Ansicht umschalten
Avatar von dieGrüneFee
  • dieGrüneFee

mehr als 1000 Beiträge seit 22.11.2006

"Doppelte Buchführung" in der Logik nennt man Zirkelschluß ...

ich gebe zu, der Artikel war schwer zu lesen, ohne befangen zu sein.

Es ist keine Analyse - eher ein Wunschzettel, eine westliche Auflistung an Konjunktiven (Möglichkeitsformen....), wie das weitergehen könnte. Fast jede Behauptung hatte den Beweis schon in der Annahme...

...also eine Fiktion. Ich mußte beim Lesen ständig an Gabriele d'Annunzio denken, der mal eine unverteidigte Adria-Sadt besetzt hat - und dann den Rest seines Lebens den Krieg mit Gedichten glorifiziert hatte...

Es ist deshalb keine Analyse, weil die russische Sicht gar nicht, bzw. fehlerbehaftet reflektiert wird.

Argumentiert wird da zum Beispiel mit einem Gleichgewicht an Blutzoll. Das ist deshalb absurd, weil es für Russland keinen zu hohen Blutzoll gibt: es geht denen nicht um Soldaten, auch nicht um die Ukraine - das russische Kriegsziel ist das Überleben Russlands!

Daher ist der Westen längst seiner eigenen Denkgewohnheit (oder seinem Momentum...) erlegen, weil er den Angriff auf die Ukraine mit dem eigentlichen Ziel Russlands verwechselt:

Die Russen sind in der Ukraine nicht einmarschiert wegen Territorium, sondern wegen der NATO. Ergo werden sie nur gehen, wenn die NATO verschwindet - und zwar mit Garantie und ohne Wiederkehr.

Das sind die russischen Bedingungen - und sie waren schon vor dem Krieg bekannt! Der Westen erliegt damit seiner eigenen Propaganda - und in einer Mediengesellschaft auch sehr wahrscheinlich.

Der Westen (und seine Analytiker...) machen nun den Fehler, Russland zu bequatschen und von Blutzoll zu schwurbeln. Nun, Putin ist nicht Gorbatschow: würde er sich davon leiten lassen, hätte er aus der Geschichte nichts gelernt. Sein Werdegang legt nahe, daß er eher schnell lernt.

Nein, Putin ist kein zweiter Glücksfall für die NATO...

Daher irrt hier der Author, denn die Währung für Verhandlungen lautet nicht "Blutzoll", sondern "Vertrauen".
Eine typisch westliche Schlamperei hinsichtlich Gültigkeit und Bezügen. Eine Eklektik, keine Analyse.

Eigentlich Prosa.

Damit ist der Westen von der behaupteten Bereitschaft ganz weit entfernt. Genau genommen: abwesend.

Die Geschichte hört ja nicht mit einem Frieden auf: NATO-Raketen in der Ukraine bedeuten ja, daß der Krieg für die Amerikaner immer billiger und immer weiter weg von zu Hause stattfindet.

Daher meine Frage: glaubt hier jemand im Ernst, daß die Amerikaner das NICHT! irgendwann nutzen würden?

Wenn Russland hier nicht gewinnt, wird der nächste und bereits absehbare (und sicher geplante...) Konflikt viel schlimmer.

Ich würde also Europa spätestens verlassen, wenn der Westen anfängt, die Folgen dieses nächsten Konflikts zu marginalisieren...

Liest man den Artikel, merkt man auch einen weiteren typisch westlichen Denkfehler:

westlichen "Experten"/Spezialisten stehen in Russland Globalisten gegenüber - man redet also aneinander vorbei. Hauptsächlich, weil der Westen den Unteraspekt der Annexion unzulässigerweise extrapoliert:

Für die Russen lautet das Problem: 100 Jahre Nationalismus in der Ukraine UND! Aufrüstung durch die NATO.

Politik ist das Schaffen von Fakten. Deswegen ist auch die Vorbereitung eines Krieges Teil des Konflikts (der strategische Teil...). Die Amerikaner haben den Krieg in der Ukraine bald nach dem Zusammenbruch des Warschauer Paktes vorbereitet. Nicht die Russen in Kuba. Das ist alles bekannt.

Um meinen Post abzuschließen, möchte ich zwei Bedingungen westlicher Kriegsführung beleuchten, die meiner Meinung nach nicht durchgehalten werden können.

das eine ist der erwähnte Blutzoll, da sind die Russen 3:1 im Vorteil.
Das Bundeswehr-Soldaten oder GIs in Kisten oder Säcken heimkehren, dürfte den Konflikt eher verkürzen. Das sollte man der Ukraine vielleicht mal sagen - mit Verweis auf Saigon, Kabul oder Mogadischu...

Die zweite Bedingung ist, daß die NATO nur aus Distanz angreifen (oder"verteidigen") kann. Niemals selbst wird sie Truppen stellen. In der Ukraine kann sie Haubitzen und Raketen als Hilfe taggen - in Polen & Co geht das nicht, da weder Bündnisfall noch Ukraine in der NATO...

Beides wäre der Öffentlichkeit nicht dauerhaft zu vermitteln, die ja schon jetzt ob der ganzen Desinformation gespalten ist.

Und die Russen wissen das ...

ps:
wer mal was Spanndendes über Schwarmintelligenz lesen will: die SS-N-19 Shipwreck . Das war 1983 und ein Pentium 20 noch einige Jahre weg... ;-)

https://de.wikipedia.org/wiki/SS-N-19_Shipwreck#Technik

Ob eine Waffe zum Angreifen oder der Verteidigung dient, erkennt man an ihrer Effizienz: ein Angreifer braucht höhere Reichweite, weil er über fremden Territorium agiert. Und weil ihm dort keine Bodenunterstützung zur Verfügung steht, muß er auch den ganze Navi- und Waffenleitkram mitschleppen.

Nun ratet mal, wer der Agressor ist - wer die meisten Flugzeugträger, Lufttanker, Satelliten und YouTube-Videos braucht? Letzteres entspricht der Reichweite im Internet... +o(

Alle Vergleiche von Russland und Amerika, die diese Regel mißachtet, sind irreführend und taugen bestenfalls fürs Quartett auf dem Schulhof. Dort werden wir von Papierwerten geprägt... ;-)

Bewerten
- +
Ansicht umschalten