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259 Beiträge seit 19.06.2002

Komplexe Problematik

Stell dir vor, du lebst in einem Haus, das schon
deinem UrUrUrgrossvater gehoert hat. Mit ein bisschen
Garten ringsrum und einer kleinen Weideflaeche fuer
Nutzvieh, vielleicht auch das Grundstueck angrenzend
an einen See mit kleinem Angelsteg.
Und dann kommt jemand daher und sagt dir, dass nun
ein ziemlicher Teil des Grundstueckes nicht mehr dir
gehoeren soll. Und da er ein grosser Held mit ein
paar Pistolen ist, duldest du es. Ausserdem sagt er,
dass die Leute, die nun auf deinem Grundstueck wohnen
werden, Ahnen haben, die auch mal da gewohnt haben.
Zwar vor dem 30jaehrigen Krieg, aber sie waren mal da.
Nach einer gewissen Zeit des Abtasten und Beschnupperns
kommen nun die Neuen auf deinem vom UrUrUrgrossvater
ererbten Land auf die Idee, dass du immer noch zuviel
Land von dem Grundstueck besitzt. Sie fangen an, deine
paar Obstbaeume abzuernten, Weidezaeune zu versetzen und
kleine Angelhuetten zu bauen. Dann schlachten eine
deiner schoenen Schwarzbunten Kuehe - sie haben ja
schliesslich Hunger.
Wie lange wuerdest du stillhalten? Ehrlich, wie lange?

Andersherum:

Stell dir vor, du bist auf Wanderschaft. Nicht nur du
allein, sondern deine ganze Familie. Seit Jahren ziehst
du von Ort zu Ort, von Land zu Land. Einige, ein Onkel
hier, eine Schwester dort, entschliessen sich in einem
dieser besuchten Laender zu bleiben. Aber du ziehst weiter.
Weil du weisst, dass es ein Land gibt, wo du eigentlich
hin willst. Du weisst es, weil deine Ahnen dort gelebt
haben. Du weisst es, weil dich eine Sehnsucht treibt.
Und dann kommt jemand und sagt dir, dass du nicht weiter
wandern musst. Und er sagt dir, dass du heimkehren kannst.
Und du glaubst ihm, da er ein grosser Held mit ein paar
Pistolen ist. Dann gehst du hin und siehst, dass dort
Zaeune stehen, hinter denen Leute wohnen, Leute, die schon
seit UrUrUrgrossvaters Zeiten da leben. Immerhin hast du
ein bisschen von diesem Grundstueck abbekommen, denkst du.
Aber nach einer Weile stellst du fest, dass deine Familie
Hunger leidet, der Onkel und die Schwester sind ebenfalls
heimgekommen. Du denkst, dass diese anderen da ja eigentlich
auf deinem Land leben. Es gehoerte deinen Ahnen und nun sind
sie hier. Aber deine Familie waechst und du nimmst ein
paar Aepfel von den Baeumen - eingentlich stehen die sowieso
auf deinem Land. Und der grosse Held hat dir ja gesagt,
dass du nimmermehr wandern musst, dass du zu Hause sein kannst.
Also bist du nun zu Hause. Und Hausherr. Und die anderen
wollen nicht gehen. Sie sagen sogar, dass du wieder gehen
sollst. Nach all den Jahren des Wanderns wieder gehen? Niemals.
Sie drohen dir, dich zu vertreiben - also wehrst du dich.
Du erleidest Sticheleien und Angriffe. Immer und immer wieder.

Wie lange wuerdest du stillhalten? Ehrlich, wie lange?

Regards
DDT
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