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Avatar von Species 8472
  • Species 8472

mehr als 1000 Beiträge seit 11.10.2013

Die Vergangenheit existiert nicht!

> Was mich deine Meinung in keinster Weise teilen lässt:
> 1. du folgst völlig einseitig dem Narrativ des Kremls…

Ein tolles.Argument: Die Aussage passt nicht in mein Weltbild, also ist sie falsch. Sowas nennt man religiösen Dogmatismus.

> 2. du berufst dich auf Natointerventionen in der Vergangenheit, die überhaupt gar keinen Bezug auf den Ukrainekonflikt haben und nimmst allein die Natoverfehlungen der Vergangenheit als Argument für ein nebulösesFehlverhalten auch im Ukrainekonflikt.

Da wir wir in der "zivilisierten Welt" alle wissen, unsere eigenen Verfehlungen - wenn aktuell - stets die Schuld der Anderen; und wenn nicht mehr aktuell stets nicht mehr vergleichbar sind kann man das dogmatische Weltbild stabilisieren.

> ... nebulösesFehlverhalten auch im Ukrainekonflikt. ...

So nebulös war das gar nicht.

Der Maidan-Putsch war konstruiert und von den USA zumindest mitfinanziert. Das ist ein bekannter Fakt; sagte Frau Victoria "Fuck the EU!" Nuland, auch vor dem eigenen Kongress. Die Machtübernahme erfolgte unter Bruch der ukrainischen Verfassung, und war damit ein ähnliches Modell, wie in etlichen anderen Staaten, nicht angefangen bei Chile und nicht endend bei Venezuela, dessen von der "zivilisierten Welt" anerkannter Präsident übrigens kürzlich endgültig abserviert würde, ohne dass unseren Leidmedien das allzu viel Aufmerksamkeit wert war. (Er ist übrigens, ein politisches Kuriosum, immer noch aus Sicht des Westens der einzige anerkannte Präsident ohne Regierung.)

Damit war die Konstruktion nicht nur Mal wieder eine Einmischung in innere Angelegenheiten eines fremden Staates, sie war - UND IST BIS HEUTE - auch verfassungswidrig. Dass darauf Widerstand einsetzte, dürfte hoffentlich verständlich sein.

Aus danach ist es wenig nebulös: Das Massaker von Odessa, dem 60 Menschen zum Opfer fielen, ist - Oh Mirakel! Oh Wunder! - bis heute ebenso komplett unaufgeklärt, wie die Schüsse auf Demonstranten und Polizisten in Kiew. War ja auch nix besonderes, nicht wahr?!

Nun ja, und auch danach war es wenig nebulös: Insbesondere der Osten des Landes intervenierte gegen diesen "westlich-zivilisierten" Umgang mit Verfassung und Strafrecht. Das jedoch fand man im zivilisierten Westen befremdlich und rüstete zunächst vor allem Nazi- und profaschistische "Regimenter" mit Waffen und militärischem Wissen aus.

Das Ergebnis? Etwa 15.000 tote Ukrainer, auch dank "zivilisierter Waffen und ebenso zivilisierten Knoff-Hoffs". Auch das ein bekannter Fakt.

Und auch die Entwicklungen im Zuge des vom zivilisierten Westen mitfinanzieren Abschlachtens der eigenen Bevölkerung sind wenig nebulös: Da man mit Widerstand nicht weiterkam, ging man zur Sezession über. Das ist dem zivilisierten Westen natürlich unangenehm, wenn die Menschen ihr völkerrechtlich verbrieftes Selbstbestimmungsrecht gebrauchen. Erlaubt darf das nur sein, wenn es, wie in Jugoslawien, dem Westen nutzt, nicht jedoch, wenn es ihm, wie in der Ukraine oder in Spanien, schadet.

Nennt sich übrigens neuerdings deshalb auch nicht mehr Völkerrecht, sondern "regelbasierte Ordnung".

3. Die Ukraine ist ein, von der Völkergemeinschaft anerkannter Staat in seinen Grenzen von 2013. Er wird regiert von einer demokratisch gewählten Regierung.

Nun diesen Punkt habe ich in der vorangegangenen Lüftung deines subjektiven Nebels abgehandelt: Der zweite Punkt ist, so unangenehm das jetzt sein mag, schlicht unwahr. Und dem ersten Punkt steht völkerrechtlich eine Sezession nicht im Weg. Nur demokratisch sollte sie sein. Daher erstaunt es doch sehr, dass die zivilisierten Welt so vehement gegen demokratische Referenzen streitet. Nicht, dass die durchgeführten solche sein müssen: Man könnte sie doch zu wiederholen anbieten, oder?! Fürchtet man in der zivilisierten Welt die Demokratie so sehr?

>> Mit welchen Recht sollte RU, dass selbst bis 2014 die Souveränität der Ukraine anerkannt und sogar als Schutzmacht garantiert hat, und bis zum 22.2.22 sogar die Ukraine inkl. Donbas/Exkl. Krim das Recht haben, diesen Staat zu überfallen?

Auch das ist wenig nebulös: Mit demselben Recht, mit dem die NATO - übrigens völkerrechtswidrig - Jugoslawien bombardierte. Wie oben erwähnt starben bereits 15.000 Menschen im ukrainischen Bürgerkrieg nach dem von den USA mitfinanzieren Putsch.

Das kann man bis zum bitteren Ende mitanschauen, oder man interveniert. Russland hat sich dabei - anders als der zivilisierten Westen und die NATO - jedoch aus irgendeinem unerfindlichen Grund noch halbwegs ans Völkerrecht gehalten: Man reagierte auf den Hilferuf der frisch sezessierten Volksrepubliken. Dabei brach man sicherlich hier und da auch das Recht, beugte es zumindest (das zu beurteilen wird Aufgabe des juristischen Streits sehr viel berufenerer Leute sein), doch, und darauf will ich hinaus, der "zivilisierte NATO-Westen" lieferte dafür die Blaupausen.

Das einzige, was man den Russen hier also vorwerfen kann (was also letztlich auch du machst, wenn du auf den großen Zeitabstand verweist, ist ihre zu große Geduld. Statt 8 Jahre lang zuzuschauen und - GEMEINSAM MIT DEM WESTEN - politische Lösungen zur Beendigung des blutigen Konflikts zu fordern, hätten sie gleich im Jahr 2014 Kiew bombardieren sollen?! Ist es das, was du meinst?

> 4. Warum kritisiert man angesichts dieser Tatsachen dann zuvorderst auch gerade die NATO?

Ich denke, das ergibt sich aus dem Bild: Wenn ein Dieb einen anderen Dieb des Diebstahls bezichtigt, ist es schon absurd. Wenn jedoch der eine Dieb sagt, sein Diebstahl sei Recht, der des anderen müsse jedoch hart bestraft werden, wird es lächerlich.

Das Kehren vor der eigenen Tür ist systemisch existenzieller Bestandteil absolut jedes rechtsstaatlichen Systems. Alles andere degeneriert zur dogmatischen Willkür, wahlweise diktatorischer oder kolonialer, die wir mit der Aufklärung hinter uns lassen wollten. Gerade das sollte das existenzielle Leuchtzeichen der "westlichen Zivilisation" werden.

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