rede vor dem Bundestag erinnert.
Hast du den Eindruck, dass Europa bei Russland in den letzten sagen wir 20 Jahren auf Kooperation setzte? Das Gegenteil ist der Fall. Russlands ausgestreckte Hand wurde viele Male ausgeschlagen.
Jetzt sehen wir die Konsequenzen aus dieser Politik. Genauer gesagt: jetzt fangen wir an die Konsequenzen zu sehen; wer weiß, wo uns das noch hinführen wird.