Ansicht umschalten
Avatar von the observer
  • the observer

mehr als 1000 Beiträge seit 18.07.2001

Anmerkungen

 "In seiner Stellungnahme zum Treffen stellte Heisenberg das Gespräch
so dar, dass zwar andeutungsweise über die Anwendung der Kernspaltung
für die Waffentechnik gesprochen worden sei, er aber den horrenden
Aufwand einer solchen Entwicklung in Kriegszeiten kaum für machbar
hielt" (G. Palm).

Herbert Hörz schreibt in seiner Heisenberg-Biografie (Werner Heisenberg
und die Philosophie, Verlag der Wissenschaften, Berlin  1966) unter
anderem:

"In Deutschland sandte am 5.12.1941 der Chef der Forschungsabteilung im
Oberkommando des Heeres ein Rundschreiben an Professoren und
Institutsdirektoren, die mit der Kernenergiegewinnung zu tun hatten...
Die Arbeiten des von der Arbeitsgemeinschaft übernommenen Vorhabens
bedingen einen Einsatz, der bei der augenblicklichen Wehrersatz- und
Rohstofflage nur verantwortet werden kann, wenn Gewißheit besteht, in
absehbarer Zeit eine Anwendung zu erreichen..." Kurz darauf, so Hörz,
"...wurde beschlossen, die Arbeiten aus dem Heereswaffenamt
herauszunehmen und dem reichsforschungsrat zu übertragen. Dort sollten
sie als reines Forschungsvorhaben betrieben werden."

Das war nur wenige Monate nach dem erwähnten "Geheimtreffen".
Möglicherweise deutete sich da diese Entwicklung schon an?

Zur Frage - ich zitiere G. Palm - "...er [Heisenberg] habe den Bau der
Atombombe für das Dritte Reich behindert, indem er die aufwändige
Konstruktion in Kriegszeiten für nicht machbar erklärte..." lassen wir
außerdem noch einmal C. F. v. Weizsäcker zu Wort kommen, der lt. H.
Hörz in einem Gespräch zwischen ihm, Hahn, Heisenberg und Wirtz am 6.
August 1945 gesagt hat: "Ich denke, die Hauptursache unserer Mißerfolge
bestand darin, daß der größte Teil der Physiker aus prinzipiellen
Erwägungen es nicht wollten. Wenn wir den Sieg Deutschlands gewollt
hätten, dann wäre uns sicher der Erfolg gelungen."

H. Hörz sieht als Ursachen für die deutschen Mißerfolge des
Atomwaffenprogramms das Fehlen von Koordination zwischen den einzelnen
Forschergruppen, das fehlende Interesse vieler Forscher, an einenm
einheitlichen Programm im Interesse des deutschen Staates zu arbeiten,
aber auch die "...von humanistischer Gesinnung diktierte[n] passive[n]
Zurückhaltung gegenüber dem Bau einer Atombombe". Er meint auch, die
"...deutschen Gelehrten wußten bedeutend mehr, als sie in offiziellen
Berichten angaben. Das scheint die These von Goudsmith [Leiter der
amerikanischen Spezialtruppe, die 1945 die deutschen Wissenschaftler
finden und internieren sollten - the_observer] zu bestätigen, daß es
den deutschen Forschern bei ihrer Argumentation mit der
Kriegswichtigkeit ihrer Ergebnisse nur um größere Mittelbereitstellung
für ihre Forschungen ging."


Bewerten
- +
Ansicht umschalten