knarr schrieb am 30.09.2020 15:38:
…wenn die Ökonomisierung der Wissenschaft Selbstausbeutung fördert fände ich die subjektiven Gründe zur Selbstausbeutung hochinteressant.
Das hier ist keine Psychotherapie, sondern ein öffentliches Forum.
Da Sie aber höflich und beharrlich danach fragen, gebe ich Ihnen meine Vermutung mit auf den Weg, dass manche Menschen tief in ihrer Person vielleicht so beschädigt sind, dass sie denken, ihren Wert (als Mensch, als Subjekt in dieser Gesellschaft) durch das Erreichen von Karrierezielen (mit anderen Worten: das Erfüllen und Über-Erfüllen von Erwartungen) beweisen zu müssen.
Warum gehen manche Menschen denn so weit für den Erfolg? Selbst in Bereichen, in denen es viel mehr zu verdienen gibt, kann man das allein mit den Stichworten "Macht und Geld" nicht erfassen, finde ich.
Sie scheinen vieles ebenfalls ungerecht zu finden, wenn auch auf einer vielleicht höhere Ebene als meine Wenigkeit, weshalb mir vielleicht die Kontingenz für Ihren Standpunkt abgeht, weil es weiter unten wesentlich ungerechter zugeht, wie mir scheint.
Wenn wir einen Wettbewerb der Form "finde die größte Ungerechtigkeit" starten, befinden wir uns schon in einer Abwärtsspirale. Darum ist mir das Aufzeigen der Ursachen des Systemversagens wichtig, um zumindest theoretisch darzulegen, wie es besser sein könnte.
Die größte wie allgemeine Ungerechtigkeit ist doch, dass die Einen den Mist machen und damit prächtig verdienen, doch andere ihn aufräumen müssen. Die einen wären (moralisch gesehen) verantwortlich; die anderen werden verantwortlich gemacht.
Und Sie machen den Job an der Uni mutmaßlich nicht aus Verlegenheit. Und war es nicht so, im Psychologieprogramm hatten Sie ein festes Einkommen, während die Geschichte gegen die NWO durch die Mühlen der Justiz ratterten, um letztlich Gerechtigkeit einer zurecht ungerecht empfundenen Abspeisung zu erfahren?
Es stimmt schon: Seit meinem Wechsel in die Niederlande habe ich keinen Grund, mich über das Gehalt zu beschweren.
Beim immerhin achtjährigen Rechtsstreit gegen die NWO war das Geld aber nicht entscheidend: Die Gerichtskosten sind im Verwaltungsrecht hier auf ca. 180 Euro in erster und ca. 260 Euro in zweiter Instanz gedeckelt (für die Bürger). Die Kosten der Juristen trug die Rechtsschutzversicherung. Die taten aber auch nur wenig und ein Großteil der Arbeit blieb an mir hängen.
Es war ein Tropfen auf den heißen Stein. Die Spielreglen wurden minimal geändert. Im Großen und Ganzen geht es aber so weiter wie vorher. In dem Sinne hat es schon etwas vom Kampf gegen die Windmühlen. Ich halte es aber für eine wichtige persönliche Lernerfahrung und würde es jederzeit wieder so machen (andere, die sich seitdem an mich wandten, hörten nach einem oder zwei Rückschlägen auf).